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Was würdest du tun, wenn du ein bedingungsloses Grundeinkommen hättest?
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Was würdest du tun, wenn du ein bedingungsloses Grundeinkommen hättest?

Jasmin Schreiber
04.08.2017
6 min Lesezeit

Als Michael Bohmeyer aus seinem mitgegründeten Online-Shop ausstieg und weiterhin jeden Monat rund 1.000€ Gewinnbeteiligung ausgezahlt bekam, stellte er fest, dass das eine Menge Sicherheit und Entscheidungsfreiheit mit sich brachte. Dadurch reifte in ihm der Wunsch heran, diese positive Erfahrung in Form eines bedingungslosen Grundeinkommens (kurz: BGE) auch anderen Menschen zukommen zu lassen. Er startete eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext, die ein durchschlagender Erfolg war und sammelte statt der angepeilten 12.000€ über 50.000€ ein. Wir haben mit Maheba Goedeke von der daraus entstandenen Initiative "Mein Grundeinkommen" gesprochen um herauszufinden, wie es nach dem Crowdfunding weiterging.

Es entstand eine Massenbewegung

Aus einer kleinen spontanen Idee ist eine riesige Bewebung entstanden: 700.000 Nutzer sind auf der Webseite mein-grundeinkommen.de angemeldet, 40.000€ gehen jeden Monat als Crowdhörnchen-Spende ein. Crowdhörnchen sind hierbei Menschen, die jeden Monat einen festen Betrag an den gemeinnützigen Verein spenden –wieviel davon in die Vereinsarbeit fließt und wieviel in die Verlosungen geht, kann man hierbei selbst festlegen. Immer, wenn 12.000€ zusammenkommen, wird ein Jahr Grundeinkommen verlost – gerade wurde das 105. BGE vergeben. Auch das Team ist gewachsen: 20 Menschen kümmern sich um dieses gesellschaftliche Pilotprojekt.

Das meingrundeinkommen.de-Team

Ein Jahr Grundeinkommen verändert Leben

Wie geht es jemandem, der gerade ein Jahr Grundeinkommen gewonnen hat? „Es gibt da ganz verschiedene Erfahrungen,“, erzählt uns Maheba, „viele sagen, sie könnten besser schlafen und das wichtigste Gefühl ist hier definitiv die Sicherheit. Andere wiederum haben sich empowert gefühlt, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben." Ein gängiges Vorurteil ist ja, dass niemand mehr arbeiten gehen würde. „Bisher hat nur eine Person den Job gekündigt – im Callcenter, das war Christoph. Stattdessen hat er dann ein Pädagogik-Studium begonnen.“ 

Andere wiederum haben sich empowert gefühlt, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

Und Maheba hat noch mehr Geschichten für uns: „Kathrin ist selbstständige Grafikerin und wurde sehr produktiv in ihrem BGE-Jahr. Sie musste sogar aufpassen, dass sie nicht zu viel arbeitet und hat sich durch die finanzielle Sicherheit stärker in der ehrenamtlichen Kunstszene verwirklichen können. Valerie ist eine junge Frau, deren Baby ein Grundeinkommen bei uns gewonnen hatte. Ihr Mann ist gerade aus Mali nach Deutschland gezogen und war dabei, Deutsch zu lernen. Durch das BGE konnte sie sich als Architektin selbstständig machen und die Familie ernähren. Mark hatte die Krankheit Morbus Crohn und damit immer wieder Probleme, da sich die Symptome durch (beruflichen) Stress verstärken. Durch das Grundeinkommen konnte er das erste Mal in seinem Leben Kortison absetzen, weil sich seine Werte so stark verbessert hatten.“

Auf dem Foto: Valerie mit ihrer Familie

Angst vor einer Neiddebatte

Viele Gewinner des Grundeinkommens haben laut Maheba berichtet, dass sie anfangs eher zögerlich waren, ihren Gewinn zu kommunizieren. Sie sorgten sich, dass es zu einer Neiddebatte käme, andere wiederum spürten extremen Druck, jetzt noch mehr zu leisten und waren erst einmal überfordert. Dennoch hat sich bei den meisten alles nach einer Weile eingependelt und sie konnten ihren Gewinn – der ja explizit bedingungslos sein sollte – genießen.

Natürlich ist es eine harte Umstellung, wenn das Jahr vorbei ist. „Die Leute müssen sich wieder neu sortieren und es war für alle wieder eine Umgewöhnung, dass diese Sicherheit wegfällt. Bei manchen kam die Existenzangst zurück, viele hatten jedoch in Weiterbildungen investiert, was sich auch nach dem BGE-Jahr und für den gesamten zukünftigen Lebensweg gelohnt hat."

Masterplan: Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens

Inzwischen wurden schon über 1.000.000€ für Grundeinkommen gesammelt, alles aus Kleinstspenden. Doch das Ziel des Vereins ist es nicht nur, ausgewählten Personen ein BGE zukommen zu lassen. Sie möchten damit Debatten anstoßen, ihre Erfahrungen teilen und der Gesellschaft und auch der Politik zeigen, dass eben nicht alle nur faul zu Hause sitzen, wenn sie ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Der Masterplan? Für die Einführung eines BGEs in Deutschland zu kämpfen. Auch haben sie schon neue Kampagnen-Pläne geschmiedet: Sie möchten als nächstes herausfinden, was passiert, wenn sich Gruppen von Menschen gegenseitig ein Grundeinkommen garantieren.

Mit sanktionsfrei.de gibt es mittlerweile ein Schwesternprojekt

Mit sanktionsfrei.de ist übrigens ein weiteres Projekt entstanden, ebenfalls eine Startnext-Kampagne. „Das Projekt ist als Schwesternprojekt zu Mein Grundeinkommen entstanden, mittlerweile gibt es ein eigenes Team dafür. Insgesamt arbeiten wir am selben Ziel, und zwar für eine sanktionsfreie Mindestsicherung. Es geht beiden Projekten um die Bedingungslosigkeit und darum, dass das Existenzminimum niemals gekürzt werden darf.“

Es geht beiden Projekten um die Bedingungslosigkeit und darum, dass das Existenzminimum niemals gekürzt werden darf.

Maheba sieht optimistisch in die Zukunft des Projekts. „Es berührt uns immer wieder total zu sehen, wieviele Leute bereit sind, für die Idee und andere Menschen zu spenden und sich zu engagieren. Zum Start seiner Crowdfunding-Kampagne sagte man Micha, dem Initiator: Eher friert die Hölle zu, als dass Menschen einfach so Geld für andere Menschen geben.“

Wie ihr seht, ist das zum Glück nicht der Fall. :-) Wir sind gespannt, was sich daraus noch entwickelt. Hier findet ihr noch einmal die damalige Startnext-Kampagne zum Angucken.

Macht bei der aktuellen Verlosung mit

Aktuell läuft die sogenannte "Gönnt euch"-Verlosung, bei der man gemeinsam mit Freunden ein Jahr Grundeinkommen gewinnen kann. Bis zum 27. September könnt ihr euch noch dazu auf der Webseite anmelden.

Hier könnt ihr nachlesen, was ihr machen würdet, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe.

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