I don´t care
Wir sitzen in einem Taxi, das uns in einen Vorort von Thessaloniki bringen soll. Ob wir die Fenster offen haben möchten oder er lieber die Klimaanlage anstellen soll, fragt Adrianós. Wir entscheiden uns für ersteres und schaffen somit nicht die beste Geräuschkulisse für ein Gespräch mit ihm. Dazu spricht er nicht besonders gut Englisch. Er hat nicht studiert, ist 26 Jahre alt und steuert seit fünf Jahren sein Taxi duch Saloniki. Er erzählt uns von deutschen Touristen, die ihm erklärt haben, dass sie nur für Griechenland Steuern zahlen, und von in Deutschland lebenden Griechen, die das bestätigen. Er verstehe nicht so viel von der ganzen Krise, er merke nur, dass die Schlinge um seinen Hals immer enger wird. Adrianós fährt 14-15 Stunden am Tag. Die Miete des Autos kostet ihn 500€ im Monat. Dieser Sommer laufe sehr schlecht. “In den Sommermonaten sind die Griechen nicht in den Großstädten”, erklärt er, “und vor allen Dingen kommen weniger Touristen als in den Vorjahren.”
Die Arbeitsbedingungen waren letztes Jahr noch schlechter. So schlecht, dass alle Taxifahrer zwei Monate streikten. Es habe sich danach zwar einiges verbessert, aber seine Ersparnisse habe er in der Zeit alle aufgebraucht. “Ich bin froh, wenn ich momentan eine Nullrechnung schaffe und keinen Verlust mache”, erklärt der junge Taxifahrer. Doch letzte Woche kam ein Brief der Regierung, er solle 1300€ Steuern zahlen. Darin enthalten: ein hoher Betrag an einmalig zu leistender “Krisensteuer”. Wir fragen, wie er das denn machen wolle. “Ganz einfach”, so Adrianós, “ich kümmere mich nicht mehr darum und mache mir auch keine Sorgen mehr. Ich habe nichts. Sobald ich etwas habe, gebe ich es gerne ab.” (ml)