für Archivreisen und Digitalisierungen von wichtigem Aktenmaterial, Zeitzeugeninterviews, Druckkosten, Verschenken des Buches an Bibliotheken
Die Täter-Karriere von Adolf Haas fing so spektakulär an, wie sie endete. Trotz mangelnder Bildung stieg der gelernte Bäcker seit 1932 rasch in Himmlers vermeintlich elitärer SS auf. Gewaltbereitschaft und Gehorsam ebneten ihm 1940 den Weg nach Sachsenhausen, wo er im Konzentrationslager als „Schutzhaftlagerführer“ auf Probe neben dem Drill noch etwas anderes lernte: die skrupellose Ausbeutung der Häftlinge.
Kurz darauf übernahm Adolf Haas den Aufbau und die Verwaltung des KZ Niederhagen/Wewelsburg und ab 1943 des „Aufenthaltslagers Bergen-Belsen“. Eine beauftragte Porträtserie, gemalt von einem jüdischen Künstler, kostete Haas am Ende jedoch die Stellung. Er wurde abgeschoben an die Front, zum 18. SS-Panzergrenadier-Ersatzbataillon, das ab Januar 1945 bei Hamburg stationiert war und in den Kämpfen um Bremen fast vollständig aufgerieben wurde. Er galt als verschollen, bis eine amtliche Erklärung 1950 den 31. März 1945 als Todesdatum festlegte, allerdings ohne Belege.
Die Biografie von Haas ist bislang nicht umfassend aufgearbeitet worden, viele Archivalien blieben unausgewertet. Dieses Forschungsprojekt soll festhalten, was wir heute noch rekonstruieren und wissen können.
Ziel des Projekts ist es, die erste Biografie über Adolf Haas zu schreiben. Wir sehen aktuell, wohin Geschichtsvergessenheit und Geschichtsverharmlosung führen können. Der Autor, Jakob Saß, fühlt sich als Historiker verpflichtet, die Geschichte dieses einfachen Bäckers zu erzählen, der in der SS „Karriere“ machte und zum Massenmörder wurde. Damit möchte er zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen beitragen. Die Zeit drängt, weil nur noch wenige Zeitzeugen leben und es immer schwieriger wird, mit den Nachfahren von Adolf Haas Kontakt aufzunehmen. Ein Buch für alle, die sich für deutsche Zeitgeschichte, die Zeit des Nationalsozialismus aber auch die juristische Verfolgung von NS-Verbrechen in der Nachkriegszeit interessieren. Es ist eine detaillierte Forschungsarbeit, die viele bislang unberücksichtigte Quellen auswertet, aber lesbar aufbereitet und ein breiteres Publikum ansprechen und über die wissenschaftliche Community nach außen wirken soll. Das Buch wird im Herbst 2018 erscheinen (Vergangenheitsverlag, Berlin).
Wie konnte ein Bäcker mit mangelnder Bildung in Himmlers SS so weit aufsteigen? Welche Rolle spielte er im KZ-System und im Holocaust? Was passierte mit ihm 1945? Und warum versäumten es erst die Alliierten und dann die deutschen Behörden der jungen Bundesrepublik intensiv nach ihm zu ermitteln? Wieso ist bislang noch keine wissenschaftliche Arbeit zu Haas als einem der prominentesten Vertreter des NS-Lager-Systems erschienen?
Unterstützt den Autor dabei diese Antworten zu finden. Die Arbeit ist wichtig, weil die Geschichte des Massenmörders und Kunstliebhabers Adolf Haas gleichsam ein Plädoyer gegen aktuelle nationalistische und rassistische Politik ist. Es ist auch ein Buch gegen die Wiederbelebung von „völkischem Gedankengut“ oder von Geschichtsrevisionismus. Aufklärung und Erinnerung an den Nationalsozialismus, seine Täter und die Destruktivität rassistischen Gedankenguts sind deshalb notwendiger denn je. Das Buch leistet einen Beitrag dazu.
Das Geld soll verwendet werden für:
- Archivreisen und Digitalisierungen von wichtigem Aktenmaterial
- Suche nach Zeitzeugen und den Nachfahren von Adolf Haas
- Nutzungsrechte für Bildmaterial
- Druckkosten
- Verschenken des Buches an Gedenkstätten und ausgewählte öffentliche Bibliotheken
Jakob Saß, geboren 1990, und Zeithistoriker aus Berlin, wo er Literaturwissenschaft, Geschichte und Public History studiert hat. Bei seinen Forschungen zum Holocaust hat er sich sowohl mit den Schicksalen jüdischer Opfer als auch mit den Motiven und Verbrechen der Täter beschäftigt. Zurzeit arbeitet er am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und schreibt als freier Autor für verschiedene Medien.
Diese erste umfangreiche Biografie über Adolf Haas erscheint im Vergangenheitsverlag.
Credits zu den verwendeten Fotos:
Adolf Haas als Lagerkommandant des KZ Niederhagen/Wewelsburg ca. 1941-1942. Kreismuseum Wewelsburg. Fotoarchiv.
Bergen-Belsen. Lagerkommandant Haas in langem Mantel (Mitte) mit SS-Personal vor einer Baracke, ca. 1943. Kreismuseum Wewelsburg / Kibbuz Lohamei Hagetaot, Israel.
Gedenkstätte Bergen-Belsen: Jüdisches Denkmal, Obelisk und Inschriftenwand. Foto: Juliane Hummel. Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.
Haas-Biografie