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Ein Kater hilft Kindern im Hospiz

Ein Kater, eine Autorin, ein Verlag und ein Verein – was haben die gemeinsam? Genau, ein Buch! Ein Katzenbuch zur Unterstützung des Vereins Kinderhospiz Mitteldeutschland. Mit dem kleinen frechen Kater Linus, der ausgerechnet in einem todkranken Kind die Liebe seines Lebens findet. Und weil Autorinnen schaffen können, was im echten Leben oft schmerzlich fehlt, gibt es sogar ein Happy-End!
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Funding period
5/2/22 - 6/6/22
Realisation
Möglichst zu den Sommerferien
Website & Social Media
Minimum amount (Start level): 600 €

Herstellung einer Hardcover-Version des Katzenbuches "Linus" mit gleichzeitiger Unterstützung des Vereins Kinderhospiz Mitteldeutschland.

City
Haselünne
Category
Literature
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02.05.2022

Leseprobe aus Linus´6. Leben

Charlotte Erpenbeck
Charlotte Erpenbeck10 min Lesezeit

Die Tage wurden wieder kürzer und Krümels Ausdauer auch. Bald wollte er nicht einmal mehr über die Wiese toben und Schmetterlinge jagen. Stattdessen lagen wir wie früher, als er noch ein Baby gewesen war, die meiste Zeit im Bett oder auf dem Sofa.
Der Arzt kam regelmäßig vorbei, brachte aber keine weiteren Lutscher mit. Dafür ließ er jede Menge Ratschläge da. Ihr wisst, was ich davon halte. Es hat schon Sinn, dass in Ratschläge das Wort Schläge drinsteckt.
Außerdem gab er Krümel Vitamine und winzige kleine Kügelchen, die nur nach Zucker schmeckten, aber angeblich heilen konnten. Zumindest behaupteten das Sarah und der Arzt. Blöderweise wusste das diese seltsame Krankheit nicht und blieb.
Als Krümel gar nicht mehr aufstehen wollte, wurde es Mike zu bunt und er tat, was ich nicht konnte: Als Sarah das nächste Mal beim Sport war, packte er Krümel ins Auto.

Als er spätabends ohne den Kleinen zurückkam, kochte Sarah. In doppelter Hinsicht. Sogar ihre Gesichtsfarbe glich dem Inhalt des Topfes und sie stand kurz vorm Überkochen. Sarah, nicht die Suppe.
„Nicht einmal dir kann ich noch vertrauen!“, brüllte sie und fuchtelte mit der Suppenkelle herum. Aufmerksam verfolgte ich die Flugbahnen der Spritzer. Ich musste mir merken, wo sie landeten, denn heute würde vermutlich niemand an so etwas Banales wie das Abendessen des Katers denken.
„Jeder verrät mich. Sogar du fällst mir einfach so in den Rücken. Ohne Vorwarnung.“
Mittlerweile heulte sie vor Wut. Die Spritzer flogen schneller.
„Ihr Männer seid doch alle die gleichen Scheißkerle. Ich dachte, du wärst anders.
Ah, ein paar waren unter dem Tisch – da konnte ich gleich anfangen zu putzen. Zeit hatte ich ja. Solange Sarah tobte, würde Mike nichts über Krümel sagen. Kartoffelkarottentomate war nicht gerade meine erste Wahl, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen und die Katze Gemüsesuppe.
„Falls du dich noch erinnerst: Du hast mir geschworen, dass wir am selben Strang ziehen! In einer Kirche vor unseren Familien. Und jetzt nimmst du den Strick, um ihn mir um den Hals zu legen.“
Ziemlich eindrucksvoll, aber da die guten Seile alle in der Garage hingen, sah ich noch nicht einmal auf, sondern schleckte weiter das winzige Wurststückchen über den Boden. Irgendwann musste es doch in meinem Maul landen!
Fast, ich hatte es fast geschafft, da zerbrach neben mir ein Suppenteller. Mit durchdrehenden Pfoten flüchtete ich aus dem Kriegsgebiet. Lieber lebendig und hungrig, als beim Tierarzt! Dort wusste man vorher nie, was auf einen zukam! Man ging auf seinen vier Pfoten hinein (zumindest theoretisch – praktisch muss man uns ja hineingeschleifen) und kam zerstochen, mit kahlrasierten Stellen und einer grauenvollen Wurmpaste im Magen wieder heraus. Im besten Fall!

Am nächsten Morgen herrschte eisige Stille. Jeder ging seiner Wege und niemand hielt es für nötig, dem Kater mitzuteilen, wann Krümel heimkommen würde. Also folgte ich ihnen auf Schritt auf Tritt, laut mauzend und war so lästig, wie ich nur konnte. Irgendwann gab die Maus Milch! Ich durfte nur nicht lockerlassen.
Es dauerte erwartungsgemäß nicht besonders lange, bis einer der Nerven verlor – in dem Fall Mike – und mich anbrüllte. Dann musste ich nur noch reglos sitzen bleiben, den Blick starr auf den Menschen gerichtet und sobald er Luft holte, machte ich diese lächerliche Bitte-Bitte-Bewegung mit den Vorderpfoten. Die hatte ich mir von einem Hundebesuch abgeguckt, weil sie wirklich gut funktionierte.
So auch dieses Mal.
Mike kniete sich neben mich auf den Boden, kraulte mich unterm Kinn und dachte nach.
„Was willst du mir sagen, Linus? … Du hattest Fressen, das Wasser ist frisch und raus kannst du auch … Ach – willst du vielleicht wissen, wo unser Mäxchen ist?“
Ich schnurrte.
„Ach Linus. Du und dein Krümel, mhm? Ihr seid schon ein tolles Team.“
Jetzt rück schon raus mit der Sprache!
„Du wirst noch eine Weile Geduld haben müssen, mein Freund. Mäxchen ist im Krankenhaus.“


Aufmerksam verfolgte ich, wie Sarah ein Kästchen nach dem anderen durchstrich. Das hatte sie angefangen, um Krümel auf den Schulbeginn einzustimmen. Es sollte für meinen Kleinen wiesuel erfassbar sein. Was auch immer das heißen mochte. Das Papierding war jedenfalls viel zu weit oben an der Wand, als dass er es wirklich hätte anfassen können. Aber vielleicht hieß dieses wiesuel ja auch, dass er es nicht anfassen durfte?
Egal.
Ich hatte zumindest so viel verstanden, dass die Menschen damit das Vergehen der Zeit messen konnten. Ein seltsamer Gedanke. Warum sollte man das wollen? Und wozu? Es änderte sich doch nichts dadurch. Die Sonne wanderte weder langsamer noch schneller über den Himmel, nur weil Sarah diese Striche malte. Aber Menschen waren eben seltsam. Und wie es aussah, wurde ich genauso schrullig. Immerhin saß ich jedes Mal dabei und verfolgte den Stift. Danach mauzte ich auffordernd und schlug mit der Tatze gegen die Hosentasche, in der das Bimmelding steckte. Manchmal hatte ich Glück und sie rief tatsächlich Krümel an. Wenn ich mich anstrengte, konnte ich seine Stimme ebenfalls hören.

Oft saßen Sarah und Mike bis spät in die Nacht im Wohnzimmer. Bergeweise Bücher und zwei Bezees vor sich. Gemeinsam schrieben sie ganz viel Papier voll oder klopften auf die Klappertasten. Sie hatten sich sogar einen Drucker angeschafft.
Ach du liebes Schnurrhaar – mich hätte beim ersten Mal fast der Schlag getroffen, als das Ding zu rattern anfing. So schnell sollte ein Kater meines Alters wirklich nicht mehr die Treppe hochhetzen.
Abgesehen davon fand ich diese Abende ganz entspannt. Ich lag quer über den Büchern und genoss die Wärme der Lampe über mir. Wenn das langweilig wurde, gab es zwei tanzende Stifte, nach denen ich angeln konnte. Manchmal knüllte mir einer der beiden auch ein Papier zusammen und ich jagte den Ball durchs Zimmer. Wurde ich müde, rollte ich mich auf einem Schoß zusammen.
Natürlich bemerkte ich die Spannung, die in der Luft lag, wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass das mit Krümel zusammenhängen könnte.
Das änderte sich erst, als Mike mit Krümels Patentante telefonierte. Eigentlich war ich auf dem Weg zum Katzenklo gewesen, aber das Gehörte verschlug mir die Verdauung.
„Nein, Krümel kann wirklich nicht eingeschult werden. Wir haben heute erfahren, dass er verlegt wird. In ein Kinderkrankenhaus.“
...
„Ja, schon. Knapp zwei Stunden von hier.“
...
„Wir wechseln uns ab. Jeden Tag werden wir nicht schaffen. Aber Krümel ist ein großer Junge. Und so tapfer.“
...
„Das ist lieb von dir. Klar kannst du das Paket auf die Station schicken.“
...
„Was? Nein, lieber keinen neuen Skianzug.“
...
„Wir wissen doch gar nicht, was er hat. Und er ist so schwach. Ich schätze, der Skiurlaub fällt aus.“
Mike zog die Nase hoch und fuhr sich durch die Haare. Das tat er immer, wenn er um Fassung rang.
„Wir wissen es wirklich nicht. Aber wir hoffen das Beste. Die Ärzte dort sind auf Kinder spezialisiert.“
...
„Natürlich kannst du beten. Hilft´s nicht, schadet´s nicht.“
...
„Ok, gut. Ich melde mich, sobald ich was weiß.“

Dann legte er auf und ließ sich aufs Sofa fallen. Vergrub das Gesicht in den Händen.
Verdammte Katzenkacke, das sah nicht gut aus.


Die Bäume waren bereits kahl, als Krümel nach Hause kam. Mike trug ihn herein und bettete ihn so vorsichtig aufs Sofa, als wäre er aus Glas. Von meinem Platz aus konnte ich beobachten, wie Mike die Decke glättete, meinem Kleinen die zotteligen Haare aus dem Gesicht strich und ihn auf die Stirn küsste.
„Willkommen zuhause, mein Held.“
Als er sich aufrichten wollte, schlang Krümel die dünnen Ärmchen um seinen Hals.
„Bring mich nie wieder ins Krankenhaus, Papa. Versprich es mir! Ich will nie mehr zurück!“
Lautlose Schluchzer schüttelten meinen Krümel durch.
„Ach, Liebling …“
Mikes Stimme brach.
Oh nein. Jetzt wird nicht auf der Trübsaltrompete geblasen. Energisch drängelte ich mich zwischen die beiden.

Krümel blieb nur drei Nächte zuhause.
Dann stieg das Fieber wieder.

Als er das nächste Mal heim kam, sah er schwerkrank aus und klang auch so. Obwohl er nur flüsterte, musste er ständig husten. Manchmal rasselte etwas so laut in seiner Brust, dass mir himmelangst wurde. Meistens hörte es rechtzeitig wieder auf, aber manchmal musste Sarah laufen und eine Spritze holen. Aus Aberglaube verwahrte sie die im oberen Badezimmer auf. Sie dachte ernsthaft, Medizin, die in Griffweite lag, würde öfter gebraucht werden.
Keine Ahnung, ob das stimmt. Aber jedes Mal, wenn ich zusehen musste, wie Krümel Todesangst litt, hasste ich sie dafür.
Nein, das ist keine Übertreibung. Ich bin ein Kater. Ich kann Angst riechen. Und ich weiß, wie eine Maus riecht, die weiß, dass sie sterben wird.
Draußen wurde es kälter, die Menschen drehten die Heizungen weiter auf, Krümels Husten nahm zu. Niemand von uns schlief viel und wenn ich an stressbedingtem Haarausfall leiden würde, wäre ich spätestens jetzt zur Nacktkatze geworden. Und das mitten im Winter!
Aber egal, ob es mich meinen Pelz kosten würde oder nicht – ich blieb an seiner Seite. Sogar das Fressen mussten sie zu mir bringen. Nur das Katzenklo, das sah ich ein, musste im Bad bleiben. Also wurde ich Meister im Schnellkacken. Meistens nahm ich mir nicht einmal die Zeit, meine Hinterlassenschaft ordnungsgemäß zu vergraben. Aber das Einbuddeln wird ohnehin völlig überbewertet. In unserem Bad kam schließlich nie ein größeres Raubtier vorbei, das anhand meiner Kacke meine Witterung aufgenommen und mich gejagt hätte.

Es war einer der seltenen Nachmittage, die wir allein verbrachten. Mike war in der Arbeit und Sarah räumte die Garage aus. Zur Sicherheit stand das Babyfon auf dem Tischchen. Seine roten Lämpchen versetzten mich meistens zurück in Krümels Babyzeit. Wehmütig sah ich meinen Jungen an. Er war viel größer und trotzdem genauso schwach wie damals. Die meiste Zeit verschlief er. War er wach, versuchte ich ihn zum Spielen zu animieren oder ließ mir aus einem Buch vorlesen. Natürlich konnte er nicht richtig lesen, aber die Geschichten, die er zu den Bildern erfand, waren allemal besser als die von Sarah oder Mike. Bei ihm kam nämlich immer ein kleiner Junge mit seinem Kater vor. Und sie hießen sogar wie wir.
Heute sah es aber nicht danach aus, als würde es eine fröhliche Geschichte werden. Krümels Augen glänzten verdächtig und sein Kinn zitterte.
Ich rieb meinen Kopf an seinem Arm.
„Ach Linus.“
Krümel schniefte und drückte sein rotzverschmiertes Gesicht fest in mein Fell. Bei jedem anderen hätte ich mir diese Behandlung ausdrücklich verboten, aber mein Krümel durfte alles. Vor allem, wenn er, so wie jetzt, ganz aufgelöst war. Mit der Pfote versuchte ich seine Wange zu erreichen und ihn sanft anzustupsen. Als er das merkte, ließ er mich ein wenig los. Darum lagen meine Ballen an seiner nassen, klammen Haut. Ich brummte so beruhigend, wie ich nur konnte. Trotzdem rannen ihm weiter Tränen über die Wangen. Er schien geradezu untröstlich.
„Weißt du, Linus, es ist so … Mama und Papa denken, ich bin blöd. Oder blind und taub. Oder alles zusammen. Die spinnen doch. Sie denken echt, ich glaub ihnen den Quatsch. Verschleppte Sommergrippe. Blödsinn!“
Er wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Fast schon trotzig erklärte er:
„Ich bin richtig krank. Natürlich weiß ich das! Ist doch mein Körper. Ich spüre doch, dass da was echt nicht stimmt. Aber keiner will mir sagen, was es ist. Und wann ich wieder Fußball spielen kann. Ich hab doch den tollen Ball von Tante Fanni bekommen. Einen original Bayern-Ball. Mit allen Unterschriften drauf. Stell dir das mal vor!“
Ich stellte – und verstand die Aufregung trotzdem nicht. Aber sie war ansteckend. Ich mauzte auffordernd.
„Was? Jetzt? Ach Linus.“
Krümel sank wieder in sich zusammen.
„Mir ist doch schon das Gehen zu anstrengend. Wie soll ich dann laufen?“
Leise fügte er hinzu:
„Das ist alles so unfair.“
Wie recht du doch hast, mein Kleiner. Ich würde es gern für dich ändern. Aber ich bin hier nur der Kater …
Traurig sah ich zu ihm hoch. Irgendwie musste ich ihn doch aufmuntern können …
Moment!
Die Lösung war einfacher, als eine Scheibe Schinken zu klauen:
Krümel wünschte sich diesen Ball, der so furchtbar nach totem Tier stank. Also würde ich dafür sorgen, dass er ihn bekam. Ein kratz- und bissfester Plan nahm in meinem Kopf Gestalt an.

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