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Feministischer Kaffee? Hier liegen Produktion & Erlöse komplett in Frauenhand!
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Feministischer Kaffee? Hier liegen Produktion & Erlöse komplett in Frauenhand!

Jasmin Schreiber
27.02.2018
5 min Lesezeit

Die meisten von uns lieben das: Der Duft nach frisch geröstetem Kaffee, das Gefühl der glatten ovalen Bohnen in der Hand, das Geräusch, wenn die Kaffeemaschine leise gluckert. Im Laufe seines Lebens konsumiert der durchschnittliche Kaffeetrinker 77.000 Tassen Kaffe, der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei 0,41 Liter am Tag. 2017 wurden rund 160 Millionen Kaffeesäcke à 60 kg geernet, die meisten davon von Frauen. Und obwohl Frauen rund 70% der Arbeit in der Kaffeeproduktion verrichten, werden sie nur mit circa 30% der Erlöse beteiligt. Das muss anders werden, dachte sich das Team hinter der Kampagne "Angelique's Finest" und bietet deshalb Kaffee an, an dessen Wertschöpfungskette ausschließlich Frauen beteiligt sind, die auch alle Erlöse erhalten. Wir haben mit Xavier Kitzinger vom Kampagnenteam gesprochen.

Wer von euch kam auf die Idee zur Kampagne und wer macht mittlerweile alles mit?

Mein Freund und Geschäftspartner Allan Mubiru und ich haben die Kaffee-Kooperative.de 2015 gegründet. Mittlerweile sind noch Melanie Grundmann und Johannes Keil von Marpha Consulting mit an Bord, die sich um das Marketing und den Online-Shop kümmern.

Ihr verkauft Kaffee, der nur von Frauen hergestellt wird. Wieviele Frauen sind denn mittlerweile in der Kooperative "International Women's Coffee Alliance" zusammengeschlossen?

Unsere Partnerkooperative Rambagira Kawa („May coffee spread the world“) repräsentiert die 228 weiblichen Mitglieder der Musasa Dukundekawa-Kooperative in Ruanda. Viele der Frauen haben die Schrecken des Genozids miterlebt, einige haben Ehemänner, Kinder oder andere Familienangehörige verloren. Viele Betroffene flüchteten, nicht selten fanden sie bei ihrer Rückkehr ehemalige Felder und Häuser zerstört vor.

Viele der Frauen haben die Schrecken des Genozids miterlebt.

Was sind die Bedingungen, die Frauen normalerweise in der Kaffeeproduktion ertragen müssen?

Die Kaffee­produktion ist sehr arbeits­intensiv: Die Sträucher müssen geschnitten werden, das Unkraut beseitigt und darauf folgt die Ernte der reifen Früchte per Hand sowie die Auslese und Verarbeitung. In unserer ruandischen Partnerkooperative wird jede Bohne vier Mal per Hand verlesen. Studien zufolge wird rund 70 Prozent der Arbeit im Kaffee­pro­duktions­prozess von Frauen verrichtet, zuvorderst die körperlich anstrengenden Arbeiten am Anfang der Wert­schöpfungs­kette, doch im Durch­schnitt erhalten diese nur 30 Prozent der Erlöse. 

Die Frauen arbeiten bis zu 16 Stunden täglich, da nach der anstrengenden Feldarbeit noch Haushalts-, Erziehungs- und Pflegeaufgaben hinzukommen. Männliche Kollegen und Partner kommen hingegen durchschnittlich auf einen 8-stündigen Arbeitstag.

Trotz all dem haben Frauen kaum oder nur erschwert Zugang zu den Erlösen aus dem Kaffeeverkauf. Erschwerend kommt hinzu, dass nur 3 bis 20 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche im globalen Süden im Besitz von Frauen ist, was sie auch langfristig von Entscheidungsprozessen und rechtlicher Absicherung ausschließt.

Und wie möchtet ihr mit eurem Projekt diese Situation verbessern?

Angelique's Finest wird von Frauen­kooperativen angebaut, die in der International Women's Coffee Alliance (IWCA) organisiert sind. Dadurch wird sicher­gestellt, dass die ruandischen Kaffee­bäuerinnen mehr Geld verdienen, da die gesamte Wert­schöpfung bei der Produktion in Frauen­hand bleibt! Neben dem monetären Aspekt wird auch die Leistung von Frauen in der Kaffee­produktion realis­tischer abgebildet, da Frauen heute schon den Haupt­anteil der Arbeit bei der Kaffee­produktion stemmen, aber oftmals nicht angemessen an den Erlösen profitieren.

Was macht euch ganz besonders glücklich an diesem Projekt?

Ich bin gerade in Ruanda und als ich unseren Partner*innen den aktuellen Stand der Crowdfunding-Kampagne gezeigt habe, gab es erstmal ein spontanes Freudentänzchen! Die enge partnerschaftliche Zusammenarbeit ist das Schönste an dem Projekt und in der Tat sind wir in Deutschland der Juniorpartner, denn unser Partnerunternehmen Rwashossco repräsentiert über 13.000 Kaffeebäuerinnen und -bauern und produziert jedes Jahr viele hundert Tonnen Kaffee. 

Unser Engagement wird mittlerweile immer stärker wahrgenommen: So sind wir dieses Jahr als David neben den Goliaths ALDI Nord+Süd und Deutsche Bahn für den renommierten Fairtrade Award in der Kategorie "Handel" nominiert.

Was passiert mit dem Geld, das ihr bei eurer Crowdfunding-Kampagne einsammelt?

Mit den Erlösen finanzieren wir die Produktion der ersten Charge Angelique's Finest vor und importieren 2.000 kg nach Deutschland, um so eine langfristige Handelsbeziehung zu starten!

Die Frauen haben sich selbstbestimmt organisiert!

Und zuletzt: Habt ihr noch weitere Ideen für die Zukunft, um das Leben der Frauen in den Herkunftsländern zu verbessern?

Uns ist es ganz wichtig, immer wieder zu betonen, dass wir nicht der Initiator hinter der tollen Fraueninitiative in Ruanda sind. Die Frauen haben sich selbstbestimmt organisiert, wir helfen ihnen lediglich dabei, einen Absatzmarkt für ihr Spitzenprodukt zu finden und stellen sicher, dass sie einen fairen Preis erhalten. Wir sind selbst gespannt, welche Ideen und Initiativen sich aus den erhöhten Einnahmen ergeben werden und unterstützen, wo wir können: Wandel durch Handel.

Wenn ihr diese Initiative unterstützen möchtet und qualitativ hochwertigen Fairtrade Kaffee liebt, könnt ihr hier euer Päckchen bestellen! 

Fotos: (c) kaffee-kooperative.de

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