Ungelebte Leben – verändert und zerstört durch unbegreifbare Gewalt! Was wäre wohl aus den Mitgliedern der Altenburger Großfamilie Cohn/Bucky/Levy geworden? Welche Zukunft hat die Vernichtung von Wohlstand, Anerkennung und viel zu oft auch des Lebens und der Gesundheit der Familienmitglieder verhindert? Dieser und anderen Fragen will das Buch „Cohn – Bucky – Levy: Rastlos vorwärts“ nachgehen. Wir beleuchten im Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit, wie jüdisches Leben in Altenburg und vergleichbaren Städten aussah, wie die Gesellschaft auf jüdische Migration reagierte und wie absurd sich die Haltung zu den jüdischen Mitbürgern im Spiegel der damaligen Zeit veränderte.
Die Überlieferungen der überlebenden Familienmitglieder und auch die zahlreichen Erinnerungen von Altenburgerinnen und Altenburgern bieten die Möglichkeit, gemeinsam mit der Familie durch die Jahre zu gehen – durch Aufbruchstimmung, Freude und Familienglück genauso wie durch Krieg, Leid und Ermordung.
Eingebettet ist das entstehende Buch in ein Gesamtprojekt. Dieses Werk spielt auf mehreren Ebenen – in einem Theaterstück, einem Dokumentarfilm und einem begleitenden Kunstprojekt. Es wirken die Theater und Philharmonie Thüringen, TV Altenburg und andere Akteure mit. Zum einen erzählt der Autor die Geschichte der Familie durch die Jahre hinweg, zum anderen wird mit Theater und Kunst in eine visionäre Zukunft geführt, in der die Familie ohne die erlittene Zerstörung in Altenburg weiter gelebt und gewirkt hätte. Das Buch ist der Grundpfeiler, das Fundament, dieses einzigartigen und komplexen Vorhabens.
Am Beispiel der Protagonisten des Buches sieht man ganz deutlich, wie stark sich die Wahrnehmung einer Person über die Jahre hinweg ändern konnte. War Albert Levy 1918 noch ein dekorierter deutscher Soldat und in den 1920er Jahren ein hoch geachteter Kaufmann und Wohltäter für die Stadt, wurde er in den 1930er Jahren zu einer verstoßenen Randfigur. Genau darin liegt ein ganz wesentlicher Aspekt der Betrachtung. Die Leser des Buches sollen diese Veränderung in der Wahrnehmung selbst erleben können, mithin also auch verstehen lernen, wie schnell und wie dramatisch sich die Gesellschaft veränderten Rahmenbedingungen anpasst und welche Folgen dies für das Zusammenleben hat. Es soll den Lesern deutlich werden, welchen Verlust es für eine Stadt bedeutete, wenn jüdisches Leben aus ihr verschwand. Gleichzeitig soll auch gezeigt werden, wie einschneidend Ausgrenzung und Verfolgung sowie der Verlust von geliebten Familienmitgliedern den Neustart im Exil beeinflussten und wie die Geschehnisse auch die nachfolgenden Generationen beschäftigen.
Cohn – Bucky – Levy ist nicht nur ein geschichtliches Sachbuch. Das Werk soll nicht zuletzt eine verschriftlichte Erinnerung an eine Familie sein, die ihre Heimatstadt vielfältig beeinflusst hat. Das Buch richtet sich an geschichtlich Interessierte genauso wie an Menschen, die nach- und miterleben möchten, wie es geschehen konnte – und immer noch geschieht – dass einstmals anerkannte Mitglieder der Gesellschaft ausgegrenzt und verfolgt werden.
Sie nehmen an der Darstellung eines Stücks deutscher und jüdischer Geschichte teil und würdigen – stellvertretend für viele Schicksale – das Leben der Familie Cohn/Bucky/Levy. Es erzählt nicht nur eine Familiengeschichte, sondern zeigt auch, wie schnell Anerkennung in Hass umschlägt und wie beeinflussbar Menschen sind. Das Buch gibt den Impuls, sich am eigenen Wohnort oder in anderen Städten mit jüdischen Alltagsgeschichten auseinander zu setzen.
Das Buchprojekt wird zweisprachig umgesetzt - nicht zuletzt, da die Familie nach ihrer Flucht aus Deutschland im englischsprachigen Raum einen Neuanfang wagte. So soll es neben einem deutschen Textteil auch eine englische Fassung erhalten, die es für die englischsprachige Gemeinschaft öffnet. Insgesamt wird das Buchprojekt rund 12.000 Euro kosten. Das im Selbstverlag entstehende Werk soll zahlreiche Illustrationen aus den verschiedenen Lebensstationen der Familie enthalten und nicht zuletzt einen Beitrag zur Erinnerungskultur der Familie und der Öffentlichkeit leisten.
Die über diese Kampagne eingeworbenen Gelder werden für Layout, Satz und Druck des Buchs, verschiedene Bildrechte sowie eine professionelle englische Übersetzung verwendet werden.
Hinter dem Buchprojekt stehe ich, Christian Repkewitz. Ich bin Jahrgang 1980, lebe in Altenburg (Thüringen) und beschäftige mich seit 2004 mit jüdischem Leben in Altenburg und den umliegenden Städten und Gemeinden. 2014 entstand eine erste Dokumentation mit rund 200 Portraits jüdischer Personen und Familien Altenburgs, eine deutlich erweiterte Auflage befindet sich gerade in Arbeit. Im Jahr 2015 erhielt ich für mein Engagement den German Jewish History Award der Obermayer Foundation.
Bereits 2008 habe ich Mitglieder der Familie Cohn/Bucky/Levy kennengelernt, zu denen ich eine freundschaftliche Beziehung pflege. Die Geschichte der Familie hat mich tief beeindruckt und den Ausschlag für das Schreiben des Buchs gegeben.
Da das Buch in ein Gesamtprojekt eingebettet ist, auch noch ein paar Worte zu dem Team: Gemeinsam mit Bernhard Stengele (Schauspieldirektor des Landestheaters Altenburg), Svea Haugwitz (Dramaturgin des Landestheaters Altenburg), Mike Langer (Geschäftsführer von TV Altenburg), Andrea Wagner und Dr. Frank Spieth (Organisations- und Projektentwickler aus Altenburg) sowie Dr. Nikolaus Dorsch (Geschäftsführer Innova Sozialwerk) entsteht ein Projekt unter dem Titel "Cohn – Bucky – Levy", welches unter anderem ein Theaterstück, einen dokumentarischen Film und mein Buch miteinander verbindet. Auch ein audiovisueller Stadtführer zum Thema und ein Kunstprojekt sind in Planung.
CBL