ICH SEIN – nichts leichter und nichts schwieriger als das!
Dass wir im Alltag verschiedene Rollen einnehmen ist nichts Neues: Ob im Beruf, in der Familie oder bei unseren Freunden, ständig präsentieren wir uns unseren Mitmenschen auf irgendeine Weise – sei es durch unseren Kleidungsstil, unsere Gestik, unsere Körperhaltung oder unsere Wortwahl.
Neu allerdings sind die Möglichkeiten der Selbstdarstellung, die uns die Neuen Medien, wie das Internet bieten. In sozialen Netzwerkplattformen wie Facebook oder Twitter können wir mit enormer Geschwindigkeit Bild-, Text- oder Video-Informationen zur eigenen Person posten und permanent aktualisieren; es entstehen unzählige medial vermittelte Selbstentwürfe.
Doch wie authentisch, wie „echt“ sind unsere Selbstzeugnisse? Was ist dabei mehr Schein als Sein? Welchen Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten entsprechen unsere Selbstinszenierungen und was verbergen sie?
Mit unserer Performance „Call me a happy horse“ wollen wir einerseits dieser Selbstinszenierungsfreude auf den Grund gehen, wollen gleichzeitig aber auch die weiterhin bestehenden, gesellschaftlich normierten, Rollenbilder des alltäglichen Lebens, die wir oftmals völlig unbewusst annehmen, hinterfragen. Im Spannungsfeld dieser vielschichtigen Varianten der Identitätsbildung versucht die Performance mit den Mitteln der Kunst das eigene Selbstverständnis für ganz unterschiedliche Identifikationsmöglichkeiten zu öffnen.
PREMIERE:
18. April 2013
WEITERE VORSTELLUNGEN:
19. April
20. April
9. Mai
10. Mai
WO?
die bühne - das theater der tu
Teplitzer Straße 26
01219 Dresden
Weitere Infos unter: http://www.mulligan-softkill.de/
Unsere PerformerInnen müssen keine Profis sein, um Profis zu sein!
Ein erstes wichtiges Ziel unseres Projekts besteht darin, die Fähigkeiten von nicht-professionellen DarstellerInnen ins Zentrum der künstlerischen Arbeit zu rücken, um daraus eine spannende Theaterform zu entwickeln. Wir wollen explizit performative Umsetzungs- und Darstellungsweisen entwickeln, die den DarstellerInnen so viel Freiraum für ihre eigene Entfaltung, und für individuelle Ideenentwicklung gibt, dass sie vom künstlerischen Prozess nicht ausgegrenzt, sondern im Gegenteil, zum gleichberechtigten Impulsgeber werden.
Alle reden immer von Performance-Kunst: Was ist das eigentlich?
Wir möchten einerseits die öffentliche Wahrnehmung von Performance-Kunst bzw. performativer Darstellungsweisen im Theater, aber vor allem auch im Amateurtheaterbereich weiterhin schärfen. Gleichzeitig vermitteln wir unseren TeilnehmerInnen - durch die Praxis selbst - fundierte Kenntnisse über das, was sonst so schwammig als Performance-Kunst bezeichnet wird.
Die Kunst ist für Alle da!
„die bühne“ ist eine Spielstätte, in der sich hauptsächlich StudentInnen engagieren. Mit dem Performance-Projekt möchten wir darüber hinaus auch einen weiteren Alters- und Interessentenkreis in Dresden ansprechen. Für das Vorhaben konnten sich Personen zwischen 18 und 90 Jahren bewerben. Der öffentlich ausgeschriebene Auswahlworkshop fand am 26.2.2013 statt.
Auf gegenwärtige Missstände im Kunstbetrieb aufmerksam machen!
„Call me a happy horse“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen „die bühne“ – das Theater der TU Dresden und dem Performance-Kollektiv Mulligan Softkill. Diese spezielle Zusammenarbeit erachten wir als ein positives Beispiel im Kontext gegenwärtiger Kooperationsmöglichkeiten. Da zwischen staatlich finanzierten und explizit freien Theater- oder Performancegruppen bisher leider noch sehr wenig kooperiert wird – noch weniger allerdings im Amateurtheaterbereich, sind wir der Überzeugung, dass gerade diese Art der Zusammenführung wichtig ist.
Den künstlerischen Austausch fördern!
Es geht uns vor allem um einen lebendigen Austausch, bei dem aktuelle ästhetische Tendenzen einer postmodernen Theater-, und Performance-Kunst den Mitwirkenden gerade aus dem Amateurtheaterbereich vermittelt, und mit ihnen diskutiert und praktisch erprobt werden können.
Fragen an das Theater stellen!
Neben diesem innovativen Strukturansatz befasst sich unsere spezifische Arbeitsweise in mehrfacher Hinsicht mit dem Diskurs des Authentischen, und hat somit direkten Bezug zu den aktuell geführten Debatten im Theater, die wir durch einen performativen Beitrag aus dem Amateurtheaterbereich gerne beleben wollen.
Für das Projekt haben wir ein ganz besonderes Bühnenbild entworfen. Eine Wand aus 4 gleichgroßen Elementen teilt den Zuschauerraum in 2 Hälften, sodass nicht alle Zuschauer zu jeder Zeit das Gleiche sehen werden. Es wird (Live-)Übertragungen von einer Bühnenhälfte auf die andere geben - die Projektionselemente müssen eigens für das Performanceprojekt angefertigt werden - sie müssen drehbar und beweglich sein, was die Anfertigung sehr kostenintensiv macht. Zwei Dresdner Produktdesigner von "Westosteron-Design" realisieren den Bau des Bühnenentwurfs. Infos unter: http://www.westosteron.com/
Bitte unterstützt uns in diesem Vorhaben, es steckt jetzt schon viel Herzblut und jede Menge profesionelle Unterstützung darin!
Mulligan Softkill ist ein Performance-Kollektiv aus Berlin und Dresden, das von Stella Maxeiner und Anne Tippelhoffer gegründet wurde. Seit 2010 entwickeln Mulligan Softkill vor allem ortsspezifische Performances: Sie tauschen den klassischen Theater-Raum gegen ungewöhnlichere Orte ein oder experimentieren im Öffentlichen Raum. Ihre Arbeiten entstehen an der Schnittstelle von Theater und Bildender Kunst, bei denen häufig KünstlerInnen verschiedener Kunstrichtungen als Gäste mitwirken.
Eins der wichtigsten formalästhetischen Kennzeichen von Mulligan Softkill besteht darin, Ausdrucksformen zu finden, die die Frage rum um das Thema Authentizität aufwerfen: Wie authentisch können wir eigentlich spielen? Und das klingt dann so:
„Wir wollen nichts vor-spielen oder nur „so tun als ob“, Stattdessen wollen wir spielerisch mit der Wirklichkeit umgehen. Deshalb zementieren wir uns dramaturgisch nicht tot und überlassen vieles dem akuten Zufall. Unsere Identitäten auf der Bühne sind keine Rollen oder Figuren, wie wir das aus dem klassischen Theater kennen. Wenn wir performen sind wir das, was wir tun: Zufallsprodukte zwischen Fremdwahrnehmung und Selbst-Entwurf. Wir wollen Texte nicht auswendig lernen und aufsagen, wir wollen Situationen und Rahmenbedingungen auf der Bühne schaffen, in denen wir als PerformerInnen Entscheidungen treffen können und müssen. Unsere Performances enthalten Leerstellen, in denen das Reale des Augenblicks unwillkürlich einbricht. Manchmal scheitern wir live auf der Bühne, vor allen Zuschauern. Ein großartiger Moment!“
http://www.mulligan-softkill.de/