Writer’s High
Kennt ihr das Runner’s High? Das Surfer’s High? Wahrscheinlich gibt es auch ein Gardener’s High und man wird beim Gemüsesetzen plötzlich ganz wuschig. Wie auch immer: Definitiv gibt es ein Writer’s High. Alle diese Highs dürften eins gemeinsam haben: Das Hochgefühl, das einen überkommt, wenn ordentlich Adrenalin ausgeschüttet wird. Nach einem harten, aber anstrengenden Berglauf. Nachdem man im x-ten Versuch endlich die perfekte Welle reitet. Indem man die tollste Möhre der Welt … na ja. Mir passiert das beim Schreiben oft, wenn ich eine bestimmte Szene zu Ende schreibe. Das Ende eines Kapitels, Einen besonders wichtigen, spannenden, emotionalen Augenblick erzähle. Und natürlich, wenn ich das Ende des eigentlichen Buches endlich hinbekommen habe. Bei 13zehn habe ich dieses übrigens Ende einer Geschichte einfach mal mittendrin geschrieben. Ich schreibe oft unchronologisch, intuitiv, so, wie es die Ideen in meinem Kopf gerade ergeben. So kann mir ein Runner’s High auch ganz unerwartet passieren, und das ist dann umso schöner. Die Gewissheit zu haben: Ja, das funktioniert. Das wird eine richtig geile Szene. Die könntest du jetzt sofort jemandem vorlesen.
Was diesem Gefühl immer vorangeht? Ist die Anstrengung. Den Berg musst du ja erst mal hochrennen. Die Welle erst mal erwischen. Die Möhre erst einmal … ja, und beim Schreiben ist das nicht anders. Du musst dich an den Rechner zwingen. Musst die leere Seite akzeptieren. Oder, wenn du schon einiges geschrieben hast, damit klarkommen, dass da eben auch noch einiges fehlt. Das ist hart. Unangenehm. Zumindest für mich. Oft habe ich auch eine Geschichte, einen Plot, schon so konkret im Kopf, dass ich mir ein System wünsche, das ich einfach an meine Neuronen anschließen und damit all das Vor- und Halbbewusste, das schon existiert, einfach auf eine Festplatte speichern kann, ohne es noch groß in die Tasten zu hauen. Vielleicht schaffe ich es auch irgendwann, ein Buch einfach einzusprechen. Gleichwohl entstehen die besten Formulierungen dann doch meist beim Schreiben selbst. Beim Reflektieren. Beim Überarbeiten.
Und da ist es dann wieder, wie aus dem Nichts: Das Writer’s High.