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Fotojournalisten entdecken das Crowdfunding zur Finanzierung von unabhängigem Journalismus
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Fotojournalisten entdecken das Crowdfunding zur Finanzierung von unabhängigem Journalismus

11.05.2012
6 min Lesezeit

Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit dem Browse Fotofestival haben wir das Vergnügen einen Fotojournalisten als Projektstarter auf Startnext zu haben. Benjamin Hiller ist seit 2008 als Fotojournalist im Auftrag der Allgemeinheit unterwegs und dokumentiert fotografisch die Geschehnisse im Kurden-Konflikt. Auf Startnext möchte er mit eurer Hilfe nun seinen nächsten Einsatz in Syrien finanzieren lassen und bietet euch dafür seine Bilder als Gegenleistung für eure finanzielle Unterstützung an.

Um sich eine qualifizierte und ausdifferenzierte Meinung zu bilden, ist es immer notwendig beide Seiten einer Medaille kennenzulernen. Doch ist die Medienberichterstattung aufgrund von politischen oder monetären Zwängen oft nicht so ausgewogen, wie sie sein sollte. Bezahlt werden Arbeiten mit Nachrichtenwerten,  deren Auswirkungen nicht immer einer pluralistischen Gesellschaft gerecht werden. Dies betrifft die Arbeit des Berichterstatters genauso, wie die von Krisenfotografen.
Krisenfotografen werden nach Auftragsbildern oder Bildern mit hohem Nachrichtenwert bezahlt, das führt dazu, dass Bilder die ein differenzierte Bild einer Krise aufzeigen könnten, nicht finanziert sind.

Projektziel (monetär):  5.000€
Projektziel (materiell): Finanzierung der fotografischen Berichterstattung in Syrien-Kurden-Konflikt

Wir haben mit Benjamin Hiller ein Interview gemacht:

Wie bist du zu diesem Thema gekommen?
Benjamin Hiller - Syrien Kurden KonfliktDas ist eine längere Geschichte. Ich habe in meiner Jugend schon Flüchtlinge aus den kurdischen Gebieten des Mittleren Osten kennen gelernt und mir ihre Geschichten angehört. Als ich dann anfing mich als Fotojournalist selbständig zu machen war mir klar, dass ich kein „Springer“ sein möchte, ergo von einem Konfliktgebiet zum nächsten reise. Diese Einstellung hat wohl auch mit meinem Ethnologiestudium zu tun, welches einem ja auffordert sich auf eine Kultur zu konzentrieren um diese dann überhaupt wirklich verstehen zu können.
Da der kurdische Konflikt schon seit über 30 Jahren andauert ist die Medienaufmerksamkeit nicht sehr hoch. Und da mich die Kultur wie auch der Konflikt an sich schnell in den „Bann“ gezogen hat war klar, dass ich die kommenden Jahre mich darauf konzentrieren werde. Insbesondere da ich denke, dass die Kurden eine essentielle Rolle in der Zukunft des Mittleren Osten haben werden – als Bindeglied zwischen Türkei, Irak, Iran und Syrien und entsprechend in all diese Konflikte involviert.

Warum versuchst du dein Projekt über das Crowdfunding zu finanzieren?
Das Problem der heutigen Medienzeit ist ja, dass es kaum noch Magazine oder Zeitungen gibt welche Fotojournalisten für mehrere Woche in Krisengebiete senden und das auch noch bezahlen. Die meisten Kollegen dort draußen sind Freiberufler und vorfinanzieren jede Reise mit eigenen Geldern. Danach wird dann entsprechend versucht die Geschichte zu verkaufen – das Risiko liegt komplett bei einem selber. Sind solche Gelder nicht vorhanden oder das Medieninteresse an einem Konfliktgebiet nicht vorhanden wird dieser Konflikt entsprechend medial gar nicht abgedeckt und „vergessen“. Wie es ja z.B. auch mit dem Kongo der Fall war/ist. Ein Konflikt mit Millionen Toten in den letzten 15 Jahren, aber kaum eine Medienabdeckung.
Daher sehe ich Crowdfunding als die neue Möglichkeit aus diesem Dilemma auszubrechen und den Fotojournalismus wieder relevant und unabhängig zu machen. Denn das Interesse der Crowd an ungefilterte und unabhängige Informationen wächst täglich – wie man z.B. an den Wahlgewinnen der Piratenpartei und deren neuen Konzepte zur „liquid democracy“ sehen kann. Durch das Crowdfunding wird es einem Fotojournalisten also ermöglicht sich von den Dogmen der Verlagshäuser zu emanzipieren – und direkt mit den Leuten dort draußen, welche echter Fotojournalismus noch interessiert, zu kommunizieren. Und was gibt es am Ende besseres als zu wissen, dass hunderte Menschen es einem ermöglichen die Informationen aus einem Konfliktgebiet in die Welt zu tragen – und man diesen Menschen entsprechend auch etwas „zurück geben“ kann was weit über das passive Konsumieren eines Zeitungsartikels hinaus geht.


Wie versprichst du dir das Projekt erfolgreich finanzieren zu können?
Benjamin HIller - Syrien Kurden KonfliktEs gibt da zwei Ebenen. Zum einen denke ich, dass ich mit Hilfe der sozialen Medien entsprechende Aufmerksamkeit erzeugen kann; d.h. Im Klartext ich werde meinen Blog, Facebook, meine dortige „Fanpage“ wie auch andere sozialen Netzwerke verwenden und als Multiplikatoren einsetzen. Auch haben viele Freunde und Fans schon zugesagt selber das startnext Projekt weiter zu bewerben.
Zum Anderen denke ich, dass einfach sehr viele Leute dort draußen ein großes Interesse daran haben den Konflikt in Syrien aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und Informationen aus erster Hand zu bekommen – so sind viele Informationen die in den Zeitungen gedruckt werden widersprüchlich und erhöhen eher die Verwirrung, was vor Ort wirklich los ist.
Und zu guter letzt denke ich, dass meine Dankeschöns eine attraktive Möglichkeit anbieten nicht nur passiv zu „konsumieren“, sondern aktiv mit mir direkt in Verbindung zu treten und mehr zu erfahren und zu „erleben“ wie es sonst möglich wäre.

Du hast geschrieben, dass du im Nachklang an deine Unternehmung nach Syrien ein Buchprojekt angehen möchtest. Was hat es damit auf sich?
Ich arbeite an dem kurdischen Konflikt ja schon seit 2008. Mein Endziel war es stets ein Buch herauszubringen, welches so viele der kurdischen Gebiete wie möglich mit einschließt. Das heißt im Klartext, dass ich nach gut fünf Jahren Arbeit genug Fotomaterial habe um solch ein Buchprojekt zu verwirklichen – nach Reisen in die Türkei und Irak steht ja dann nun hoffentlich Syrien an; und eventuell klappt es ja auch noch mit dem Iran irgendwie. Durch das Buch soll ein intimer Einblick in diesen Konflikt ermöglicht werden – umfangreiche Texte, Interviews mit Protagonisten usw. werden das Buch begleiten. Des Weiteren habe ich einige Personen aus dem Bereich der Soziologie, Ethnologie wie auch Politikwissenschaft an der Hand, welche einleitende und begleitende Texte zur Geschichte des Konfliktes, der involvierten Menschen usw. schreiben werden. Auch denke ich darüber nach eine digitale Version des Buches anzubieten. Es gibt bisher sehr wenige Bücher über diesen Konflikt, und meistens sind darin nur veraltete Fotografie vorhanden oder es wird sich nur auf ein Land, z.B. Türkei, konzentriert.

Benjamin wir danke dir für das Interview und wünschen dir viel Erfolg bei deiner Crowdfunding Kampagne.Das Projekt ist ab heute in der Finanzierungsphase und offeriert euch viele interessante Dankeschöns.
Als nächstes Projekt im Rahmen des Browse Fotofestival möchten wir euch das Projekt Terranauten vorstellen.

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