Crowdfunding since 2010

Mobile Klangvisite mit Harfe, Ukulele und Gesang für Gesundheitseinrichtungen

Mit meiner mobilen KLANGVISITE schenke ich mit Harfe, Ukulele und Gesang Senioren, Kranken und Sterbenden Augenblicke der Geborgenheit, Trost und Entspannung am Krankenbett.
Funding period
2/1/18 - 2/28/18
Realisation
01.03.2018 bis 31.12.2018
Website & Social Media
Minimum amount (Start level): 5,500 €

Mit 5500€ können 25 KLANGVISITEN in diesem Jahr in verschiedenen Wiesbadener Gesundheitseinrichtungen realisiert werden

City
Wiesbaden
Category
Social Business
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Sponsored by
21.06.2018

Da kann man die ganze verrückte Welt vergessen

Astrid Marion Grünling
Astrid Marion Grünling6 min Lesezeit

4/25 Meine vierte Klangvisite im Rahmen meines Projekts – die dritte auf Station – fand am 3. Mai wieder auf der von Chefarzt Dr. med. Bernd Oliver Maier geleiteten Palliativstation im St. Josephshospital statt.

Schon auf der Fahrt mit meiner Harfe im Bus ins Joho hatte ich ein freudvolles Erlebnis. Eine afrikanisch anmutende Frau schaute mich mit neugierigen und freundlichen Blicken an. Aufgrund der Entfernung im Bus zueinander entspann sich daraufhin ein pur nonverbaler Dialog. Ein lächelnder und freundlicher Blick auf mein in einen Stoffumhang gehülltes Instrument, ein typische Fingerbewegung über fiktive Saiten in der Luft von mir, ein verstehendes und erkennendes Nicken ihrerseits, gemeinsames Lachen. Ein Trommeln mit den Händen in der Luft bedeutete mir, dass sie Djembe spielt – in diesem kurzen Dialog lag soviel Schönheit. Ohne Worte. Gehobener Stimmung ging ich ins Joho.

Auf Station angekommen, begann ich, wie üblich, mit der Harfe auf dem Flur zu spielen. Das feine Harfenspiel auf dem allgemeinen Bereich einer Station – Flur, Wohnzimmer oder Foyer – dient üblicherweise der ersten Kontaktaufnahme, die im Laufe meines Spiels aufgegriffen wird und der Dialoge und Einladungen aufs Krankenzimmer seitens der Pfleger, Angehörigen oder auch Patienten folgen. Auch die letzten beiden Male auf dieser Station gab es viel Interaktion, auf dem Flur wie auch an den Krankenbetten. Diesmal jedoch passierte zwei Stunden lang – nichts. Ich war zunehmend irritiert. Da ich mit dem Team und der Station noch nicht vertraut und mir unsicher war, wie ich mich als Neuling, und dazu musizierend, auf Station bewegen dürfe, war ich zurückhaltend in bezug auf die Eigeninitiative, selbst an die geschlossenen Türen zu klopfen und mich vorzustellen. Immerhin war es eine Palliativstation, und ich wusste um die Befunde und Befindlichkeiten der Patienten nicht. Nach zwei Stunden war mir nur noch danach zu packen und zu gehen, ich ging auf das Team zu und teilte meine Irritation mit. Als Antwort kam, dass der letzte Musiktherapeut von Zimmer zu Zimmer gegangen sei. Bevor ich frustriert von dannen zog, nahm ich diese Antwort als Okay, mich eigeninitiativ auf Station zu bewegen und ging von Zimmer zu Zimmer.

Und so begann ich meine Klangvisite an den Krankenbetten. Natürlich gab es Patienten, die aufgrund ihres Befindens einfach alleine und in Ruhe gelassen werden wollten. Aber schon im vierten Zimmer traf ich auf offene Neugier, Freude und Überraschung, und als ich mich mit meiner Klangvisite neben dem Krankenbett aufbaute und gefühlvoll Harfe spielte, trat mir Rührung entgegen und stille Freude. Dialoge entsponnen sich, auch musikalische, denn ich hatte die Sansula mit im Gepäck. In A-Moll und pentatonisch gestimmt, drückte ich sie einer Angehörigen in die Hände, die das gefühlvolle und feine Spiel auf der Sansula (die europäische Weiterentwicklung der Firma Hokema der afrikanischen Kalimba, eine Art Daumenklavier, siehe Abbildung) genoss, während ich in ihrem Tempo und eingehend auf ihre Stimmung auf der Harfe improvisierte. Da sie selbst in einem angesehenen Chor in Wiesbaden sang, begann sie leise und anfänglich noch sehr zurückhaltend zum Harfenspiel mitzusummen. Ich freute mich sehr über ihre feine und geschulte Stimme, die sich im Einklang mit dem Harfenspiel verwob, und ermunterte sie zum Summen, Singen und Tönen. Es waren sehr berührende musikalische Dialoge. Am Ende sangen wir gemeinsam, ich meine mich zu erinnern, dass es das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ war. Die Patientin, die Mutter der beiden anwesenden Frauen, war so gerührt und angetan und hatte Tränen in den Augen. Das sind die Augenblicke, für die ich mit meiner Klangvisite unterwegs bin.

Ein Zimmer weiter begegnete mir ein noch relativ jung wirkender Mann, der selbst Saxophon gespielt hatte und nun sehr traurig darüber war, weil er aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr selbst musizieren konnte. Er hatte dem Harfenspiel auf dem Flur zunächst lange zugehört und es genossen, wollte aber jetzt keine Musik am Krankenbett. Manchmal ist Klangvisite einfach Da-Sein, in Stille oder im Gespräch. Wir haben uns einige Zeit lang intensiv über sein Leben unterhalten, ganz ohne Musik, die Ansprache und das Gesehenwerden waren das, was er in diesem Augenblick brauchte. Auch er war einmal mit seiner Musik in Altenheimen und Krankenhäusern unterwegs.

Nach einer weiteren Klangvisite bei zwei Damen auf dem Zimmer, die einfach nur das Harfenspiel genossen, jedoch ohne weitere Interaktion, kam ich schließlich in das letzte Zimmer zu einer 86jährigen Dame, die, wie ich sie verstanden habe, an diesem Tag erst auf die Palliativstation eingeliefert worden war. Ich will sie Annemarie nennen (Name von mir geändert). Sie freute sich unglaublich, als ich die Harfe neben ihr Krankenbett stellte und zu spielen begann. Schon bald summte sie mit. Es war mir eine unglaubliche Freude, für sie zu musizieren, weil sie so bewegt war und mitschwingte. Musik hatte ihr in ihrem Leben viel bedeutet. Als Schneiderin hatte sie oft an der Nähmaschine gesessen und gesungen, wenn ihr ein Lied einfiel. Sie erzählte aus ihrem Leben. Vierzig Jahre lang hatte sie in einem Chor gesungen. Ich fragte sie, wie sie denn heiße. Sie, 86jährig, stellte sich mir mit Vornamen vor, ihren Nachnamen erfuhr ich erst nicht. Wir sprachen uns von da an mit unseren Vornamen an und siezten uns. Unabgesprochen, das ergab sich einfach so. Sie reagierte unglaublich auf das Harfenspiel und freute sich so sehr, dass ich nur für sie allein am Krankenbett spielte, ein Privatkonzert, ganz für sie allein. Von ihren darauffolgenden Worten war ich so beeindruckt und berührt, dass ich sie hier sinngemäß wiedergeben mag:

„Das macht was mit meinem Körper, die Musik“, vertraute sie mir an. Als sie an dem Tag auf die Palliativstation kam, habe sie sich gefragt, „was mach' ich denn jetzt mit meinem neuen Leben. Vorher war ich ganz traurig und habe viel geweint. Dann kamen sie und da dachte ich da kommt ein Engel.“ Und ich spielte und sang tatsächlich für sie das Lied „Siehe da, ein Engel kommt“, das ich bei einem der Singleiter-Fortbildungswochenenden bei den Singenden Krankenhäusern kennen- und liebengelernt hatte.

„Das hat was mit mir gemacht die Musik, jetzt bin ich ganz glücklich.“ Und sie fuhr fort: „Da bin ich in einer anderen Stimmung. Ich blühe auf, wenn die Musik kommt. Das bewirkt in meinem Körper das Schöne, da kann man die verrückte Welt vergessen“.

Ich bliebe eine ganze Weile bei ihr, wir hatten sehr viel Freude in der Begegnung mit Harfe, Musik, gemeinsamem Singen und unseren Gesprächen.

Müde, erschöpft und tief erfüllt ging ich nach fünf Stunden Klang-Schicht nach Hause.

Die Palliativstation des St. Joseph-Hospitals bietet für bis zu 11 Patienten und ihre Angehörigen einen besonders geschützten Raum, um besonders fordernde Situationen medizinisch zielgerichtet und menschlich intensiv unter Wahrung von Würde, Respekt und Selbstbestimmung gestalten zu können.

Die Arbeit von Chefarzt Dr. Maier habe ich bereits während meiner Hospitation im Rahmen meiner Hospiz- und Sterbebegleiterqualifizierung bei Auxililum e.V. auf der Palliativstation B22 der HSK kennenlernen dürfen, die Dr. Maier aufgebaut hat. Mich haben besonders die Haltung und die Kommunikation des Ärzte- und Pflegeteams gegenüber den Patienten beeindruckt. So gibt es beispielsweise keine Kommunikation „von oben herab“, großer Wert wird auf Augenhöhe gelegt. Ärzte und PflegerInnen setzen sich zu ihrer Visite am Krankenbett. Dies war nur ein Beispiel für den würdezentrierten Umgang auf der Station.

Mit meiner Klangvisite möchte ich zu diesem würdezentrierten Umgang einen Teil beitragen.

© Astrid Marion Grünling, Klangvisite mit Harfe
www.klangvisite.de

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