Wir forschen über die ewige Jugend und werden dabei immer älter.
Als junger Mensch wollen wir uns über Altersvorsorge lieber keine Gedanken machen und haben gleichzeitig klare Vorstellungen, wie das Rentnerleben so aussieht: viele Katzen und Wellensittiche, ein Kissen auf der Fensterbank zum bequemeren Aufschreiben der Falschparker, das Musikantenstadl im Hintergrund-TV und die nächste Kreuzfahrt ist gebucht.
Und dann gibt es den „Faltenrock“. Auf der ü60-Party im Hamburger Gängeviertel begegnen wir Menschen, die unser klassisches Bild vom 'Rentner im Ruhestand' zunächst völlig auf den Kopf stellen. Hier schunkelt niemand zu Schlagern, hier „hotten“ sie gemeinsam ab zu Rock'n'Roll, Swing und Pop, schließen Freundschaft beim Bierchen oder finden eine neue Liebe.
Sie sind um die 70, fliegen nach China und nähen sich ihre Kleidung aus den mitgebrachten Stoffen. Sie bauen ihr Berufsnetz weiter aus, bringen neue Gedanken aufs Papier oder verschwinden nachts für 3 Stunden in Facebook. Genauer gesagt sind das Christian, Mechthild, Volker und Christiane. Sie sind Stammgäste der ersten Stunde und freuen sich jeden Monat wieder auf ihre Stündchen Tanz.
Wir begleiten sie zu ihren Vorträgen, schauen ihnen beim Holzschnitt über die Schulter, gehen zur Krankengymnastik und vor allem: wir hören ihnen zu.
Denn fernab von Aktionismus und feuchtfröhlicher Feierei hat doch jeder so seine Baustellen des Alters. Ob es hin und wieder der Körper ist, der sich meldet, oder die eigenen Kinder, die es nicht tun. Ob es die Rolle als Oma ist, der man nicht gerecht zu werden fürchtet, die Suche nach Nähe und dabei der Wunsch nach Unabhängigkeit.
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter ist auch eine Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Bildern davon, ein Konflikt zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Der Dokumentarfilm FALTENROCK möchte sich zwischen diesen Bildern bewegen und uns mit den eigenen Vorstellungen vom 'Altsein' konfrontieren. Wenn wir nun also immer älter werden, wird es nicht vielleicht Zeit, „Alter“ neu zu definieren? Wie schaffen wir es, selbstbestimmt zu altern und wie gestalten wir in Zukunft unser Zusammenleben? Der eine genießt die Abgeschiedenheit am Stadtrand, die andere realisiert sich mit viel Arbeit ein Wohnprojekt mitten auf St. Pauli. Sich in einzelne Lebenswelten hinein zu fühlen bedeutet auch zu erkennen: alles ist möglich.
Nur eines ist gewiss. Ruhestand muss noch lange nicht Stillstand bedeuten.