Filmmenschen
So nach und nach sortieren sich die Sachen der Produktion. Am 2.10 waren wir abgedreht und ich dachte auf der Fahrt zurück von Köln nach Berlin sehr viel über die Menschen nach, die sich finden um gemeinsam die anstrengende Zeit eines No Budget Films zu stemmen. Was sind das für Menschen? Was treibt sie an?
Meinen ersten Kurzfilm machte ich im Jahr 2006. Dort sprangen wir alle ohne nachzudenken einfach rein. 3 Autos, 10 Locations und 5 Drehtage, „Lebe mich“ war der erste Schritt, an den ich gerne zurückdenke. Wie berührend war es als auf einmal Menschen zu mir kamen und sagte, sie möchten den Film unterstützen. Kurze Zeit später ging ich mit der gleichen Crew in den ebenfalls 11 min langen Film „ Evelyn“ und auch bei dem danach folgenden 25 min Kurzfilm „Der arme Bub“ , war es fast die gleiche Crew die an Kamera, Ton und Lichttechnik stand. Und wenn einer mal nicht konnte, sorgten sie für Ersatz. So wie in 2009 bei dem Dreh der Rückblende von „Herbstflattern“.
Ich versprach den Film so schnell es irgendwie geht zuende zu drehen.
Drei Jahre dauerte es. In der Zeit bin ich nach Berlin umgezogen, habe eine Weiterbildung zur Fiction Producerin gemacht und ein paar Triathlons absolviert, denen ich den langen Atem verdanke.
Als ich im Mai die Entscheidung traf „Herbstflattern“ nun endgültig nach Hause zu holen, sahen mich einige verwundert an. Aber ich dachte nicht darüber nach und sprang in die die Verantwortung. Natürlich war es aus rein finanzieller Sicht nicht tragbar, das Team von 2009 für die Drehtage nach Berlin zu holen. Und wieder war ich überrascht und glücklich über die Reaktionen. Der wunderbare Kameramann Florian Lippke, mit dem ich schon „ Der arme Bub“ machte, sagte mir am Telefon, dass er es großartig findet, dass wir nicht aufgeben, auch wenn er aus arbeitstechnischen Gründen leider nicht dabei sein kann.
Und so war es bei der ganzen alten Crew. Sie waren freudig überrascht, dass es nun weitergeht und wer etwas Zeit aufbringen konnte, stellte sich auch tageweise wieder zur Verfügung.
So wie unsere Kostümbildnerin Grete Kellermann. Auch Christoph Schilling, der Tonmeister von 2009, war bei der ersten Produktionsbesprechung in Köln dabei und überlegte lange, ob er dem Projekt ein weiteres mal zusagen kann, da er eigentlich schon in einem anderen Projekt verpflichtet war. Auch für ihn war es nicht einfach „Herbstflattern“ abzugeben.
Und dafür durfte ich dann in Berlin mit dem Vater und Sohn Ton-Team Henning und Matti Thölert zusammen arbeiten
Unser Produktionsassistent aus Wien, Christian Hager, halft uns so gut es über die Entfernung via Skype nur ging.
Und irgendwo dazwischen meldete sich unsere wundervolle Entdeckung, die Schauspielerin Aurélie Thépaut, die es gar nicht glauben konnte, dass es nun wirklich Wahrheit wird.
Die Ausstatterin von 2009 Anja Bransch Böhm ist mit ihrer Firma zwanzigzwanzig so beschäftigt, dass sie leider die Zeit nicht fand. Aber neben einer großzügigen Unterstützung via Startnext. schrieb sie mir vor Drehbeginn eine Mail, dass ich mich sofort bei ihr melden soll wenn es brennt.
Die Maske von 2009, die liebe Helga Vaupel, die damals das erste Mal in HD drehte, war genauso supertoll wie unsere beiden Maskenbildnerinnen, Miriam Tews und Christiane Düver die nun aus Berlin und Potsdam ihre ersten Erfahrungen in einer Kinofilmproduktion machten.
Ivo Vossen unsere Setaufnahmeleiterin von 2009 und Deddy Schuh unser Lichtdesigner der Rückblenden schenkten uns jetzt in Köln noch ihre Hilfe. Holger Pest der Kameraassistent von 2009 bot seine Unterstützung an. Sehr gerne hätte ich auch Holger Pest wieder an Bord gehabt, doch Kameraassistent Ole Knetemann und der Kameramann Marco Maria Dresen sind seit Jahren ein eingespieltes Team und es war für das Projekt sehr gut, dass die beiden sich schon so gut kannten.
Es gab viele unterstützende Menschen, die sich in 2009 und auch in 2012 wund gearbeitet haben. Ich bin mir nicht sicher ob ich wirklich jedem Dankbarkeit gezeigt habe? Die Zeit als Verantwortliche in Produktion, Buch und Regie war für mich zwar nicht neu aber die Strecke deutlich länger. Fast ein Ironman :-) Von daher soll bitte jeder der an diesem Projekt beteiligt war wissen. Kein Schweißtropfen ist umsonst geflossen, jeder Einzelne der „Herbstflattern“ in den Jahren begleitet hat, vor oder hinter der Kamera war unentbehrlich. Und ich freue mich euch spätestens zur Teampremiere in Berlin wieder zu sehen.
Tja, was treibt uns Filmmenschen also an?
Für mich kann ich die Frage beantworten. Ich sehne mich nach einer kreativen Heimat oder ich kann es auch kreative Familie nennen. Diese Sehnsucht wird mich immer wieder bestärken den nächsten Schritt zu gehen. Und irgendwo auf dem Weg sind sie dann die Menschen, die dieses mit mir teilen.