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Codex Flores zu HYPERMUSIC PROLOGUE in Basel: "Eine konzeptionell derart ambitionierte Oper funktioniert nur, wenn die Musik auch für sich sprechen kann und nicht bloss ein Konstrukt bleibt, hinter dem man die Absicht erkennen würde und verstimmt wäre. Die Gefahr ist gebannt: Parra ist ein zu authentischer, handwerklich zu souveräner Tonschöpfer, als dass sich die Partitur im blossen Einfall erschöpfen würde. In der knappen Stunde Wiedergabe kann man sich den fremden Klängen hingeben ‒ faszinierenden, granular-fragmentarischen Teilchenschauern eines Ensembles aus Streichquartett (mit Kontrabass statt zweiter Violine), Flöte, Klarinette, Saxophon, Schlagwerk, den beiden Sängerakteuren und Elektronik. Das Berliner Zafraan Ensemble bietet unter der Leitung von Manuel Nawri eine exzellente Wiedergabe, die Sopranistin Johanna Greulich und der Bariton Robert Koller überzeugen sowohl sängerisch als auch darstellerisch. Auch das Bühnenkonzept (Tobias Flemming) und die Regie (Benjamin Schad) fügen sich zum Ganzen. Zitate bekannter Operntopoi ‒ ein Brunnen evoziert die Symbolik von Wagners Tristan oder Tannhäuser, endlose Papierrollen (mit den Weltenformeln) den mozartschen Leporello ‒ ein schräg über die Szenerie aufsteigendes Netz projiziert die fünfte Dimension in den vierdimensionalen Raum und entrückt sinnfällig dem auf dem Boden bleibenden Bariton die Sopranistin. «Hypermusic Prologue» ist ein grosses Werk, das eine lange Interpretationsgeschichte verdient ‒ auf allen möglichen Bühnen und Branen."
Die Badische Zeitung: "Wie ist eine derartige postromantische Auffahrt dramaturgisch zu bewältigen? Benjamin Schad und Tobias Flemming [!] teilen das Podium der Bühne durch ein großes, grobmaschiges Netz, das beide Welten zwar trennt, aber nicht gegenseitig abschließt. Sie steigt im Netz herum, mal nach oben, mal nach unten, er bleibt ganz irdisch, aber der Dialog zwischen den beiden reißt nicht ab. Gespielt werden beide Rollen von der Sopranistin Johanna Greulich und dem Bariton Robert Koller, sie im weißen biederen Faltenrock, er im weißen Sommeranzug. Was nun eine knappe Stunde folgt, sind ihre Botschaften aus dem verzerrten Raum, was nicht ganz ohne gelegentlich unfreiwillige Komik abgeht. Wenn sie endlich die Wonnen ihres neuen Daseins erlebt, verwandelt sich ihre Stimme in ein glückhaftes Lallen und Miauen. Und da sie ihre Botschaften von Papierrollen abliest, die einem bestimmten Papier ähnlich sind, rätselt man als Zuschauer, ob das jetzt komödiantische Ironie ist oder aufgeschäumter Ernst. Er sammelt die Papiere, die sie ihm reicht, und nimmt auf diese Weise Teil an ihrer Auffahrt. Dankbar bekennt er: „I thought all was complete. I now understand more as your world sheds light on mine.“ Manuel Nawri leitete die acht Musiker des ausgezeichneten Berliner Zafraan Ensemble mit konzentrierter Präzision, [...] kurz deuteten Wolfgang Heinigers und Hadas Pe'erys live-elektronische Zuspielungen an, wie eine "Hypermusik" klingen könnte. [...] Lebhafter Schlussbeifall, dazu kurze Schreie und Juchzer."
Und die Oberbadische Zeitung: "Man erlebte mit der Sopranistin Johanna Greulich und dem Bariton Robert Koller zwei ausgezeichnete Sängerdarsteller und konnte mit dem jungen Zafraan Ensemble unter der Leitung von Manuel Nawri ein allzeit engagiertes und nuancenreiches Instrumentalspiel genießen. Das Bühnenbild von Tobias Flemming war fantasievoll und die Personenführung von Benjamin Schad überzeugte."