KAMMERELEKTRONIK
ist eine Kompanie, die im erweiterten Feld zwischen Musik, Tanzperformance und visuellen Künsten arbeitet. Ein Spiel mit ständig wechselnden Zentren, eine praktische Erforschung des gemeinsamen Raums, der zwischen den Künsten liegt. Ein Flux zwischen Musikinstrumenten, Stimmen, Körperbewegungen, Perspektiven, Gesten, Blicken und Geräuschen.
KAMMERELEKTRONIK
bespielt kleine Räume (Galerien, kleine und mittlere Bühnen, Kammermusiksäle, Clubs, Ateliers etc.), bringt den Zuschauer nahe an das Geschehen und ermöglicht eine Wahrnehmung, die visuell, auditiv und taktil zur gleichen Zeit ist. Entstehungsprozesse und intermediale Bezüge werden sicht- und hörbar, neue Verknüpfungen und wechselseitige Beeinflussungen – Kaskaden, Ketten, Kopplungen – erfahrbar.
KAMMERELEKTRONIK
entwickelt für jedes Stück eine spezifische Konstellation von mobilen, modularen Bühnenelementen. Der Aufführungsraum wird zum audiovisuellen Instrument, einer Maschine, an deren Schnittstellen die Performer agieren. Statt der glatten Oberflächen der digitalen Medien entstehen nachvollziehbare Mechanismen und einfach zu entschlüsselnde Apparate.
KAMMERELEKTRONIK
vermisst und transkribiert den Reichtum der audiovisuellen Welt und bannt ihren zeitlichen Fluss, ihre Komplexität, Multidimensionalität und Dynamik in Notationen, Diagramme, Schaltungen, Kurven und Karten. Die entstehenden Texte – Instrumentalmusiken, Choreographien, Lichtspiele, Zeichnungen und Aktionen – sind nicht nur Grundlage für die Aufführung, sondern werden in Schrift, Klang und Bild beim syntagma Verlag (Freiburg) und dem Label naivsuper (Berlin) dokumentiert und publiziert.
Das Stück Polygraphie und Hyperventilation:
Der Polygraph (wörtlich Vielschreiber, umgangssprachlich Lügendetektor) ist ein Gerät, das kontinuierlich das Aktivitätsniveau von körperlichen Parametern wie Puls, Atmung oder der elektrischen Leitfähigkeit der Haut aufzeichnet. Das Gerät wertet dabei diese Daten nicht aus, sondern diese müssen von einem Leser, der echte – also unwillkürliche – Reaktionen von willentlich herbeigeführten unterscheidet und interpretiert. Die beschleunigte und vertiefte Atmung (Hyperventilation) zeigt demnach starke Affekte an, kann aber ebenso beabsichtigt herbeigeführt werden. Und so geschieht die Manipulation der Ergebnisse des Polygraphen nicht durch Unterdrückung von Erregung, sondern durch willkürliche Erhöhung der Erregung bei harmlosen Fragen.
KAMMERELEKTRONIK
ist die Kunst und Wissenschaft, einen Prozess der Veränderung herbeizuführen, eine Form der praktischen Erforschung und Gestaltung von Handlungsräumen; der exemplarische Versuch, Getrenntes zu verbinden, andere Ordnungsmöglichkeiten sinnlich erfahrbar zu machen. Das Kunstwerk etabliert eine imaginäre Realität.