Es ist nicht alles Grün was glänzt...
Greenwashing oder “wie kann ich den Wolf im Schafspelz kaufen?!”
Der Begriff Greenwashingist in aller Munde. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur großen Konzernen wie Lufthansa, Deutsche Bahn und der Autoindustrie wird Greenwashing vorgeworfen, sondern auch Lebensmittelkonzernen und Privatbrauereien, deren Produkte tagtäglich unsere Münder füllen.
Aber was ist Greenwashing überhaupt?
Wie der Name schon sagt, versucht sich jemand „grün zu waschen“, also etwas Schmutziges abzulegen und danach im grünen Glanz zu erstrahlen. Das Lexikon für Nachhaltigkeit formuliert wie folgt: „Der international etablierte Begriff bezieht sich vor allem auf Unternehmen, die sich mit ökologischen oder auch sozialen Leistungen brüsten, die entweder nicht vorhanden sind oder die minimal sind im Verhältnis zu negativen öko-sozialen Auswirkungen des Kerngeschäfts“
Im Rahmen unserer Crowdfunding Kampagne mussten wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir Teil der Aktion„Krombacher Naturstarter“ sein wollen. An sich eine tolle Sache: man bekommt 25% von der Summe, die man eingesammelt hat, nochmal von Krombacher geschenkt. Fast ohne Bedingungen. Dadurch hat man noch mehr Puffer bei der Finanzierung seines Umweltprojektes oder kann sich eine neue, teure Uhr kaufen oder so. Einfach Klasse!
Da ich aber damals meine Bachelorarbeit zum Thema Greenwashing von Brauereien verfasst und Krombacher dabei analysiert hatte, schwante mir Böses. Ich bin zwar nicht die hellste Leuchte am Himmel, aber den Braten habe ich gerochen. Handelt es sich hierbei ebenfalls um Greenwashing?
Ich könnte hier jetzt einen Roman schreiben, fasse mich aber euch zuliebe kurz. Das Bier soll ja noch schmecken.
Krombacher ist durch seine Aktion „Projekt Regenwald“ oder wie man sie auf dem Dorf nennt „Saufen für den Regenwald“ bekannt geworden. So ganz wie die Aktion beworben wurde, hat sie aber nicht stattgefunden. Krombacher hat versprochen pro verkauften Kasten einen Quadratmeter Regenwald zu schützen, am Ende landet aber nur ein geringer Betrag beim WWF und davon wird auch nur ein geringer Teil (2008 waren es rund 6,7 Cent pro Kasten) für den Kauf von Regenwald verwendet. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es ca. 1€ kostet einen Quadratmeter Regenwald mit Grundbucheintrag zu schützen.
Ein Teil des Geldes, was durch die Kampagne eingesammelt und für den Schutz des Regenwaldes ausgegeben werden sollte, wurde am Ende für neue Boote, Autos, Scanner und Drucker für die Park Ranger benutzt.
Aber immerhin: Geld ist für den Schutz der Umwelt geflossen, was eine gute Sache ist. Aber irgendwie hat die Sache einen sauren Beigeschmack.
In der gleichen Zeit war Krombacher vor allem mit seiner Werbung für die Formel 1 bekannt geworden. Laut der FOTA (Formula One’s Team Association) betrug der CO2 Ausstoß der Formel 1 im Jahr 2011 rund 208.000 Tonnen, was ungefähr dem Jahresausstoß einer Kleinstadt mit 19.000 Einwohnern entspricht.
Zudem ist da die Kooperation mit Nestle: seitdem Coca Cola und Nestlé sich getrennt haben, kümmerte sich Krombacher um das gemeinsame Baby der beiden namens Nestea. Nestle konnte damit sein Image in Deutschland ein wenig aufbessern.
Warte mal, hat jetzt also Nestle versucht sich mit der Krombacher Kooperation „green zu washen“? Dafür gab es selbst von hartgesottenen Biertrinkern beim Formel1 gucken einen heftigen Shitstorm. Ich krieg die Tür nicht mehr zu, dass ich das noch erleben darf!!! Krombacher beendete die Kooperation, weil es angeblich zu wenig Absatz gab.
Versteht uns nicht falsch, Firmen wie Krombacher machen gute Sachen und wir bezweifeln auch nicht, dass der Umwelt dadurch etwas Gutes getan wird. Die Frage ist nur, ob man gleichzeitig damit werben darf die Natur zu schützen und auf der anderen Seite Geld in den Rennsport zu stecken oder eine Partnerschaft mit Nestlé einzugehen. Genau das selbe müssen sich die Teilnehmer der Aktion Krombacher Naturstarter fragen. Möchten Sie als Teil einer Kampagne dienen, die das grüne Image von Krombacher aufpoliert?
Viel besser wäre es doch, wenn Krombacher mal anfangen würde, vor der eigenen Haustür zu kehren. Man könnte zum Beispiel auf Bio Rohstoffe umsteigen und damit langfristig die regionale Landwirtschaft fördern. Oder CO2 neutral produzieren (statt nur die Homepage) oder gesunde Produkte ins Portfolio aufnehmen und und und und und.
Wie das Ganze besser gemacht wird, verrate ich euch im nächsten Teil des Blogs. Da geht es auch um Bier, auch mit Schafspelz, aber dieses mal steckt kein Wolf drunter ;)
Quellen:
https://www.krombacher.de/die-brauerei/historie
http://www.business-on.de/berlin/wettbewerbsrechtlich-kritisch-kampagne-saufen-fuer-den-regenwald_id2208.html
https://www.zeit.de/wirtschaft/2010-07/solidaritaet-marketing/seite-2
https://www.motorsport-magazin.com/formel1/news-160583-co2-emissionen-der-f1-gesunken/
https://www.wp.de/region/sauer-und-siegerland/wegen-nestle-ueber-krombacher-braut-sich-was-zusammen-id214510697.html
https://www.krombacher.de/engagement/nachhaltigkeit/co2-website