Grießzucker
Lieber Wolfhart,
unser launiges Telefonat über Grießzucker hat mich sehr gefreut. Ich habe noch mal versucht, rauszufinden, was es damit auf sich hat. Und sage Dir, der Grießzucker ist im Bermudadreieck in den Strudel zwischen Wortbedeutung, Sacherklärung und Produktbezeichnung geraten. Die Bedeutung eines Wortes schlägt man in einem Wörterbuch nach. Von den vielen, in denen ich gesucht habe, belegt nur das Südhessische Wörterbuch Grießzucker: grob gemahlener Zucker wohl im Unterschied zum Puderzucker und Staubzucker. Beide finde ich ebenfalls dort, sie verweisen aufeinander. Damit ist aber dieses Wörterbuch eine rühmliche Ausnahme.
Auch in den Enzyklopädien suche ich vergeblich nach einer Sacherklärung von Grießzucker. Immerhin nennt Wikipedia unter dem Stichwort Zucker auch unseren gesuchten: Grieß- oder Sandzucker sind Kristallzucker mittlerer Körnung. Ganz konkret wird Fred Zimmer auf seine Webseite Backen, Kochen und andere Erfahrungen. Grießzucker sei ein mittelfeiner Kristallzucker, Kristallgröße 0,4 mm
Das entsprechende Produkt eines großen deutschen Herstellers ist dann wohl der feinste Zucker.
Was sagt eigentlich das Bayerische Kochbuch dazu? In der Einleitung zum Kapitel Backwerk heißt es Zucker: Für feine Teige soll feiner Grießzucker (Raffinade) von sehr feiner Körnung verwendet werden, z.B. Staubzucker; grobkörniger Zucker löst sich schlechter (...). Puderzucker ist feinst gemahlener und gesiebter Raffinadezucker. Was schließen wir daraus?
- Je kleiner die Körnung desto besser gelingen Plätzchen, Kuchen oder Torte und
- Staubzucker ist nicht gleich Puderzucker im aktuellen Bayerischen Kochbuch, im Hessischen Wörterbuch schon.
Zum Schluss ein Blick in die Auflagengeschichte: Seit die 15. Auflage Anfang der 30er Jahre erschien, verwendet das Bayerische Kochbuch Grießzucker. Vorher gabs nur Zucker und Puderzucker. Mehr dazu später: im Buch!
Frohes Fest Euch allen im Forsthaus!
Deine Cousine regina