Ein Radiorollenspiel ist eine Mischung aus Hörspiel und Rollenspiel. Um das Ziel des Projektes genauer zu erklären, müssen wir uns kurz den Grundlagen zuwenden.
Zuhörer eines Hörspiels können eine aufwendig produzierte Aufnahme konsumieren, haben aber keinerlei Möglichkeit die Handlung zu beeinflussen.
Ein (Erzähl)- oder Pen-&-Paper-Rollenspiel verfolgt genau den umgekehrten Ansatz: Ein Spielleiter gibt den anwesenden Teilnehmern Rahmen und Aufgaben einer ausgedachten Geschichte vor. Die Spieler haben die Möglichkeit sich völlig frei in dieser Geschichte zu bewegen und die Handlungen der von ihnen gespielten Charaktere zu erzählen. Die Darstellung beschränkt sich dabei aber auf die Stimmen der Teilnehmer, die lediglich von Würfeln, einem mehr oder weniger komplizierten Regelwerk und manchmal Spielfiguren unterstützt werden.
Beim Radiorollenspiel sollen beide Elemente miteinander vermischt werden: Ein Erzähler beschreibt eine Rahmenhandlung, die von Musik, Soundeffekten und professionellen Sprechern unterstützt wird. Die Hörer können sich per Anruf in die Sendung einschalten und selbst die Hauptrollen übernehmen. In ihrer Rolle werden die Hörer in die Geschichte integriert und bekommen einen Auftrag, den es zu lösen gilt. Die Art und Weise wie die Hörer vorgehen wollen, ist ihnen dabei selbst überlassen, Spielleiter, Soundeffekte und die Sprecher in den Nebenrollen reagieren auf die Aktionen der Hörer.
Ähnliche Projekte gab es zwar schon (z. B. "Ohrenzeuge" bei Fritz, rbb oder "Dekoder" bei 1Live, WDR) boten den teilnehmenden Hörer aber nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten. Die Teilnehmer fungierten hier mehr oder weniger als Stichwortgeber, die aus wenigen Handlungsalternativen eine aussuchen konnten. Bei einem Radiorollenspiel soll es den Hörern nicht nur ermöglicht werden, frei zu agieren. Die Teilnehmer erhalten auch die Möglichkeiten eine Rolle tatsächlich zu spielen. Die Entscheidungen der Charaktere sind also nicht nur Lösungen von Rätseln, sondern können auch aufgrund von Emotionen, bestimmten Charakterzügen oder moralischen Bedenken getroffen werden.