Der Festivaldirektor informiert: Was passiert mit meinem Geld?
Verehrte Supporter, geschätzte Fans,
ich melde mich heute bei euch, da mir bewusst geworden ist, dass einige von euch nicht unwesentliche Fragen zur Finanzierung unseres Projekts haben. Ich will mein Bestes tun, sie zu beantworten. Da wäre zum einen:
x Wieso zum Teufel wollt ihr „nur“ 2.500 Euro?
Zum einen: 2.500 Euro sind eine Menge Geld. Zum anderen: die wunderbare Plattform, die wir für das Crowd-Funding des /slash Filmfestival 2012 ausgewählt haben, macht ihren Projekten einige – sehr vernünftige! – Auflagen. Wie zum Beispiel, dass das die Projektstarter erst dann Geld sehen, wenn 100% des Zielbetrags (bei uns eben die 2.500 Euro) finanziert worden sind . Das dient letzten Endes den einzelnen Supportern, da damit sicher gestellt werden soll, dass das Projekt mit eurem Geld tatsächlich realisiert wird.
Wir sind, soweit ich das beurteilen kann, das erste österreichische Filmfestival, dass sich auf die Terra Incognita des Crowd-Fundings gewagt hat. Das heißt, uns fehlte zum einen ein realistischer Erfahrungswert, zum anderen sind wir generell recht selbstkritisch eingestellt. Soll heißen, wir wussten wirklich nicht, wie ihr darauf reagieren werdet.
Angenommen, wir hätten als Ziel 5.000 Euro angegeben, hätten aber „nur“ 4.500 Euro erreicht bis Ende Juni, hätten wir von dem Geld nichts bekommen. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern in unserem Fall existenzgefährdend: in den kommenden zwei Monaten muss ich als Programmverantwortlicher des Programm des Festivals bauen. Das heißt, es fallen Entscheidungen über die gezeigten Filme und wie viel sie uns kosten dürfen. In diesem Stadium 5.000 Euro zu haben oder eben nicht, macht einen großen Unterschied.
Aus all diesen Gründen haben wir uns dazu entschlossen, das Finanzierungsziel sehr niedrig anzusetzen. Denn all das, was darüber hinaus noch gespendet wird, erhalten wir trotzdem. Und das führt uns geradewegs zur zweiten, und vermutlich noch wichtigeren Frage:
x Was macht ihr mit dem ganzen Geld, vor allem mit der Summe, die über die 2.500 Euro hinaus geht?
Eine Sache, die mir am Crowd-Funding-Prozess besonders gut gefällt, ist, dass man mit offenen Karten spielen muss. Insofern sage ich euch auch gerne, dass wir aus dem Kinofördertopf der Stadt Wien eine Basisförderung von insgesamt 12.000 Euro erhalten. Hört sich nach viel an, deckt aber gerade einmal die Betriebskosten unseres Kinos für die elf Festivaltage ab. Das heißt, danach stehen wir wieder auf Null.
Das war in den letzten Jahren nicht anders. All die anderen Kostenposten mussten wir durch kleine Privatsponsoren, vor allem aber durch die Kinokartenerlöse abdecken. Das bedeutet natürlich, dass wir in der Realisierungsphase des Projekts, also JETZT, mit Geld arbeiten mussten, von dem wir nicht mal sicher sein konnten, dass wir es haben werden.
Allein für die Filmmieten und Kopientransporte haben wir im letzten Jahr knapp unter 15.000 Euro (!) bezahlt. Dazu kommen, wie jeder, der bereits ein Projekt organisiert hat, weiß, hunderte versteckte Kostenposten: von Drucksorten (Flyer, Programmheft) über Technikmieten, wenn man Konzerte oder Performances organisiert, hin zu den Ausgaben für die eingeladenen Gäste, die nicht nur transportiert und einquartiert, sondern auch betreut und versorgt werden wollen und sollen.
Auf dem Papier war unsere letztjährige Festivaledition ein voller Erfolg: wir durften knapp 6.000 Zuschauer begrüßen, hatten eine traumhafte Auslastung der einzelnen Vorstellungen, hatten breite Medienberichterstattung. Trotzdem mussten wir das /slash 2012 mit einem kleinen Verlust schließen.
Was ich bei all dem noch nicht erwähnt habe, sind die FANTASTISCHEN Mitarbeiter des Festivals; Leute, die großartige, professionelle Arbeit geleistet haben; und denen wir dafür weniger bezahlen konnten, als ein 12-Jähriger durchschnittlich an monatlichem Taschengeld kassiert. Lena und ich haben aufgrund der negativen finanziellen Bilanz des letztjährigen Festivals auf jegliches Honorar verzichtet.
x Was soll das alles heißen?
Zum einen: VIELEN DANK FÜR EURE HILFE!
Zum anderen: all das, was in den kommenden Wochen noch in unser Festival investiert wird, fließt, und dafür lege ich meine Hand ins Feuer, zuerst in die Qualitätssicherung . Das heißt, mit jedem Hunderter, mit jedem Tausender, den wir haben, ermöglicht es ihr uns zum Beispiel einen Film zu programmieren, den wir ansonsten aus Kostengründen hätten ablehnen müssen. Oder einen Gast nach Wien zu holen, den wir ansonsten nicht hätten einladen können. Außerdem stellt ihr sicher, dass wir unseren Mitarbeitern mehr Geld zahlen können, und dass wir sie ein Stück weit aus der Selbstausbeutungshölle heraus holen können.
Ich werde mich in den kommenden Wochen bemühen, euch immer wieder Updates zur Budgetsituation des /slash Filmfestivals zu geben; euch zu informieren, worin wir Geld investiert haben. Mir ist nur wichtig zu betonen, dass ihr mit jedem Cent, den ihr uns über die 2.500 Euro hinaus gebt, NICHT in Luxuswerte investiert. Sondern einem unabhängigen Kulturprojekt das Überleben sichert.
Für mich geht’s morgen auf nach Cannes, von wo ich mich regelmäßig bei unseren Supportern mit Video- oder Textblogeinträgen melden werde. Mir macht es unheimlich Spaß, gemeinsam mit euch an einem Strang zu ziehen.
Beste Grüße,
Markus