Ein Bauernhof im Grünen. Fachwerk unter Reetdach, umgeben von alten Bäumen, Feldern und frei herum laufenden Hühnern, Schweinen und Kühen. So sieht die Landwirtschaft in der Werbung und auf den Verpackungen aus. Sie soll uns glauben machen, Bauernhöfe und ihre Erzeugnisse seien noch wie zu Zeiten unserer Großeltern. Natürlich wissen wir, dass das nicht stimmt. Aber ziehen wir daraus Konsequenzen?
Können wir noch mitbestimmen, was auf unseren Teller kommt?
Industrielle Landwirtschaft, globaler Wettbewerb und erpresserische Freihandelsabkommen bringen die politische und gesellschaftliche Dimension unserer Ernährung immer drastischer auf den Punkt. Wer sich näher mit den aktuellen Zuständen in der globalen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung auseinandersetzt, bekommt schlechte Laune und ändert doch meist nichts.
Denn ob konventioneller oder Bio-Supermarkt, wir treffen fast ausschließlich auf industriell erzeugte Lebensmittel aus ausbeuterischen Produktionsbedingungen. Die biologisch bewirtschaftete Gesamtfläche in Deutschland ist rückläufig und das Höfesterben geht weiter. Regionale Produkte aus kleinbäuerlicher Erzeugung spielten und spielen kaum eine Rolle.
In den Ländern des globalen Nordens nehmen Qualität und Vielfalt des Nahrungsangebots aus oben genannten Gründen ab. Im globalen Süden hingegen hat die Bevormundung und Ausbeutung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch global agierende Saatgutkonzerne viel drastischere Folgen. Teures „Hightech-Einweg-Saatgut“ mit hohem Bedarf an Dünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln (die diese Firmen ebenfalls produzieren) hat katastrophale Folgen für lokale Wirtschafts- und Subsistenzstrukturen und führt zu Überschuldung und Hunger.
Aktuelle Saatgutgesetzgebungen werden von Lobbyisten der Saatgutkonzerne maßgeblich beeinflusst, auch in Deutschland und Europa. Auch wir bekommen die Vereinheitlichung des Nahrungsmittelangebots und das Verbot alter, nicht angemeldeter Gemüsesorten persönlich zu spüren. Und parallel wird im Monatstakt versucht, genmanipulierte (Mais-)Sorten durch gesetzliche Hintertüren zu schleusen und deren Anbau zu legalisieren.