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Die erste Biografie über den Kunstliebhaber, Lagerleiter und Massenmörder von Bergen-Belsen, der seit 1945 spurlos verschollen blieb

Mehr als dreitausend Menschen ließ Adolf Haas als KZ-Kommandant von Niederhagen/Wewelsburg und später in Bergen-Belsen sterben oder von der SS umbringen. Einige Häftlinge, auch jüdische, schützte der emporgekommene Bäcker dagegen, solange sie ihn mit Musik und Kunstgegenständen unterhielten. 1944 wurde Haas degradiert, seine Spur verliert sich in den Kriegswirren. Bis heute gilt er als verschollen. Die erste Täterbiografie über Haas unter Verwendung erstmals ausgewerteter Archivalien.
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Finanzierungszeitraum
05.12.17 - 03.03.18
Realisierungszeitraum
Sommer/Herbst 2018
Mindestbetrag (Startlevel): 3.000 €

für Archivreisen und Digitalisierungen von wichtigem Aktenmaterial, Zeitzeugeninterviews, Druckkosten, Verschenken des Buches an Bibliotheken

Stadt
Berlin
Kategorie
Wissenschaft
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24.05.2018

Adolf Haas: Neue Spuren führen nach Wiesbaden

Jakob Saß
Jakob Saß3 min Lesezeit

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

mit eurer und Ihrer Hilfe nimmt die Biografie von Adolf Haas immer mehr Gestalt an. Der Großteil des Buches steht, noch ist allerdings offen, wo die Geschichte endet. Wenn ich nicht über den Akten sitze und seinen Karriereweg in der Lager-SS nachverfolge, recherchiere ich hartnäckig weiter zu seinem Verschwinden im April 1945. Ich will mich immer noch nicht damit zufrieden geben, dass ihn die Behörden 1950 einfach für tot erklärten, ohne konkrete Anhaltspunkte.

Seit seiner Abkommandierung aus Bergen-Belsen im Dezember 1944 gehörte er dem 18. SS-Panzergrenadier-Ersatzbataillon an, das seit Januar 1945 in Hamburg-Langenhorn stationiert war. Von dort aus wurde er nachweislich mindestens einmal als Beisitzer in einem SS- und Polizeigericht im nahe gelegenen KZ Neuengamme eingesetzt, wo er einen fahnenflüchtigen SS-Führer zum Tode mit verurteilte. Die meisten anderen Beteiligten des „Gerichts“ sowie der KZ-Kommandant Max Pauly setzten sich zu Kriegsende über die „Rattenlinie Nord“ ab und tauchten mehr oder weniger erfolgreich unter. Haas, der keineswegs ein Fanatiker war, der sein Leben für den "Endsieg" geopfert hätte, hatte immer das Talent gehabt, sich aus schwierigen Situationen herauszuwinden. Gut möglich, dass ihm ebenfalls die Flucht gelang, unterstützt von seinen SS-Kameraden. Von Stefan Hördler, dem Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora habe ich erfahren, dass Haas' Bataillon offenbar ein "Sammelbecken der Lager-SS für einen künftigen Fronteinsatz" war, in dem sich auch viele SS-Führer ansammelten, denen eine Flucht gelang.

Netzwerke in der SS hatten Haas auch schon in seiner Anfangszeit im Lagersystem geholfen, wie nun detailliert nachweisen kann. Seine "Ausbildung" zum Zweiten Schutzhaftlagerführer absolvierte er im KZ Sachsenhausen. Sein direkter Vorgesetzter, der Erste Schutzhaftlagerführer, war kein anderer als Rudolf Höß, der spätere Kommandant von Auschwitz-Birkenau, bekannt für seine gefühlskalte, pragmatische Grausamkeit. Haas konnte Höß weniger von sich überzeugen, dagegen aber den Sachsenhausen-Kommandanten Hans Loritz, der noch verschlagener war als er selbst. Loritz trieb die Korruption und Selbstbereicherung durch die schamlose Ausbeutung der Häftlinge auf die Spitze. Loritz war Haas' stärkster Fürsprecher, sorgte für gute Beurteilungen und weitere Beförderungen. Haas wiederum nahm sich Loritz zum Vorbild und missbrauchte Häftlinge in seinen eigenen ersten Lagern Niederhagen-Wewelsburg und Bergen-Belsen für seine Unterhaltung und für die Anfertigung von zahlreichen Kunstgegenständen.

Die KZ-Kunst brachte er zuhause in Hachenburg unter - im Familienbesitz soll sich bis heute einiges davon befinden. Leider blieben meine Versuche, mit den Nachfahren Kontakt aufzunehmen, bislang ohne Erfolg. Ich folge allerdings einer heißen Spur nach Wiesbaden. Nach dem Krieg haben mehrere Staatsanwaltschaften sowie die Landeskriminalämter Hessen und NRW, intensiv v.a. seit den 60er Jahren, nach dem Verbleib des vermeintlich Verschollenen ermittelt.

Die heißeste Spur führt mich gerade nach Wiesbaden, wo es Hinweise gibt, dass er in der Nähe seiner beiden Töchter in den 60er Jahren unbehelligt gelebt haben könnte - womöglich sogar mit seinem richtigen Namen. Das prüfe ich in den nächsten Wochen.

Ich halte Sie und euch auf dem Laufenden. Ich freue mich jederzeit über Anregungen, gern per Mail unter j.sass[at]online.de. Ich danke euch und Ihnen noch einmal von ganzem Herzen, dass Sie meine Forschung unterstützt haben!

Beste Grüße
Jakob Saß

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