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Die Geschichte des Crowdfundings  
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Die Geschichte des Crowdfundings  

24.11.2010
5 min Lesezeit

Der Begriff tauchte erstmals  im Jahr 2006 auf, als es die Plattform sellaband.com Künstlern ermöglichte, ihr Album durch Fans vorfinanzieren zu lassen. Bei sellaband.com werden die Unterstützer als „Believer“ bezeichnet und erhalten für zehn englische Pfund einen sogenannten Part, mit dem diese am Verkauf des Albums beteiligt werden sowie eine limitierte Version der CD mit Unterschrift der Musiker bekommen. Als Crowdfunding-Pionier im Internet gilt die Plattform ArtistShare.com, die im Jahr 2000 von Brian Camelio gegründet wurde (vgl. Wikipedia, Artistshare, 2010). Dieser ist selbst ein professioneller Musiker und Produzent und rief die Plattform als Reaktion auf die Entwicklungen des Raubkopierens und den Bestrebungen der Musikindustrie für ein digitales Rechtemanagement ins Leben. Erstmalig war es damit Musikern möglich, das Geld für die Produktion eines Albums zu erhalten, bevor es veröffentlicht wurde. Als sellaband.com im August 2006 in Europa startete, galt es je 50.000 US-Dollar für Musiker und Bands mit der Hilfe der Believer zu erreichen, um ein Album zu produzieren. Bereits am 2.11.2006 hatte die Band Nemesea 528 Unterstützer zusammen und konnte so ihr Album „In Control“ aufnehmen. In den vergangenen vier Jahren haben es weitere 50 Bands ins Tonstudio bei Sellaband.com geschafft.

Public Enemy auf sellaband.comAnfang 2010 nutzte mit Public Enemy die erste bereits etablierte Band solch eine Crowdfunding-Plattform, um ihr nächstes Album gemeinsam mit Fans und Unterstützern finanzieren zu lassen. Die Band selbst beschreibt auf ihrer Website: „In our six months on SellaBand, we are proud to have broken ground into a new paradigm of music financing and to have learned so much about the fan funding model with our fans.“ Im Oktober 2010 steht das Vorhaben bei 86 Prozent von 75.000 US-Dollar. Das eigentliche Ziel in Höhe von 250.000 US-Dollar wurde nach unten korrigiert, als die Plattform im Februar 2010 Insolvenz anmeldete. Seit der Insolvenz wird das einstige holländische Unternehmen als GmbH mit dem Hauptsitz in München weitergeführt. 

Anfang 2010 ist in Amerika mit Kickstarter.com die erste Crowdfunding-Plattform durchgestartet. Bereits über 2.800 Projekte sind hierüber finanziert worden (Stand: September 2010) – vordergründig im Bereich Kunst und Kultur, aber auch Lebensmittelhersteller, Modedesigner und Erfinder haben hier ihren Platz gefunden. Eine Gewinnbeteiligung gibt es auf Kickstarter.com nicht. Die Initiatoren versuchen meist mit einem Video von sich oder dem Projekt zu überzeugen. Nach dem gleichen Vorbild sind mit indiegogo.com und rockethub.com weitere vielversprechende Crowdfunding-Plattformen online gegangen. Mit fundbreak.com oder sonicangel.com wagen sich nach sellaband.com nun auch die ersten Länder außerhalb von Amerika an das Thema Crowdfunding im Bereich Projektfinanzierung.

Diaspora auf Kickstarter.comAls Leuchtturm ist das Projekt „Diaspora“ im Juni 2010 durch die Presse gegangen und hat das Thema Crowdfunding einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Für die Entwicklung einer Internetplattform haben vier Studenten 10.000 US-Dollar gesucht. Mit der Plattform wurde Facebook der Kampf angesagt und angekündigt ein Pendant zu entwickeln, was bessere Vorkehrungen im Bereich Datenschutz treffen wird und die Daten seiner Nutzer dezentral immer auf dem eigenen Rechner des Anwenders speichert. Dies fand enormen Zuspruch in der Bevölkerung, die das Projekt gemeinsam mit 200.641 US-Dollar überfinanziert hat. Unter den 6479 Spendern befand sich auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Im Interview mit dem Magazin Wired sagte Zuckerberg: „I donated. I think it is a cool idea.“

Eine weitere Entwicklung im Bereich Crowdfunding lässt sich seit dem Jahr 2010 auch in der Startup-Szene feststellen. Hier gehen gleich sechs Plattformen online, bei denen in junge Unternehmen investiert werden kann. Investoren werden hier zu Mikro-Business Angels und am Gewinn des Startups beteiligt. In Deutschland wird dieses Thema durch die Plattform www.seedmatch.de besetzt. International zählt www.growvc.com als Pionier. 

Filmemacher Ben Hicks gibt während der Produktion seines ersten Spielfilms bekannt, dass das Geld alle wird. Das Gesamtbudget beträgt 85.000 US-Dollar. Auf Kickstarter.com sollen zunächst 5.000 US-Dollar gesammelt werden, um einen Trailer zu schneiden, mit dem dann die weiteren 80.000 US-Dollar über Fundraising akquiriert werden können. Durch den ersten Sponsor konnten alle Unterstützungen als Spenden steuerfrei abgerechnet werden. Nach nur zwei Monaten hatte Hicks 6.000 US-Dollar zusammen und sein Ziel erreicht. Nach der erfolgreichen Finanzierung hat Ben Hicks den neuen Begriff „Fandependent Films“ geschaffen, für Filme deren Erfolg vom Support ihrer Unterstützer abhängt. Auf seiner Website unter fandepedentfilms.com schreibt Hicks über Crowdfunding: „This idea could revolutionize the entire independent film industry, and the only reason I say ‘could’ instead of ‘will’ is because to make this a reality, film fans and a majority of the filmmakers out there must work together, believe in and fight for this idea.”

 Fandependent Films; Logo by Ben Hicks

(Fandependent Films; Logo by Ben Hicks)

Seit dem Jahr 2010 wagt sich die Filmindustrie auch an große Budgets ran. Bei dem Film „Iron Sky“ steht unter www.ironsky.net ein 6,5 Mio € Budget aus. 5,6 Mio € davon werden mittels traditionellen Filmfinanzierungen realisiert und 900.000 € soll durch die Internet-Community finanziert werden. Zum aktuellen Zeitpunkt, im September 2010, konnten so bereits 329.300 € gesammelt werden, wie unter http://www.ironsky.net/site/support/invest/ zu lesen ist.

My Million Dollar MovieBei dem Projekt „My Million Dollar Movie“ unter http://mymilliondollarmovie.com können Filminteressierte mit jeweils 10 US-Dollar einen Film-Frame kaufen und werden so zu Assistant Producers. Wer gleich mehrere Frames im Paket kauft, kann Associate-, Co- oder Executive Producer werden. Das Prinzip fußt auf der milliondollarhomepage, bei der einst Pixel auf einer Website verkauft worden. Filmemacher Casey verspricht, dass die Einnahmen aus dem Film dann in gemeinnützige Organisationen investiert werden, die jeder Geldgeber entsprechend seiner Anteile selbst festlegen kann. 

Die Geschichte des Crowdfunding befindet sich in einem rasanten Prozess. Wir freuen uns mit Startnext Teil dieser Veränderung zu werden.  

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