Zwischen Haltung und Handlung: Warum wir jetzt lauter werden - Tone of Voice 2.0
Wenn eine Plattform sich einen Ton gibt, gibt sie ein Versprechen. An ihre Community. An ihre Partnerinnen. Und an sich selbst.
Dieser Blog-Post folgt unserem Ursprungspost von Lilli Landmann vom 19.2.2021 (vor 3 Jahren), falls du nachlesen möchtest… https://www.startnext.com/blog/Blog-Detailseite/tone-of-voice-und-ihr-selbstverstndnis~ba1334.html
Leise sein ist ein Privileg
Wir haben erkannt: Leise sein zu können, ist ein Privileg. Wer nicht systematisch übersehen wird, kann sich leisten, zurückzutreten. Wer in Machtstrukturen eingebettet ist, muss nicht um Aufmerksamkeit kämpfen. Wer weiß, dass seine Stimme ohnehin Gehör findet, kann still arbeiten – und wird dennoch gesehen.
Diese Form der Zurückhaltung war für uns lange Teil unseres Selbstverständnisses. Wir wollten nicht dominieren, nicht in den Vordergrund treten, sondern Raum geben. Plattform sein. Möglichmacher. Und das bleiben wir auch.
Doch wir haben verstanden, dass sich aus dieser Zurückhaltung auch ein blinder Fleck entwickelt hat. Denn wenn wir schweigen, während andere laut kämpfen müssen, wird unsere Stille Teil des Problems.
In einer Welt, in der wirtschaftliche Akteure mit enormer Marketingkraft Diskurse gestalten, Meinungen formen und Aufmerksamkeit monopolisieren, ist Stille kein Neutralraum, sondern ein Vakuum – das von anderen gefüllt wird.
Der Ton macht das Werkzeug
Startnext will kein neutraler Kanal sein. Sondern ein Werkzeug. Und Werkzeuge müssen präzise sein. Kraftvoll. Nützlich.
Für viele unserer mutigsten Projekte – besonders jene, die aus marginalisierten Gruppen heraus entstehen – ist Sichtbarkeit keine Kür, sondern eine Überlebensfrage. Wenn diese Stimmen nicht gehört werden, bleiben die Narrative der Macht bestehen.
Wir wollen, dass Startnext ein Tool ist, um laut zu werden. Nicht um Lärm zu machen, sondern um klare, wirkungsvolle, solidarische Sprache zu ermöglichen. Denn Plattformen sind nicht nur Infrastrukturen – sie sind Resonanzräume.
Deshalb haben wir unseren Ton überarbeitet. Neu justiert. Und bewusst verschoben.
Value-Skalierung als neue Tonalität
Wir nennen diesen Schritt Value-Skalierung. Was das heißt? Dass wir unsere Haltung künftig nicht nur denken, sondern ausdrücken – mit der Lautstärke, die notwendig ist, um Wirkung zu entfalten. Es bedeutet, dass wir uns erlauben, unsere Sprache so zu nutzen, wie andere ihre Marketingetats: strategisch, offensiv, sichtbar.
Nicht weil wir lauter sein wollen als andere. Sondern weil wir verstärken wollen, was gehört werden muss.
Diese neue Tonalität ist kein Rebranding. Sie ist eine Konsequenz. Sie erlaubt uns, deutlich zu sein, wo zuvor Rücksicht dominierte. Sie verpflichtet uns, Haltung zu zeigen, wo zuvor Höflichkeit das letzte Wort hatte.
Und sie eröffnet uns die Möglichkeit, als Plattform nicht nur zu reagieren – sondern zu gestalten.
Verantwortung beginnt im Sprachraum
Startnext war nie neutral – und das ist auch gut so. Wir glauben an eine offene, solidarische, plurale Gesellschaft. An Kultur als Gemeingut. An Teilhabe jenseits von Herkunft, Status oder Kapital. Diese Werte stehen nicht zwischen den Zeilen. Sie stehen im Zentrum.
Deshalb werden wir künftig lauter sein:
Wenn die Rechte marginalisierter Gruppen unter Druck geraten.
Wenn Projekte Diskriminierung sichtbar machen.
Wenn Stimmen erhoben werden, die sonst ungehört bleiben.
Wir wollen uns nicht anpassen. Wir wollen Raum schaffen. Resonanz ermöglichen. Und Kommunikation als Teil des Möglichmachens begreifen.
Ein neues Kapitel beginnt
Dieser Post ist kein Abschluss. Er ist ein Auftakt. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir unsere neue Tonalität in Kampagnen, Projekttexten, Beratungsgesprächen und in der Weiterentwicklung unserer Plattform sichtbar machen. Wir werden Projekte aktiver herausstellen, die sich mit Mut, Klarheit und gesellschaftlicher Relevanz positionieren. Und wir laden alle ein, die diesen Weg mitgehen wollen – ob als Projektstartende, Unterstützer:innen oder kritische Begleiter:innen.
Leise sein ist ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten.
Euer Denis