Mutige gestalten die Zukunft
Was bleibt, wenn uns in Deutschland und Europa der Mut verlässt?
Startnext News

Was bleibt, wenn uns in Deutschland und Europa der Mut verlässt?

Denis Bartelt
31.08.2023
5 min Lesezeit

Startnext lässt ein zweites Mal Federn. Wir sind crowdfinanziert, spüren die derzeitige Zurückhaltung und bereiten uns trotzdem auf einen großartigen Projektherbst vor.

Das eine ist, immer optimistisch zu bleiben, auch wenn es keinen rationalen Grund dafür gibt (das mache ich sehr gerne). Das andere ist, in der Realität anzukommen und zu akzeptieren, dass erstmal nicht klar ist, wann der Tiefpunkt erreicht ist und es wieder nach oben oder zumindest nach vorne geht. 

Here we are.

Zunächst geht es für uns ein paar Meter zurück. Mit uns meine ich das Team von Startnext. Noch vor einem Jahr waren wir ca. 30 Mitarbeitende, viele davon in 3 oder 4 Tage-Woche, im Home-Office, mit hoher Flexibilität und guten Gehältern. Nicht schlecht für ein sozial agierendes Unternehmen. Wir sind ein B Corp.

Die Mitarbeitenden und ihr Wohl spielen in unseren Augen eine entscheidende Rolle für das gemeinsame Engagement und den gemeinsamen Erfolg.

Ja, aber … es spielt nicht die einzige Rolle. Der Markt, oder das, was da draußen Einfluss auf die Menschen und deren Umgang mit Geld hat, spielen ebenso eine gewichtige Rolle. Das ist nicht nur die wirtschaftliche Lage, das ist nach wie vor die Klimakrise, Krieg, Inflation und Ratlosigkeit.

Transformationen

Die notwendige Transformation wirft ihre Schatten voraus und den Menschen in Deutschland dämmert, dass wir wohl eher von einem hohen Ross absteigen müssen, wenn wir in dieser Welt vernünftig agieren wollen. Klar, es gibt die klassischen Optionen des Patriarchats, des Turbokapitalismus und so – die Erde ist ja noch nicht kaputt, aber wir haben in Deutschland in den letzten 10 Jahren aus meiner Sicht sehr viel hinzugelernt und sind sensibler für unsere eigenen Fehler geworden. Das ist gut so und führt uns jetzt in die Schmerzzone, aus der die Rechten und auch die AfD so gerne Kapital für ihre demokratiefeindlichen Programme schlagen wollen.

Mutlosigkeit

Eine gewisse Lethargie macht sich breit. Und trotzdem gilt für mich „Mutige gestalten die Zukunft“. Wir können jetzt also abwarten und dann mitlaufen oder wir versuchen Mitgestalter:innen zu sein, scheitern, lernen und lösen die Probleme.

Scheitern 

Bei Startnext müssen wir jetzt erstmal erneut Scheitern, um wieder mutig sein zu können. Wir mussten heute erneut ungewollt Mitarbeitenden kündigen. Konkret hatten wir versucht, mit einer kleinen Kommunikationsabteilung smart und dynamisch die Welt davon zu überzeugen, dass, wenn es draußen nicht so läuft, wie es soll, gemeinsames Anpacken mit der Crowd ein guter Schritt ist. Wir haben mit dem Versuch aber ein Defizit erzeugt, welches nicht länger ökonomisch haltbar ist. Da der Plattformbetrieb durch unsere Technologie-, Support- und Beratungsteams gesichert wird, haben wir uns dazu entschieden, die Teamgröße auf die äußeren Umstände anzupassen und das Kommunikationsteam zu entlassen.

Sprung nach vorne 

Kommunikation von Startnext muss nun neu gedacht, reduziert und extern eingekauft werden. So war das auch vor wenigen Jahren und funktionierte gut, allerdings bleibt jetzt weniger Spielraum für Ausprobieren.

Agilität

Startnext wird dauerhaft von der Crowd finanziert, daraus ergibt sich, dass nur der Umsatz erfolgreicher Projekte Einnahmen erwirkt. Machen die Projekte weniger Umsatz, spüren wir das sofort. Offensichtlich müssen wir lernen, mit agileren Teamstrukturen umzugehen, denn es ist in einer Postwachstumsökonomie aus meiner Sicht gar nicht schlimm, einen Gang runterzuschalten, das sollte immer auch Teil der Überlegungen sein. Allerdings entsteht mit höherer sozialer Absicherung auch eine Systemstarre, die es zu antizipieren gilt. Das fällt mir schwer, Kündigen, Einsparen, Fristen usw.

Wir arbeiten in den nächsten Tagen an einem Konzept, wie wir mit verringerter Kraft trotzdem gute Kommunikation machen können. Und wir lecken erneut unsere Wunden.

Demut

Bei all dem Stress, den solche Maßnahmen privat und auch im Team verursachen, habe ich in den letzten Tagen aber auch viel Bestärkung, Unterstützung und konstruktives Feedback erfahren. Ich habe Dankbarkeit und Demut von Menschen vernommen, die bereit sind, mit uns zu lernen, was Verantwortung wirklich bedeutet und wie schwer diese wiegen kann.

Bestärkung

Ich bin dankbar für die Reise, die ich mit diesen Kollegen:innen bis hierhin machen durfte. Da Kommunikation eines meiner Lieblingsthemen und Experimentierfelder ist, hatte ich die Möglichkeit, anderen Kreativen Köpfen bei der Arbeit zuzuschauen, Dinge mit ihnen auszuprobieren und zu lernen. Klar sind wir uns gelegentlich als Arbeitgeber und Arbeitnehmer:in begegnet, aber die meiste Zeit kreisten unsere Gedanken um kreativen Output. Ich liebe das, hatte viele Spaß und Motivation. Jetzt gehe ich erstmal traurig ein paar Meter zurück und überlege, wie ich für mich diese Energie retten kann und was in diesem Jahr trotz dieser Maßnahme noch möglich ist.

Wenn du dich jetzt fragst: Wie kann ich Startnext am besten unterstützen? Dann bleibt die Antwort wie immer einfach: Starte ein Projekt, unterstütze ein Projekt, teile ein Projekt. Werde laut für alle diese mutigen Menschen auf der Plattform und hinter der Plattform.

Wenn ihr als Multiplikator:innen für die Projekte auf Startnext Kanäle anbieten könnt, dann her damit – die Projekte brauchen Reichweite.

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