Bei den (wahrscheinlich) zwei Jahrtausende alten Feldfluren, die nach Rodung der damals allgegenwärtigen Wälder angelegt wurden, scheint es sich um den ersten Feldbau zu handeln, der über längere Zeit ortsfest blieb und auf diese Weise Spuren im Bodenrelief hinterließ. Diese Spuren sind vor allem in England, Nordwestdänemark und den Niederlanden seit langem bekannt und werden (nicht ganz korrekt) „Celtic Fields“ genannt.
In den Reliefbildern, die mit Hilfe der Laserscan-Höhendaten Schleswig-Holsteins erzeugt werden können, fand ich seit 2011 weit über 100 Fluren mit insgesamt vielen tausend Parzellen. Vorher war nur ein Teil davon überwiegend bruchstückhaft bekannt. Erhalten blieben die Feldfluren bis auf wenige Ausnahmen in historisch alten Wäldern, in denen sich seit der Eisenzeit, also seit über 2000 Jahren, kaum etwas geändert hat. Die Spuren dieser Feldfluren bilden normalerweise wannenartige Parzellen, die von breiten flachen Wällen begrenzt sind. Die Parzellen bilden ein unregelmäßiges Rechtecksystem, in dem Parzelle an Parzelle grenzt – ohne zwischengeschaltete Wege. Die Größen der Parzellen schwanken sehr, umfassen in der Regel aber Flächen von 1000 – 2000 qm. Nur eine einzige dieser Fluren ist wissenschaftlich fundiert untersucht worden, und das vor 25 Jahren. Die Formen der dort gefundenen wenigen Tongefäßscherben bilden bisher die Grundlage der Alterseinschätzungen der Fluren.
Eine erste vergleichsweise einfache Aufgabe war und ist es noch, Holzkohleproben aus den Wällen zu gewinnen, mit denen die Nutzungszeit über die C14-Analyse altersdatiert werden kann. Mindestens 20 davon sollten C14-datiert werden. Warum so viele? Die einzelne Probe kann auch mal zufällig von einer viel älteren Aktivität (Steinzeit) oder aus späterer Zeit stammen. Ein Großteil der Proben sollte aber die Entstehungszeit widerspiegeln, die bisher nach den wenigen Scherbenfunden einer einzigen Fundstelle auf die Zeit kurz vor Christi Geburt angesetzt wird, aber auch mehr als ein halbes Jahrtausend früher liegen könnte. Trifft letzteres zu, könnten die neuartigen Bewirtschaftungssysteme, die zu den erhaltenen Feldfluren führten, eine Reaktion des Menschen auf einen für diese Zeit belegten markanten Klimawandel hin zum Kühl-Feuchten sein.
Die Publikation der Altersbestimmungen dürfte den Bekanntheitsgrad dieser Feldfluren erhöhen und hoffentlich die Neugier der Forschungsinstitutionen und populärwissenschaftlichen Medien wecken und sollte Anlass zu intensiveren Untersuchungen sein. Es gibt viele Fragen, die bezüglich dieser Feldfluren im Raume stehen, z. B.: Wurden alle Parzellen zum Ackerbau verwendet, gab es welche, die beweidet und/oder Brache waren? Wann und wie wurden die Parzellen beackert? Wurden auch die Wälle beackert, und wann? Warum wurden diese Feldfluren irgendwann aufgelassen? Wurde mehr Land kultiviert, als heute durch die Spuren erkennbar ist? Wie kam es zu der wannenförmigen Ausprägung der Parzellen und den extrem breiten Wällen? Dazu können Ausgrabungen, Bodenuntersuchungen, Pollenanalysen und Analysen der Reste verkohlter Nutz- und Wildpflanzen helfen. Das Projekt soll solche Untersuchungen anstoßen und dazu beitragen, dass sich die Öffentlichkeit und die archäologische Forschung mehr mit diesen einmaligen Geländedenkmälern befasst. Dafür ist eine auf breiterer Basis gesicherte Datierung eine der Voraussetzungen.
Auch, aber nicht nur zur Erfüllung wissenschaftlicher Neugier. Eine besser fundierte zeitliche Einordnung ist eine der Voraussetzungen für eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit, die den Bekanntheitsgrad dieser Spuren erhöhen soll, sind sie doch flächenmäßig weitaus die umfangreichsten der Urgeschichte zumindest in Schleswig-Holstein. In den alten Wäldern, in denen sie sich erhielten, sind die Spuren durch den Einsatz immer größerer Forstmaschinen von zunehmender Zerstörung betroffen. So kann das Projekt letztlich auch ein Anstoß für einen besseren Schutz dieser für den Laien kaum erkennbaren Geländedenkmale sein.
Pro C14-Messung entstehen Kosten von gut 300 Euro. Die Messung der vorliegenden Proben war um 1990 praktisch noch nicht möglich, da man damals eine Handvoll Holzkohle benötigte, die nur ausnahmsweise und unter großen Aufwand zu gewinnen wäre. Inzwischen reichen für sog. AMS-Datierungen Proben von der Größe eines Reiskorns. Solche Proben habe ich aus verschiedenen Ackersystemen geborgen und möchte mindestens 20 davon datieren lassen, besser noch mehr. Falls mehr Geld als beantragt zusammenkommt, wird die Zahl der Messungen erhöht und damit die Datengrundlage verbreitert. Mein eigener Anteil an der Finanzierung betrifft die vielen dazu notwendigen Fahrten sowie die Kosten für die Dankeschöns.
20 Proben zu je 315 Euro: 6300 Euro Laborkosten. Gesamkosten: 6300 Euro
Als promovierter Ur- und Frühgeschichtler habe ich mein Berufsleben lang ein kleines Museum geleitet und bin seit 2010 im Ruhestand. Seit 2011 unternehme ich zusammen mit einer „Rentnerband“ Ausgrabungen in einem eisenzeitlichen Dorf mit umlaufendem Ringwall im Riesewohld, Dithmarschen, Schleswig-Holstein. Außer für Archäologie interessiere ich mich für Natur, insbesondere Vögel und Pflanzen und engagiere mich im Aufbau und Betrieb einer öffentlich zugänglichen Infostation im Riesewohld sowie in Exkursionen mit archäologischen und landeskundlichen Inhalten.