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Initiative gegen Rechts-Schreibung™

Selbsternannte Politexperten verkaufen in sozialen Netzwerken einer gefühlten Mehrheit in katastrophaler Rechtschreibung imaginäre Wirklichkeiten als absolute Realität. Rasend vermehren sich diese Bildungsflüchtlinge. Sie wollen Recht, Moral und Abendland verteidigen, schreien nach Anerkennung und Kultur, ohne selbst zu leben, was sie fordern. Zum Verzweifeln – gäbe es da nicht die Hools mit Mission, spitzen Zungen und Humor. Gekommen, um Mut zu machen, Zivilcourage zu fördern und aufzuklären.
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Finanzierungszeitraum
23.03.16 - 01.05.16
Realisierungszeitraum
ab Juni 2016
Website & Social Media
Mindestbetrag (Startlevel): €
35.000 €
Stadt
Berlin
Kategorie
Social Business
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25.04.2016

Was Skeptiker so wissen wollen

Britta Kollberg
Britta Kollberg8 min Lesezeit

Wenn ein vor Wut und Empörung brüllender Aufrechtdeutscher schreibt „Wir sin,d das Folg !!!Erschist die eindringline", sind wir da und korrigieren auf Teufel komm raus. Das ist ganz lustig. Aber ist es nur lustig? Können, dürfen, müssen wir lachen, wenn wir so etwas in den Mittelpunkt schieben? Ist es richtig, über Menschen mit Rechts-Schreibung™ zu lachen?
Wir finden ja, getreu dem Motto #witzefrei.

Gestern bekamen wir eine Mail von einem Skeptiker, der sich unsicher war, ob er unser Krautpfanding unterstützen soll. Er fühlte uns ob unserer Ziele so richtig auf den Zahn.
Wir möchten euch nun an einer Zusammenfassung unserer Antworten teilhaben lassen.

WAS WOLLT IHR ERREICHEN?

Zu deiner ersten Frage: Wohin sollen die Nazis denn gehen, wenn sie überall nicht erwünscht sind?
Ganz klar: Nirgendwo hin.
Wir sprechen nicht davon, dass sie gehen sollen. Wir holen sie sogar direkt zu uns, in unsere Mitte, indem wir auf ihre Seiten gehen, sie korrigieren und sie ansprechen. Das, was wir möchten, sind zweierlei Dinge:

Zum Einen möchten wir, dass Menschen, die das Deutsche über alles erheben und die Menschen kategorisieren, sich auch selbst hinterfragen. Genüge ich meinen Ansprüchen denn selbst? Erfülle ich das, was ich von Anderen erwarte? Wenn ich von Kultur und „die sollen erstmal Deutsch lernen, ansonsten können sie sich verpissen“ spreche, dann sollte auch die Frage erlaubt sein: Beherrschst du das von dir geliebte Deutsch und bist du Träger unserer Kultur? Was macht denn Kultur aus?

Wir gehen mit Satire an dieses Thema heran, und das hat auch einen ganz konkreten Grund:
Wir alle, wie die meisten Menschen, die sich auf unserer Seite tummeln, wurden bereits bedroht, als menschenfeindlichen Aussagen widersprochen wurde. Gerade darum wollen wir Mut machen, dennoch immer weiter auf Diskussionen einzugehen, inhaltlich zu widersprechen und ein Gegengewicht zu bilden. Und genau das ist unser zweiter Fokus und unser eigentliches Anliegen.

Das Ziel ist also nicht, uns über Nazis lustig zu machen und sie auszugrenzen, sondern zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern und zu ermutigen, dass sich der Kampf lohnt. Niemand soll aus Angst aufhören, Unrecht zu kritisieren.
Wenn sich von unseren über 100.000 Followern auch nur ein Teil aufgrund unserer Arbeit aktiv und aufmerksam im Netz bewegt, haben wir ein Ziel erreicht. Wir möchten nicht mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht, sondern die aufkeimende Unzufriedenheit zum Thema machen und darauf hinweisen, dass es zwar einfach ist, einen Schuldigen zu suchen, aber nicht ausreicht. Wir schaffen eine Allianz der Solidarität.
Würden wir nur zu dritt mit „den Nazis“, „den Patrioten“, „den Reichsbürgern“ diskutieren, könnten wir nur einen kleinen Teil erreichen. Wir mobilisieren jedoch viele Menschen und zeigen ihnen, dass sich sich der Kampf und die Diskussion lohnen.

ÄNDERT AUCH NUR EIN EINZIGER NAZI SEINE MEINUNG WEGEN EUCH?

Wenn man rechtsextremes Gedankengut verbreitet, heißt das für uns noch lange nicht, dass das auch so bleiben muss. Menschen ändern sich, Meinungen auch. Manchmal fehlen nur Ansprechpartner oder Informationen. Dafür möchten wir da sein.
Es ist schon häufig vorgekommen, dass uns von uns korrigierte Menschen angeschrieben haben. Dann gehen wir in eine inhaltliche Diskussion, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

An einen „Schüler“ erinnern wir uns sehr gut. Wir haben ihn korrigiert, er wurde nach Meldungen dann von seinem Arbeitgeber fristlos gekündigt. Wir haben lange mit ihm hin und her geschrieben und ihm wurden viele Dinge klar. Er besuchte im Folgenden dann mal ein Flüchtlingsheim und kam zu der Erkenntnis, dass er falsch lag, dass die Realität anders aussieht, als die virtuell verbreitete Realität. Er sprach mit geflüchteten Menschen und Helfern und erkannte, dass er sich verrannt hatte. Als er uns das schrieb und uns auch Bilder schickte, bat er uns auch, eine anonyme Entschuldigung zu posten, die er verfasst hatte.
Das ist jetzt schon einige Monate her, dennoch zeigte es uns, dass unsere Arbeit auch direkt etwas mit unseren „Schülern“ macht.

IHR SEID DOCH SELBER NICHT PERFEKT!

Stimmt. Wir lieben die Sprache, aber auch wir machen Fehler und haben auch an sich kein Problem damit, wenn jemand nicht hunderprozentig korrekt schreibt. Aber wir möchten, dass man sich Gedanken macht, wenn man etwas verfasst und es öffentlich teilt.

Das Thema ist sehr komplex und es gibt viele verschiedene Ansätze, um damit umzugehen. Das ist auch gut so. Unserer ist nur einer von diesen Vorgehensweisen und bildet nur ein Puzzleteil. Aber wie wir bemerkt haben, erzielen wir eine mehrschichtige Wirkung, die ihre Daseinsberechtigung hat.
Darum machen wir weiter.

Im wahren Leben arbeiten wir zum Teil auch mit Jugendlichen genau zu diesem Thema. Wir führen täglich Diskussionen und versuchen auf einfache Art und Weise, Informationen zu vermitteln und auch „echte Menschen“ außerhalb des Internets zum Nachdenken zu bringen. Auch hier sind wir meist konfrontativ, da wir denken, dass ein Gerede um den heißen Brei besonders bei Jugendlichen nicht sonderlich viel bringt vor allem, wenn sie denken, dass sie schlauer und stärker sind. Wir bieten Stirn, sagen „nein“, erzeugen Interesse durch Provokation und werden dann inhaltlich. Ähnlich, wie wir das auch mit den Hooligans machen.

MUSS ES DENN SO PROVOKANT SEIN?

Ja. Ich verstehe deine Bedenken zu Wörtern wie Kampf, Provokation und Konfrontation. Jedoch sind es nur Wörter. Ersetzen wir diese mit Reiz und Reaktion, so ergibt sich ein anderes Bild. Wir senden Reize, auf welche reagiert wird. Unsere Reize sind ausgefallen und anders als Bisheriges. Dadurch werden sie in der heutigen Zeit der Reizüberflutung besser wahrgenommen, und es wird auf diese eher reagiert. Wir packen die Menschen direkt und erzeugen Reaktionen. Durch unsere höfliche Art rufen wir auch höfliche Reaktionen hervor.
„Diskussion“ sehe ich jedoch nicht als Kampfbegriff an. Es ist wichtig, dass gelernt wird, Diskussionen sachlich zu führen. Die Diskussion an sich ist mittlerweile sogar Bestandteil der Deutsch-Rahmenlehrpläne, sie wird in Schulen unterrichtet. Eine Diskussion führt dazu, eigene Argumente zu überdenken, Fakten zu sammeln, gegebenenfalls zu verwerfen oder zu implementieren. Das selbstständige Denken wird angefeuert.

WAS WOLLT IHR DENN ERREICHEN?

In der Arbeit mit Menschen ist es schwierig, konkrete, messbare und zeitlich begrenzte Ziele zu definieren, da die menschliche Komponente immer eine weitestgehend unberechenbare ist. Wir sind ein in der Praxis gewachsenes Projekt, sind nicht in der Theorie entstanden und erst im Nachhinein in die Praxis umgesetzt worden, sondern entwickeln unsere Theorie auf Basis unserer erfolgreichen Praxisarbeit.

Unsere Ziele sind Dauerziele, die wir in einer Endlosschleife erreichen und wieder neu anstreben. Es gibt kein finales Ziel, wann das Projekt beendet ist, denn die Förderung von gesellschaftlichem Engagement wird immer eine Rolle spielen und wir müssen anfangen, dieses Ziel an die gesellschaftlichen Anforderungen anzupassen.
Alte Modelle und Vorgehensweisen helfen uns nicht weiter, denn die Menschen werden mit Informationen überflutet.

Letztendlich geht es uns um Selbstbefähigung:
Wir wollen Aufmerksamkeit generieren, ein Bewusstsein schaffen und ein Handeln initiieren. Dies spielt vor allem bei den Ängstlichen und Unentschlossenen eine große Rolle. Wenn ich nicht weiß, wie ich handeln könnte, oder Angst habe zu handeln, nicht weiß, ob der Gegenüber vielleicht doch Recht haben könnte, so braucht es Mut, Strategien und das Gefühl, selber etwas ausrichten zu können, neben dem Aufzeigen der Verantwortung zu handeln.

Schlussendlich kann man unsere Wirkung anhand unserer Arbeit recht gut verdeutlichen.

ERKLÄRT MIR DAS NOCHMAL GENAUER.

Jemand postet einen Kommentar unter einem Nachrichtenbeitrag, in welchem er angibt, dass 60 Prozent aller Geflüchteten Vergewaltiger seien und an die Wand gestellt werden sollten.
Wir korrigieren diesen Kommentar und zeigen mit dem Finger auf diesen öffentlichen Beitrag auf einer öffentlichen Seite.

Folge:
Menschen, die uns folgen oder zu uns stoßen, nehmen diesen Kommentar wahr. Sie begeben sich auf die Seite (da wir stets die Quelle angeben), widersprechen der Aussage, melden sie ggf. bei Facebook, erstatten Anzeige bei der Polizei, schauen sich weitere Kommentare unter dem Post an und reagieren auch auf diese, wundern sich, wie ein solcher Kommentar öffentlich stehen bleiben kann und handeln.
Die korrigierte Person wendet sich an uns und sagt, dass es ihre Meinung und ihr geistiges Eigentum sei und fordert uns zur Löschung auf. Wir antworten und fangen ein Gespräch an über die Inhalte des Postings, die Aussagen und über die Definition von Meinungsfreiheit. In diesem Gespräch übermitteln wir Hintergrundinformationen, wie statistische Werte, geschichtlichen Kontext, Privatsphäre-Einstellungen auf Facebook und Ähnliches.

Ergebnis:
Viele Menschen werden mobilisiert, bilden ein Gegengewicht, lesen fortan aufmerksamer die Kommentarspalten und gehen in die Diskussion. Der Korrigierte wird mit seiner Aussage konfrontiert und dazu gebracht, diese zu überdenken und ggf. zu revidieren. Zumindest gerät er ins Schwanken oder in Erklärungsnot. Es hat ein Denkprozess auf allen Seiten begonnen.

Wir erreichen somit Menschen, die durch politische Aktionen und Fakten bereits kaum noch erreichbar sind, indem wir Reize gesendet haben. Um weiter mit ihnen zu arbeiten und ein Umdenken zu erreichen, arbeiten wir mittlerweile mit der Amadeu Antonio Stiftung zusammen, sind vernetzt mit Exit- Deutschland, HassHilft und anderen Initiativen. Wir sind also auch in der Lage, Mittler zu sein für weitergehende Kontakte und Hilfestellungen.

Unseren Skeptiker haben wir überzeugt.

Unser Krautpfanding (=Crowdfunding) läuft weiter auf: www.startnext.com/hogesatzbau

www.hogesatzbau.de

Wir brauchen weiterhin viele Unterstützer, die der Meinung sind, dass die Hooligans Gegen Satzbau fetzen!

Eure
Kiki, Elsbeth, Grafikhool

Das Crowdfunding-Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Das Unterstützen und Bestellen ist auf Startnext nicht mehr möglich.

  • Die Abwicklung getätigter Bestellungen erfolgt entsprechend der angegebenen Lieferzeit direkt durch die Projektinhaber:innen.

  • Die Produktion und Lieferung liegt in der Verantwortung der Projektinhaber:innen selbst.

  • Widerrufe und Rücksendungen erfolgen zu den Bedingungen der jeweiligen Projektinhaber:innen.

  • Widerrufe und Stornos über Startnext sind nicht mehr möglich.

Was heißt das?
Impressum
Amadeu Antonio Stiftung
Britta Kollberg
Novalisstraße 12
10115 Berlin Deutschland

Die Amadeu Antonio Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie wird durch die Stiftungs- und Fördergemeinschaft Modellprojekte GmbH (SFGM) in Weinheim verwaltet.
Vorsitzende des Stiftungsvorstands ist Anetta Kahane.

Die Amadeu An

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