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Ein Buch über das Leben der deutschen Minderheit im Schwarzmeergebiet, ihre Umsiedlung im Zweiten Weltkrieg, Repatriierung und Überlebenskampf.

"Die Stille bei Neu-Landau" ist ein historischer Roman über das Schicksal der deutschen Minderheit, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Schwarzmeergebiet lebte. Durch den Einmarsch der Wehrmacht, veränderte sich das Leben der Menschen. In den Jahren 1943 / 1944 gab es größere Umsiedlungsaktionen, in denen die nun sogenannten Volksdeutschen nach Deutschland gebracht wurden. Mit dem Einmarsch der Sowjet-Armee begann für die Schwarzmeerdeutschen ein neues Leidkapitel.
Finanzierungszeitraum
26.06.19 - 28.07.19
Realisierungszeitraum
August - November
Website & Social Media
Mindestbetrag (Startlevel): 5.000 €

Bei erfolgreicher Finanzierung werden die Kosten für die Recherche, das Lektorat, sowie Grafiker, Setzer, Druck und Werbung gedeckt.

Stadt
Eppingen
Kategorie
Literatur
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19.07.2019

Leseprobe 1

Katharina Martin-Virolainen
Katharina Martin-Virolainen5 min Lesezeit

Liebe Freundinnen und Freunde,
die erste große Hürde ist überwunden und wie versprochen hier die erste Leseprobe aus "Die Stille bei Neu-Landau" <3

Danke an alle, die mir dabei zur Seite stehen!

*****
(Auszug auf "Die Stille bei Neu-Landau)

Eine Erinnerung

Diese Stille… Diese herrliche, magische Stille, die es nur bei uns in Neu-Landau gibt. Ich schließe meine Augen, versuche mein Gehör noch mehr anzustrengen, doch es gelingt mir nicht über diese Stille hinaus zu hören.

Ich liege auf dem Rücken, umarmt von den weichen Grashalmen, die sich wie ein grüner Schal um meinen Körper schmiegen. Meine Zehen spielen mit dem kühlen Grasteppich. Er ist noch etwas feucht vom frischen Morgentau. Meine Hände ruhen auf dem Buch, das sich gemeinsam mit meinem Bauch hebt und senkt. Und um mich herum diese Stille. Diese Stille bei Neu-Landau.

Meine Augen öffnen sich langsam und bestaunen die kuscheligen Wolkenbilder auf der blauen Leinwand des Himmels. Die Sonne steht über den Fluss Ingul, sie blendet mich und versucht mit aller Kraft meine Aufmerksamkeit von den Wolkenkätzchen auf sich zu lenken. Meine Nasenflügel bewegen sich plötzlich flatterartig, als sie einen bekannten süßlichen Holzduft vernehmen. Heute wird es wohl wieder heiß werden. Doch daran stört sich die Stille bei Neu-Landau nicht.

Mich durchströmt solch eine Ruhe. Die alte Trauerweide am Ufer des Flusses Ingul erwacht, als ein kleiner Windstoß sie zart an den Blätterspitzen streichelt. So vorsichtig, wie ein junger Mann seine Geliebte zum ersten Mal berührt. Als hätte er Angst, dass er sie durch die Berührung zerbrechen könnte. Die alte Trauerweide schwingt ihre Äste wie eine graziöse Tänzerin und wird sofort wieder still, als ihr heimlicher Verehrer, der temperamentvolle Wind, genauso schnell verschwindet wie er kam. Meine Hände liegen auf dem Buch, gefaltet, wie bei einem Gebet. Vielleicht habe ich in diesem Moment wirklich gebetet, still und unbewusst.
Das Dorf Neu-Landau erwacht aus seinem Schlaf. Ich kann es an den Geräuschen erkennen, die diese zärtliche Stille zerschneiden. Für mich wird es Zeit ins Haus zurück zu kehren. Wahrscheinlich sind meine Eltern und meine Schwestern schon längst wach und suchen nach mir.

Unser Haus liegt ganz am Rande des Dorfes Neu-Landau. Das letzte Haus am Ende einer breiten und staubigen Straße. Der Weg schlängelt sich am Ufer des Flusses Ingul entlang und verschwindet an der Pforte eines Wäldchen, dessen Eingang so dunkel ist, dass ich niemals den Reiz verspürt habe, diese Welt zu betreten. Wenn ich meine Mutter fragte, was hinter dem Wäldchen lag, antwortete sie stets trocken: „Nichts, was dich betreffen könnte.“ Also meinte ich seit meiner frühsten Kindheit, dort sei das Ende der Welt.

Das Zentrum meines Universums war unser Heimatdorf in der Ukraine mit dem melodischen Namen Neu-Landau. Um dieses Zentrum herum tauchten noch weitere Orte auf, an deren Namen ich mich heute nicht mehr erinnern kann.
[…]

Als wir in Neu-Landau lebten, war die Welt noch in Ordnung. Jeden Sonntag, vor dem Kirchenbesuch, schlich ich mich in den frühen Morgenstunden aus dem Haus und ging an das Ufer des Flusses Ingul zum Lesen. Es gab für mich damals nichts Schöneres als mich in das weiche Gras hinein zu legen, einfach nur träumen zu dürfen und der Melodie der Flussgewässer und dem Rauschen der alten Trauerweide lauschen zu können.

Ich vernehme sanfte Schritte und schließe schnell die Augen. Mit klopfendem Herzen warte ich darauf bis sich ein Schatten über mein Gesicht legt. Ich öffne die Augen und treffe sofort seinen vorwurfsvollen Blick. Er hebt seine Augenbrauen und versucht streng zu wirken. Doch seine Mundwinkel zucken verräterisch und ziehen sich langsam zu einem breiten Lächeln. Ich schmunzle verlegen zurück und bevor ich ein Wort sagen kann, packt er meine Nase zwischen den Knöcheln seiner Zeige- und Mittelfinger und drückt ganz leicht zu: „Kleine Margo, hast du dich etwa wieder unerlaubt aus dem Haus geschlichen?“

Ich versuche meine Nase zu befreien und schlage seine Hand lachend ab. Er lässt sich theatralisch in das weiche Gras fallen, faltet die Hände wie ich auf dem Bauch zusammen und blickt verträumt nach oben. Während er neben mir liegt, möchte ich ihm so viel sagen, doch mein Mund ist ganz trocken und meine Kehle wie zugeschnürt. Ich atme kaum, damit mein verräterischer Herzschlag sich wieder etwas beruhigt.

Eine Weile liegen wir einfach so da und sagen kein Wort zueinander. Dann springt er auf, richtet seine Weste und streckt mir einladend die Hand entgegen.
„Los, kleine Margo! Lass uns ins Haus gehen. Die anderen warten schon auf uns.“

Mit der Zeit wurde es zu seiner Aufgabe mich vom Ufer des Flusses Ingul zum Frühstück abzuholen. Während in unserem Haus der morgendliche Trubel herrschte, wurde er zum Fluss geschickt, um die Ausreißerin zurück zu bringen. Das wurde zu unserem kleinen Ritual. Ich ging schon längst nicht mehr zum Fluss hinunter, um zu Lesen. Ich lag im hohen Gras mit dem Buch auf meinem Bauch und wartete nur darauf, bis seine Stimme mich aus meinen Tagträumereien weckt.

Diese Stimme, die ich nicht weniger liebte, als die Stille bei Neu-Landau. Die Stimme des Mannes, der für mich den schönsten Namen auf dieser Welt trug: Christian Stille.

29.07.2019

JUHU!!!!

Katharina Martin-Virolainen
Katharina Martin-Virolainen3 min Lesezeit
19.07.2019 liest du gerade

Leseprobe 1

Katharina Martin-Virolainen
Katharina Martin-Virolainen5 min Lesezeit

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