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Ein Buch über das Leben der deutschen Minderheit im Schwarzmeergebiet, ihre Umsiedlung im Zweiten Weltkrieg, Repatriierung und Überlebenskampf.

"Die Stille bei Neu-Landau" ist ein historischer Roman über das Schicksal der deutschen Minderheit, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Schwarzmeergebiet lebte. Durch den Einmarsch der Wehrmacht, veränderte sich das Leben der Menschen. In den Jahren 1943 / 1944 gab es größere Umsiedlungsaktionen, in denen die nun sogenannten Volksdeutschen nach Deutschland gebracht wurden. Mit dem Einmarsch der Sowjet-Armee begann für die Schwarzmeerdeutschen ein neues Leidkapitel.
Finanzierungszeitraum
26.06.19 - 28.07.19
Realisierungszeitraum
August - November
Website & Social Media
Mindestbetrag (Startlevel): 5.000 €

Bei erfolgreicher Finanzierung werden die Kosten für die Recherche, das Lektorat, sowie Grafiker, Setzer, Druck und Werbung gedeckt.

Stadt
Eppingen
Kategorie
Literatur
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26.07.2019

Leseprobe 2

Katharina Martin-Virolainen
Katharina Martin-Virolainen6 min Lesezeit

2000 Euro - 2 TAGE - NOCH 120 BÜCHER, die gebucht werden können und dazu beitragen können, dass das Projekt erfolgreich ist! Denn bei dieser Kampagne geht es um ALLES oder NICHTS!
Und hier, wie versprochen die LESEPROBE Nr. 2!!!

Passt wunderbar zum aktuellen Wetter... In den Kommentaren erzähle ich später noch die Hintergrundgeschichte zu dieser Szene im Buch... Obwohl dieser Roman mit meiner eigenen Familiengeschichte nichts zu tun hat, beginnt er mit einer Szene, zu der mich ein Erlebnis aus meiner eigenen Familie inspiriert hat.

Unterstützt mein Projekt noch bis zum 28. Juli!
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Juli 2008
Diese unerträgliche Hitze, die so sehr an die Hitze in der kasachischen Steppe erinnerte. Wäre da nur nicht diese furchtbare Schwüle. In Kasachstan war die Hitze trocken. Hier in Deutschland war die Luft feucht, wie in einem Gewächshaus.

Die Festhalle hatte zu allem Übel auch noch keine Klimaanlage. Da wurde wohl an der falschen Stelle gespart. Die Gäste gingen immer wieder hinaus, in der Hoffnung draußen frische Luft schnappen zu können. Doch im Freien war die Luft nicht viel besser als in der stickigen Halle. Sie stand regungslos. Kein Windchen, kein Durchzug. Nichts bewegte sich. Unter dieser gnadenlosen Sonne schient die Erde ihren Atem angehalten zu haben.

Die verschwitzten Menschen versuchten sich mit kühlen Getränken und feuchten Tüchern auszuhelfen. Doch die Sonne schien sich einen Spaß daraus zu machen die armen Kreaturen auf der Erde mit ihren Strahlen zu foltern.

„Rein mit euch! Die Torte wird gleich gebracht!“ Tante Rosalia kommandierte die Gäste herein, die sich draußen vor der erdrückenden Luft der Festhalle zu retten versuchten. Unter lautem Gestöhne begaben sich alle in die stickigen Räume. Lustlos, gar genervt.

Um ein wenig Schutz vor den Sonnenstrahlen zu haben, wurden die Jalousien heruntergefahren und nun versank der Festsaal in einer angenehmen Dämmerung.

Die mehrstöckige Torte wurde hinein gefahren. Ein wahres Meisterwerk mit unzähligen Kerzen auf der unteren Etage. Die Kinder fingen an zu klatschen und zu jubeln. Die Erwachsenen fingen die Begeisterung der Kleinen auf und jubelten mit.
Die Jubilarin saß am Kopfende des Tisches und schmunzelte verlegen. Sie war diesen Trubel um ihre eigene Person nicht gewohnt. Von allen Seiten ertönten Glückwünsche und ein paar Gäste stimmten das bekannte Geburtstagslied an. Als die Torte vorgefahren wurde, erhob sich die Dame im himmelblauen Kleid von ihrem Stuhl und schlug vor Begeisterung die Hände zusammen.

„Allein werde ich das niemals schaffen!“, lachte die Jubilarin und winkte die Kinder herbei: „Kommt, meine Liebsten! Helft mir doch!“
In Sekundenschnelle scharten sich die kleinen Gäste um Großtante Margarethe und auf ihr Zeichen pusteten alle, was das Zeug hielt. Als alle Kerzen ausgeblasen waren, applaudierten, jubelten und pfiffen die Gäste so laut, dass Margarethe sich für einen kurzen Moment die Ohren zuhalten musste.

Die Torte wurde angeschnitten. Hinter dem Tortenwagen bildete sich eine geduldige und ordentliche Schlange. Auf einmal war die Hitze vergessen und jeder freute sich darauf ein Stück von der wunderschönen Torte ergattern zu dürfen. Keiner drängelte, keiner nörgelte. Jeder wartete brav und geduldig auf sein Stückchen. Tante Margarethe bekam das erste große Stück und betrachtete von ihrem königlichen Geburtstagsstuhl aus den Trubel um die große mehrstöckige Torte mit einer großen „80“ drauf.

„Liebling, schmeckt sie dir?“, fragte Bernard mit leuchtenden Augen. Wie ein Kind, das sich auf Süßigkeiten freut. Er hatte noch kein Stück genommen. Wahrscheinlich würde er, wie immer, als Letzter aufstehen und sich an dem was übrig bleibt bedienen. So war Bernard eben.

Margarethe grinste schelmisch, tunkte ihren Finger in die Creme und strich damit Bernard über die Nase. Er lachte und drohte ihr mit dem Zeigefinger. Margarethes Nichten, die aus der Nähe diese Szene beobachteten, tauschten vielsagende Blicke aus schmolzen bei diesem Anblick beinahe dahin. Liebe kennt eben kein Alter!
Nachdem sich alle ein Stück von der Torte genommen haben und in der Festhalle wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, ertönte plötzlich ein helles Glasklirren. Am anderen Ende der Tischreihen erhob sich eine alte Dame, in einem gemusterten Kleid, mit ihrem Wasserglas in einer Hand und einem Messer in der anderen. Sie forderte Ruhe. Sofort verstummte die ganze Halle.

Das Oberhaupt der gesamten Verwandtschaft, die älteste Schwester, Tante und Großtante der Familie Zillermann, Magdalena, ergriff das Wort:
„Meine kleine Margo“, begann sie ihre Rede und warf noch einmal einen warnenden Blick in die Runde. Wehe, einer würde sie jetzt dabei unterbrechen! „Kaum zu glauben, dass du heute achtzig wirst!“ Margarethe rümpfte die Nase. Dass jeder diese Zahl heute auch so oft erwähnen musste.
„Dabei kommt es mir vor, als wärst du immer noch dieses kleine Mädchen mit Zöpfen. Ich kann mich an deine Geburt erinnern. Daran, wie du aufgewachsen und erwachsen geworden bist. Ich habe dich ein Leben lang begleitet. Und du hast mich ein Leben lang begleitet. Mit dir habe ich Höhen und Tiefen erlebt. Mein Verstand weigert sich bis heute anzunehmen, dass wir beide so alt geworden sind. Aber in meinem Herzen wirst du immer meine meine kleine Margo bleiben…“

Margarethe lauschte ihrer ältesten Schwester und versuchte die Tränen zurück zu halten. Jetzt bloß nicht weinen! Unter dem Tisch drückte Bernard fest ihre Hand. Er spürte, dass sie unruhig geworden ist.
„… so lass mich heute zu deinem Geburtstag ein Lied singen!“, schloss Magdalena ihre Rede ab. Sie schloss die Augen und in der Halle wurde es ganz still. Margarethe holte tief Luft. Sie ahnte schon, was kommen würde…

Als Magdalena zu singen begann, konnte die kleine Margo nicht mehr gegen ihre Tränen ankämpfen. Jedes Wort, des ihr so schmerzhaft bekanntes Liedes, bohrte sich in ihre Ohren, in ihr Herz und ihre Seele hinein. Jedes Wort wie ein scharfer Messerstich. Jeder Ton wühlte sie auf. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Vor ihrem geistigen Auge tauchten plötzlich Bilder auf, die sie in den letzten Jahren fast schon krankhaft zu vergessen versuchte. Aber diese Erinnerungen holten sie immer wieder ein, als wollten sie Margarethe nicht loslassen. Obwohl sie sich so sehr darum bemühte diesen Erinnerungen keinen Platz in ihrem Leben mehr zu bieten. Nicht in ihrem Leben, nicht in ihrem Herzen, nicht in ihrem Kopf.

Nur wenige Tage vor ihrem Geburtstag wurde sie von der Vergangenheit wieder eingeholt. Mittlerweile hatte Margo keine Kraft mehr. Es schien ihr ewiger Fluch zu sein.
Und während sie mit bitteren Tränen und schmerzhaften Erinnerungen kämpfte, ertönte in der erhitzten Festhalle ein altes deutsches Lied, das man vor langer langer Zeit in einem kleinen deutschen Dorf in der Ukraine sang:

„…drum sag ich’s noch einmal,
schön ist die Jugendzeit,
schön ist die Jugend,
sie kommt nie mehr…“

Nachdem ihre Schwester das Lied zu Ende gesungen hat, nickte Margo ihr als Dankeschön zu, stimmte jedoch nicht in den Beifall der Gäste ein. Sie atmete tief und schnell. Ihr wurde es ganz schwindlig. Als würde sie gleich ersticken. Bernard warf ihr einen besorgten Blick zu und streichelte ihre Hand. Doch Margo wehrte ab, legte ihre Serviette auf den Tisch und verließ unauffällig die Halle.

Draußen wurde sie von der erdrückenden Hitze begrüßt. Geblendet von der Sonne und entkräftet vom Schluchzen, sank Margo hinter der Festhalle, an der heißen Wand entlang auf die Erde. Unter ihren Fingern spürte sie das weiche Gras. Fast so weich, wie damals in Neu-Landau. Dort, in einem, fast schon vergessenen Leben…

29.07.2019

JUHU!!!!

Katharina Martin-Virolainen
Katharina Martin-Virolainen3 min Lesezeit
26.07.2019 liest du gerade

Leseprobe 2

Katharina Martin-Virolainen
Katharina Martin-Virolainen6 min Lesezeit

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