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Hadayatullah Hübsch: 68er Polit-Aktivist, Hippie-Führer, Begründer des ersten Head-Shops Europas, Lyriker, 1970 Konversion zum Islam, FAZ-Redakteur, zahlreiche Lyrikbände, Hörspiele, Autor von Sachbüchern zum Islam, Mystiker, spiritueller Wegweiser, Bühnenvulkan, Musikkritiker, bildender Künstler, Experte für Rockmusik.
Das Leben von Hadayatullah Hübsch in Stichpunkten:
▪ Hadayatullah Hübsch wurde am 8. Januar 1946 getauft auf den Namen Paul-Gerhard in Chemnitz geboren
▪ Nach der Volksschule besuchte Hübsch die Paul-Gerhardt-Schule (humanistisches Gymnasium). Wegen schulischer Probleme wechselte er 1960 auf ein evangelisch-christliches Internat in Laubach
▪ Im Alter von 15 Jahren fing Hübsch damit an, die ersten Gedichte zu schreiben und veröffentlichte sie bald in kleinen Zeitschriften und Anthologien, darunter auch in der von Peter Rühmkorf herausgegebenen, viel beachteten Sammlung „Primanerlyrik – Primanerprosa“
▪ Zu Beginn der 1960er Jahre gab es Ostermärsche der Atomwaffengegner sowie Anti-Vietnam-Demonstrationen, bei denen er sich auf leitender Position engagierte
▪ 1966 verweigerte Hübsch den Kriegsdienst und absolvierte sein Abitur am Gymnasium in Oberursel, worauf 1967 die Ableistung seines Ersatzdienstes an einer Blindenschule in Marburg folgte
▪ Hübsch übernahm nach dem Abbruch seines Ersatzdienstes die Leitung des Programms des linksalternativen Club Voltaire in Frankfurt, wo er die ersten Hippies kennenlernte und ihre Art zu leben adaptierte
▪ Nachdem Hübsch sein Amt im Club niedergelegt hatte, eröffnete er im Mai 1968 den “Heidi loves you Shop” (Deutschlands erster Hippie-Head-Shop) in Frankfurt am Main
▪ 1968 kam es nach dem Attentat auf Dutschke öfter zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei – oftmals mit einem ironischen Unterton. So beteiligte sich Hübsch an der legendären "Kuchenschlacht" ums Café Laumer
▪ Hübsch gründete im selben Jahr eine Musikgruppe und eine eigene Kommune. Das Vorhaben scheiterte und er flog nach Berlin, um in die prominente Kommune 1 einzuziehen
▪ Beim Jahreswechsel 1968/69 nahm Hübsch eine Überdosis einer Droge und es folgten mehrere Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken. Zeitgleich beschäftigte er sich vor allem mit dem Zen-Buddhismus, merkte aber, dass es ihm dadurch nicht besser ging
▪ 1969 hatte Hübsch ein visionäres Erlebnis mit Allah während einer Reise nach Marokko und zurück in Deutschland hatte er ein zweites visionäres Erlebnis, das ihn zum Koran führte. Kurze Zeit später nahm er den Islam an
▪ 1969 veröffentlichte Hübsch seinen ersten Gedichtband „Mach was du willst“ bei Luchterhand und weitere Publikationen folgten. Literaturnobelpreisträger Günter Grass prophezeite Hübsch daraufhin eine große Karriere als Lyriker
▪ 1970 trat Hübsch in die islamische Gemeinschaft „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ (AMJ) ein und trug fortan den Namen Hadayatullah (arab. „der von Allah geleitete“)
▪ Anschließend begann er das Studium der Islam- und Religionswissenschaften an der Johann-Wolfgang von Goethe-Universität Frankfurt
▪ Fortan engagierte sich Hübsch als berühmter deutscher Konvertit für den interreligiösen Dialog, für die Aufklärung über den Islam und fungierte in den Medien als Sprachrohr für Muslime in Deutschland. Der deutschlandweit bekannte und jährlich stattfindende “Tag der offenen Moscheen” wurden u.a. von ihm mitinitiiert.
▪ Ab 1971 schrieb er unter anderem für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung
▪ 1972 veröffentlichte Hübsch den autobiographischen Bericht „Keine Zeit für Trips“ als Hörspieltrilogie und 1979 in Buchform
▪ 1974 heiratete Hübsch die Diplomatin Hidayet Begum Sookia aus Mauritius. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. Nach dem Tod der ersten Ehefrau heiratete er 1980 Sadiqa Ahmad aus Indien. Aus der zweiten Ehe gingen sieben Kinder hervor.
▪ 1979 entließ ihn die FAZ als freiberuflichen Mitarbeiter mit der Begründung: Hübsch sei eine den „bürgerlichen Rahmen des Abendlands sprengende Erscheinung“
▪ Hübsch war ab 1986 als Spoken-Word-Dichter aktiv. Er wurde zum Mitbegründer der literarischen Strömung des deutschen Poetry Slam und war Namensvater des ersten Social-Beat Festivals in Berlin
▪ Ab 1989 publizierte Hübsch mehrere Bücher in größeren Verlagen und erreichte eine breite Leserschaft. Seine Werke behandelten verschiedene Aspekte des Islam. So veröffentlichte er u.a. folgende Bücher: „Der Weg Mohammeds“ (Rowohlt, 1989), „Die Kosmologie des Islam“ (Clemens Zerling, 1995), Islam 99 (Betzel, 1998), „Prophezeiungen des Islam“ (Knaur, 1998), „Fanatische Krieger im Namen Allahs“ (Diedrichs, 2001), „Paradies und Hölle“ (Patmos, 2003)
▪ 1990 übernahm Hübsch die Leitung des muslimischen Verlags „Verlag der Islam“, arbeitete viele Jahre als Pressesprecher der AMJ und leitete die Freitagspredigten in der Frankfurter Nuur-Moschee
▪ Ab 1991 war Hübsch sieben Jahre lang Vorsitzender des Verbands deutscher Schriftsteller in Hessen und arbeitete vier Jahre lang für den Ethikrat des Landes
▪ 1996 wurde Hübsch mit dem Karl-Sczuka-Preis ausgezeichnet und zum „Deutschen Literaturmeister“ gekürt
▪ Er starb am 04.01.2011 und wurde an seinem 65. Geburtstag im Frankfurter Südfriedhof beerdigt. Bis heute erschienen über 110 Buch- und Printpublikationen (Belletristik und Sachbuch) und 13 Hörspiele in der ARD – mit Hadayatullah Hübsch.
Eine Produktion für das Kino, Fernsehen und Streaming.
Die Tragweite des aktivistischen, lyrischen und religiösen Lebens von Hadayatullah Hübsch ist nicht genügend aufgearbeitet worden. Wir wollen das ändern und ein umfassendes Bild von diesem gigantischen Lebenswerk in Form eines Dokumentarfilmes nachzeichnen.
Wir durchforsten seinen Nachlass nach interessanten Fotos, Kunstwerken, Briefen und Notizen. Wir bereisen die Orte, an denen Hübsch gewirkt hat. Wir besuchen die Menschen, die mit ihm gewirkt und gelebt haben, Wegbegleiter und Mitstreiter, Freunde und Familie. Wir tragen Material von seinen Beiträgen und Auftritten zusammen, das in diversen Medienarchiven verstreut liegt.
Tahir Chaudhry
Team HH