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Kategorie
Social Business
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18.04.2016

#unFAQ3 - Made by women

Katharina Schiele
Katharina Schiele3 min Lesezeit

Klar, Frauen haben schon immer gearbeitet, doch war (bzw. ist noch immer) diese Arbeit meist „informell“ und unbezahlt im eigenen Zuhause. Hausarbeit, Feldarbeit, kleine Näharbeiten für Nachbarn oder Mitarbeit im Familienbetrieb. Arbeiten ohne die keine Volkswirtschaft funktionieren, kein Mann seinem Vollzeitjob nachgehen und kein Familienunternehmen laufen würde, die aber nicht als „Arbeit“ gesehen und dementsprechend nicht entlohnt werden. Dass es sich für Frauen „nicht gehört“ in der Öffentlichkeit zu arbeiten, ist ein weitverbreitetes und sehr mächtiges Narrativ.

Seit den 1970ern ist jedoch der Frauenanteil in arbeitsaufwendigen Industrien ständig gestiegen. Der Ökonom Guy Standing prägte für diese Entwicklung den Begriff “Feminisation of Labour”. Die Textilindustrie war und ist eine der Industrien, in der am meisten Frauen arbeiten. Weltweit sind über drei Viertel der im Textilsektor Beschäftigen Frauen, in Indien rund 60%, in China 70%, in Bangladesh 85% und in Kambodscha sogar 90% (1). Doch warum ist das so?

Kurz und knapp gesagt: Frauen lassen sich besser ausbeuten. Die Integration von Frauen in die Textilproduktion und die Globalisierung der Textilindustrie sind zwei parallel stattfindende Prozesse, die der selben Logik folgen: Die Suche nach der billigsten Arbeitskraft. In patriarchal geprägten Gesellschaften wird das Einkommen von Frauen als Ergänzung zum Einkommen des Mannes oder des Vaters gesehen, nicht aber als eigenständiger Verdienst zum Lebensunterhalt der Arbeiterin. So lassen sich für Frauen niedrigere Löhne rechtfertigen als für Männer, die ja ihre Rolle als Familienernährer erfüllen müssen. In Indien wird dies besonders deutlich bei dem eigentlich verbotenen, aber trotzdem praktizierten “Sumangali”-Prinzip. Dabei schließen vorwiegend Textilunternehmen mehrjährige Arbeitsverträge mit den Eltern für deren minderjährige Tochter. Diese werden dann in teils kasernenartigen Unterkünften gehalten und arbeiten jahrelang ohne Bezahlung, da ein großer Teil der Entlohnung erst gezahlt wird, wenn der Vertrag vollständig abgegolten ist. So soll das Mädchen zu der Mitgift kommen, die sie in eine Ehe mitbringen muss.

Erschwerend hinzu kommt, dass es für die Arbeiterinnen kaum möglich ist, ihre Interessen zu vertreten und für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne zu kämpfen. Denn einerseits, ist diese neue Arbeiterinnenschaft in den traditionell männerdominierten Gewerkschaften praktisch nicht vertreten. Andererseits gibt es immer die Gewissheit schnell und leicht ersetzbar zu sein: Wird frau unbequem, ist sie ihren Job sehr schnell los. Die Nächste, die dringend auf den noch so geringen Lohn angewiesen ist, wartet schon.

Aber gehen wir noch einen Schritt zurück: Wie kam es überhaupt dazu, dass Frauen in den „formalen Arbeitsmarkt“ integriert wurden? Wie kam die Frau vom Herd an die Nähmaschine? Eine wichtige Rolle spielt hierbei, was die Politikwissenschaftlerin Teri L. Caraway „gendered discourses of work“ nennt. In anderen Worten die mächtige Idee, dass es bestimmte Männer- bzw. Frauenarbeiten gibt. Nähen ist ein Paradebeispiel für eine Arbeit, die scheinbar „natürlich“ von Frauen ausgeführt wird. Größere Fingerfertigkeit, mehr Geduld und feinere Hände werden Frauen als Wesenszüge zugeschrieben, und damit begründet, warum Nähen Frauensache ist. Andere Beispiele sind Frauen als Lehrerinnen oder Pflegekräfte, da sie angeblich sozialer sind. Diese Ideen von bestimmten Frauenarbeiten sind eine zentrale Voraussetzung für die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt, da so gesellschaftliche Akzeptanz dafür geschaffen wird, dass Frauen auch außerhalb ihrer heimischen vier Wände arbeiten.

(1) Rock M. (2001) p. 34 in ‘The rise of the Bangladesh Independent Garment Workers’ Union (BIGU)’ in Hutchison J. and Brown A. (eds.) Organising Labour in Globalising Asia, London and New York: Routledge; Hilary J. (2013) p. 110 in ‘The Poverty of Capitalism: Economic Meltdown and the Struggle for What Comes Next’, Pluto Press: London

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