Zurück in die Zukunft 1968 - 2018 | 50 Jahre künstlerisches Schaffen Retrospektive des "Artist non Grata" REX
In der Rubrik "Wo landet das Geld" wird bereits beschrieben, wofür das Geld im Einzelnen Verwendung findet. Alle Beteiligten arbeiten kostenlos.
REX ist ein US-Amerikanischer Künstler, dessen Karriere Mitte der sechziger Jahre in New York begann. Seine akribischen, homoerotischen Schwarzweiß-Zeichnungen, in einer Federhalter und Tinte nutzenden Technik [Pointillismus] gemalt, tauchten erstmals in den Aufbruchszeiten der frühen sechziger Jahre auf, als pornografische Fotografie noch verboten, Illustrationen und fiktive Geschichten jedoch bereits aufgrund höchstrichterlicher Entscheidungen als „Free Speech“ [Meinungsfreiheit] durch das Oberste Gericht [Supreme Court] geschützt wurden. Die frühen Arbeiten von REX erschienen unter anderem in den wegweisenden amerikanischen Schwulen-Zeitungen THE ADVOCATE und DRUMMER MAGAZINE. Aber erst seine im Selbstverlag veröffentlichte Serie von Hardcore-Bildern in Portfolio-Form, welche im europäischen und amerikanischen Untergrund zirkulierten, festigten seine Einordnung als wesentlichem Künstler größter esoterisch-sexueller Vorstellungskraft in den vergangenen sechzig Jahren.
Zu seinem international am bekanntesten gewordenen Werk gehört eine Serie von mittlerweile kultigen Plakaten und T-Shirts für die legendären New Yorker Nachtclubs THE MINESHAFT und THE LURE. 1986 veröffentlichte REX in Paris eine Auswahl seiner Bilder als limitierte Edition unter dem Titel REXWERK. 2012 veröffentlichte der Verlag BRUNO GMÜNDER Berlin eine Retrospektive als Hardcover-Buch mit dem Namen REX – VERBOTEN. Als Chiaroscuro-Illustrator perverser und psychologisch verstörender Darstellungen brandmarkte ihn die US-Kunst-Szene zur „persona non grata“ und verweigert ihm bis in die Gegenwart die Anerkennung für seine tiefgründigen, hintersinnigen Bilder. 2016 kuratierte SERVICEWERK in Berlin während des FOLSOM-EUROPE Straßenfestes eine erste Ausstellung, in der 51 Bilder von REX gezeigt wurden.Die erstmals als limitierte, exklusive Kunstdrucke verlegte Motiv-Auswahl spannte einen Bogen durch die Arbeiten des Künstlers der letzten fünfzig Jahre von den Anfängen bis zur Gegenwart. REX lebt heute in den Niederlanden, wo er weiterhin arbeitet.
[Homepage des Künstlers www.rexwerk.com]
Das Crowdfunding dient der qualitativen Verbesserung der ersten Ausstellung des legendären schwulen Fetisch-Künstlers REX in Berlin. Wer die Ausstellung in Berlin besuchen wird, könnte an Grenzen stoßen. „Was ist Kunst? Was aber Pornografie?“
Gehört beides nicht auch zusammen? Wie viele unzählbare erotische Darstellungen kennt die Kultur, aber – in seiner eindeutigen, expliziten Kompensation – in Verbindung mit dem inneren Bedürfnis, durch seine Kunst dem Gedachten Ausdruck zu verleihen, ja – ohne jeglichen Barrieren in eigenen Kopf Bilder zu schaffen, deren Inhalte zumindest im normalen, heutigen Gesellschaftsleben als reale Ereignisse verdrängt, geleugnet und/oder Strafe gestellt sind – ist REX zugleich verlorener Außenseiter und stilprägende Ikone. Wer hätte gedacht, dass die Fantasie des Künstlers, dargestellt in seinen Bildern der 60er und 70er Jahre heute zehntausend-fach personifiziert eine ganze Subkultur bilden würden? Dem Ausgegrenzten Raum zu geben, dem Unaussprechlichen Gehör zu verschaffen, das Unmögliche Wirklichkeit werden lassen – das wahrhaft Andere zu zeigen ist unsere Mission. Mit den Besuchern zu streiten, zu verwirren, das Unterbewusste bildhaft werden zu lassen, ist das Ziel. Wer heute REX kauft, ist „einen Schritt voraus“. Die Ausstellung soll zeigen, was Verleger und Galerien in Amerika sich nicht getrauten, zu veröffentlichen. Der eine oder andere Besucher wird lange nachdenklich bleiben. [Alle Informationen zur Ausstellung auf www.servicewerk.de]
Dieses Projekt soll dem Ziel dienen, das Unmögliche möglich werden zu lassen. Nach über einem halben Jahrhundert des Schaffens von geradezu ikonischer Kunst für die Fetisch-Community sind die Motive von REX in der Szene allgegenwärtig – unendlich oft genutzt, ob im Internet, in Publikationen, auf T-Shirts und so weiter. Der Künstler selbst wurde aber fast nie gefragt, bezahlt oder wenigstens als Urheber genannt. Hinzu kommen Jahrzehnte der Verfolgung und Ächtung seiner, dem damaligen Zeitgeist zu sehr voraus scheinenden Bilder. Nun aber – der REX ist inzwischen über 70 Jahre alt – ist es an der Zeit, dem noch immer Schaffenden die ihm gebührende Ehre und Aufmerksamkeit zu verschaffen, und ihm mit dieser umfangreichen Ausstellung in Belgien zu zeigen, dass er als Wegbereiter unserer Subkultur anerkannt ist. Das große Antwerpener Event LEATHERPRIDE | DARKLANDS bietet den idealen Rahmen für diese einzigartige Retrospektive eines unglaublichen Lebensweges, der einzig und allein dem Schaffen erotischer Kunst gewidmet war. Eine große Zahl der Bilder, die in der kommenden Ausstellung gezeigt werden, wurden – wegen der zuvor bestehenden Zensur – bisher noch nie so präsentiert.
Die, in den sechziger und siebziger Jahren entstandenen Bilder, ihre explizit detaillierten Szenen waren quasi Inspiration und Vorlage für das, was wir Jahrzehnte später als Grundlage einer heute weit gefächerten Fetisch-Gemeinde in Mode, Dekoration und Ausstattung wiederfinden. REX war quasi der prophetische „Art-Director“, dessen Bilder ritualisierten, wie der Mann sich in der Fetisch-Szene bis in die Gegenwart kleidet und benimmt. Heute sind seine Fantasien zum Leben erwacht. Der Zeit voraus, war REX in der Lage, die Grenzen zwischen sexueller Realität und sexueller Fantasie zu überschreiten. Als der Künstler in den fünfziger Jahren – einer Zeit der Unterdrückung und Verfolgung sexueller Minderheiten - begann, sich diesen Darstellungen zu widmen, hätte es niemand für möglich gehalten, dass seine damals verbotene pornografische Kunst eines Tages in einer etablierten Welt ankommen und so jedem Interessierten zugänglich würde – ob schwul oder hetero. Ein weiterer Aspekt, der die Bilder von Rex einzigartig macht, ist die unnachahmliche Qualität seiner virtuosen Stift-und-Tinten-Technik: Pointillismus vom Feinsten. Sein Beitrag für die schwule Kunstwelt ist in seiner Originalität und Popularität nur vergleichbar mit seinem einzigen „Rivalen“ [mit dem er allerdings gut befreundet war]: dem legendären TOM OF FINLAND. Die Resultate der künstlerischen „Tour-de-Force“ von REX fanden damals nur den Weg in quasi im Untergrund erstellte, selbst gedruckte Fanzines, welche quasi von Hand zu Hand weitergegeben und immer wieder vervielfältigt, doch über die ganze Welt Verbreitung fanden. Während REX seine subversiven und politisch inkorrekten Bilder schuf, versäumte er es völlig, sich um das Geschäftliche zu kümmern. REX wurde berühmt, der Mann, der sich hinter diesem Namen verbirgt, blieb jedoch unbekannt. REX vertieft sich bis in die Gegenwart in das Schaffen seiner akribisch-perfektionistischen Visionen einer Fetisch-Welt, die heute – ein halbes Jahrhundert später - als selbstverständlich hingenommen wird. Wie viele Menschen sind heute noch in der Lage, die historischen Zusammenhänge der Entstehung einer Subkultur zu begreifen, dessen Wurzeln in diesen, auf Papier eingefangenen Szenen zu finden sind?! Es ist für die Gay Community und die Kunstwelt an der Zeit, dem fast vergessenen Menschen REX etwas „zurück zu geben“. Diesem Pionier, der sich seiner inneren Fügung ergab und dem es so auch unbewusst gelungen ist, einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Akzeptanz eines schwulen Lebensgefühles in der Gesellschaft zu verankern. Seine letztendlich künstlerisch eleganten Darstellungen sind in der etablierten Welt unübersehbarer Bestand. Diese besondere Ausstellung zu ermöglichen, entweder einen der erstmals verlegten, limitierten Fine-Art-Kunstdrucke zu erwerben oder gar eines der sehr seltenen Originale kaufen zu können, bietet beides: Unterstützung für den Künstler, der im hohen Alter noch ein wenig von seinem Werk profitieren sollte – und eine Investition in den Erhalt eines Stückes schwuler Geschichte. Das Projekt insgesamt bringt schwulen Fetisch und schwule Kunst in einer Qualität zusammen, wie es längst verdient war.
Vorweg sei gesagt, das wir uns bewusst für einen sehr begrenzten Zeitraum der Mobilisierung des Crowdfunding entschlossen haben. In nur vier Wochen hoffen wir, den genannten Betrag dank der Unterstützung vieler zu erreichen. Wenn der gesetzte Zielbetrag erreicht wird, soll die retrospektive Auswahl der Bilder auf Polyester-Bahnen aufgedruckt werden, damit die Bilder einfach reisen und vielerorts gezeigt werden können. Da der kommerzielle Teil der Arbeiten (Werbung für Clubs, Shops, Geschäfte u.a.) nicht Teil der Ausstellung ist, sollen Hintergründe, weitere Texte und eine Auswahl jener wegweisenden Werbe-Anzeigen in einem Begleitheft veröffentlicht werden. Jeder Unterstützer erhält automatisch ein Exemplar. Verbleibende Mittel dienen dem Auftritt des Antwerpen-Standes auf der DARKLANDS Messe. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dafür zu Sorge zu tragen, dass dieser Künstler, der der Szene so viel gab, etwas finanziell zurückbekommt. Vergessen wir nicht, dass die Zeit, in der Rex sein wesentliches Werk schuf, von einem Geist geprägt war, in dem solche Kunst als wertloser Dreck galt und deren Hersteller als Kriminelle behandelt wurden. Etwaige Überschüsse und die Gewinne aus dem Projekt kommen REX zur Altersabsicherung zu. Es soll etwas wirtschaftliche Stabilität für den Künstler in Gegenwart und Zukunft geben. Denn, noch immer arbeitet REX an weiteren, neuen Bildern.
Hinter dem Projekt steht das Team von www.SERVICEWERK-Berlin.de , dass bereits in den vergangenen Jahren mit queerer Kulturarbeit, etwa dem internationalen Palatinus-Projekt (www.john-palatinus.com) und der Europa-Premiere des New Yorker Illustratoren Robert W. Richards (www.robert-w-richards.com) in Berlin für Furore sorgte. Große Unterstützung erfolgt durch www.leatherpride.be und der neuen Zeitschrift www.alphatribe.com. Mit der hochwertigen Präsentation umstrittener Kunst hat SERVICEWERK bereits in der Vergangenheit erfolgreich Brücken zwischen der LGBT-Community und der sogenannten „etablierten“ Welt gebaut.
Das vorliegende Gesamtprojekt wurde vom Berliner Kurator Bernd Althans und seinem SERRVICEWERK Team entwickelt. Alle Helfer und Mitarbeiter der Ausstellungen und Retrospektive arbeiten ehrenamtlich. Unter der Schirmherrschaft der TOM OF FINLAND FOUNDATION, die uns im Oktober 2017 zu ihrer Kunstmesse in Los Angeles einlud, um die Planungen für REX vorzustellen, genießt dieses Ausnahmeprojekt bereits große Anerkennung in der Szene. Der Fotograf Mark Esper [London| Berlin] steuert mit eigener Bildsprache passend zum Konzept Film- und Fotobeiträge zu. Die Magazine ALPHATRIBE und INSTIGATOR haben Medienpartnerschaften eingegangen, um ein Bekanntwerden der Ausstellungen zu fördern. Unter den Unterstützern findet sich eine stetig wachsende Gruppe von Unternehmen und Privatpersonen, die in eigener Regie für den Erfolg, etwa des Antwerpener Events DARKLANDS, verantwortlich zeichnen.
Die TOM OF FINLAND Foundation, insbesondere ihre Direktoren, Durk Dehner & Sharp, betreuen den Nachlass des bedeutendsten Künstlers in diesem Segment. Mit Beginn der Öffentlichkeitsarbeit für REX begann die TOFF aktiv zu helfen.
Der Herausgeber der Zeitschrift organisiert zugleich www.leatherpride.be . Ihm und seinem Team verdanken wir die Umsetzung der REX Retrospektive in Antwerpen. Mit Einbindung von Kunst in die Darklands-Messe ist Erfolg garantiert.
Film- und Fotoarbeiten für das Projekt REX werden von Mark Esper [London|Berlin] beigesteuert. Mark ergänzt durch seine einzigartigen S/W Bilder den Stil der gestalterischen Umsetzung der Ausstellungskommunikation.