"Die Norm" - 9 Athleten auf dem Weg zu den Olympischen Spielen
Viele Spitzensportler haben seit ihrer Kindheit nur ein Ziel: Einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen und im besten Falle eine Medaille gewinnen. Der Dokumentarfilm "Die Norm" begleitet neun Athleten auf dem harten Weg zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und zeigt, was Spitzenathleten antreibt, alles für den Traum Olympia zu geben. Wir haben die Produzentin Silvia Weihermüller interviewt.
Wer seid ihr und was macht ihr?
Wir sind ein Team von Filmschaffenden, das neun deutsche Spitzensportler seit fast zwei Jahren bei dem Versuch, sich für die Olympischen Spiele in Rio zu qualifizieren, begleitet. Die 20 Monate waren eine aufregende Zeit, in der wir mit den Sportlern gelacht und gefeiert, aber auch mitgelitten und geweint haben. Beim Dreh hat uns vor allem die persönliche Welt der Athleten interessiert und jetzt wollen wir daraus eine ganz andere Sportdokumentation machen, die nichts mit der normalen Sportberichterstattung zu tun hat.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Die Idee ist 2014 direkt nach unserem ersten Kinofilm entstanden. In der Dokumentation "Wechselzeiten" haben wir vier Hobbysportlerinnen bei ihren Vorbereitungen auf ihren ersten Triathlon begleitet und sehr berührende Geschichten entdeckt. Wir waren beeindruckt von dem Antrieb der vier Frauen, über sich hinauszuwachsen. Und wir haben während der Dreharbeiten auch festgestellt, dass Menschen sich öffnen, wenn man ein wirkliches Interesse an ihnen hat und nicht immer nur die gleichen und plumpen Fragen stellt. Unser Ansatz war dann: Wenn es im Breitensport schon derart besondere Geschichten gibt, wie muss es dann erst im Spitzensport sein, wo Athleten ihr komplettes Leben auf die Erreichung eines Ziels ausrichten, auf Familie und Freunde verzichten und zum Teil ein prekäres Leben führen.
Warum ist es euch wichtig, das Projekt zu realisieren?
Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen lieben wir es natürlich, spannende Geschichten zu erzählen, die auf ihre Art einzigartig sind und Menschen berühren. Wir wollen zeigen, dass es hinter der Scheinwelt des Spitzensports eine andere, viel menschlichere Welt gibt, die uns mit den Athleten verbindet. Wie motivieren sie sich? Wie gehen sie mit Scheitern um? Spitzensportler sind auf eine bestimmte Art der Inbegriff unserer Leistungsgesellschaft. Außerdem haben wir ein (Luxus-)Problem: In Vorbereitung auf den Kinofilm und dem damit verbundenen Entscheidungsprozess der "Reduzierung", z B. welche der Protagonisten es in den Film schaffen, haben wir festgestellt, dass wir auch in der Auswertung mehr als einen Film herstellen möchten, um die tollen Geschichten nicht im Archiv verschwinden zu lassen.
Welche Erfahrungen habt ihr durch das Crowdfunding gesammelt?
Wir haben mit einem Großteil des jetzigen Teams bereits 2014/15 die Dokumentation "Wechselzeiten - Auf dem Weg zum ersten Triathlon" ins Kino gebracht und einen Bereich des Projekts erfolgreich auf Startnext finanziert. Crowdfunding ist eine tolle Möglichkeit in der digitalen Verlängerung als zusätzliches Mittel, um Filme zu finanzieren und sich als Produktion unabhängiger in der Filmvermarktung zu machen.
Was sollten mehr Menschen wissen?
Sport ist vielmehr als nur körperliche Leistung. Sport ist Inspiration für den Einzelnen und hat eine soziale Funktion für eine Gesellschaft. Was tragen wir Menschen dazu bei, dass der Zweitplatzierte in unserer Gesellschaft bereits als der "erste Verlierer" gilt? Warum sind wir von übermenschlichen Leistungen elektrisiert und interessieren uns doch so wenig dafür, wie die Schattenseite der Medaillen aussehen?