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14.12.2015

+++ Kurz-Interview mit ehemaligem H&M Betriebsrat +++

Anton Wundrak Mantovanini
Anton Wundrak Mantovanini4 min Lesezeit

Liebe Leute,
hier kommt ein weiteres Kurz-Interview, um euch die Bedeutung unseres gewerkschaftspolitischen Ansatzes zu veranschaulichen. Diesmal haben wir mit Cosimo-Damiano Quinto von der Gewerkschaft ver.di gesprochen.
Los geht's!
Anton & Doreen

Damiano, du warst bis August Betriebsrat bei H&M und arbeitest jetzt hauptamtlich für die Gewerkschaft ver.di im Bereich Textileinzelhandel. Kurz und knapp, wie würdest du die Bedingungen der Beschäftigten in dieser Branche in Deutschland charakterisieren?
Die Bedingungen sind vielerorts prekär, um den Fachbegriff zu nennen. Was ist damit gemeint? Ungewollte Teilzeit und geringe Stundenlöhne, weil oft keine Tarifbindung existiert, führen zuerst zu Armut im Erwerbsleben und später zu Altersarmut. Viele Beschäftige im Einzelhandel stocken beim Arbeitsamt auf, um über die Runden zu kommen. Flexible Arbeitszeiten und Befristungen ermöglichen kaum eine verlässliche Lebens- oder gar Familienplanung. Von gesundheitlichen Gefährdungen, die durch eine permanente Unterbesetzung der Filialen, ständig wachsenden Anforderungen und schlechtem Führungskräfteverhalten verursacht werden, ganz zu schweigen. Als Folge kommen Burnout und Mobbing im Einzelhandel viel zu oft vor. Das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) und die psychische Gefährdungsbeurteilung sind mittlerweile ein großes Thema im Einzelhandel, weil Betriebsräte ihre Mitbestimmung geltend machen und durchsetzen. Wir erleben zudem, dass Arbeitgeber die Rechte der Betriebsräte einzuschränken versuchen, indem Arbeitgeber demokratisch gewählte Betriebsräte gezielt in ihrer Arbeit behindern bzw. regelrecht bekämpfen. Dazu erleben wir eine schleichende Entdemokratisierung im Einzelhandel. Viele große Modeketten wählen ausländische Rechtsformen mit der Folge, dass es in den Unternehmen keine Aufsichtsräte mit Beteiligung der Arbeitnehmer gibt, also die Unternehmensmitbestimmung umgangen wird.

In Südasien, dort wo heute der Großteil unserer Kleidung produziert wird, ist die Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit eins der großen Hindernisse auf dem Weg zu guten Arbeitsbedingungen. Aber auch du wurdest als aktiver Betriebsrat von H&M massiv schikaniert. Siehst du Ähnlichkeiten zwischen dem Verhalten, das Konzerne wie H&M, Zara oder Primark hierzulande an den Tag legen und wie sie sich in Südasien aufführen?
Ob als Arbeitgeber in Deutschland oder als Einkäufer in Südasien – die handelnden Unternehmen und Personen sind die gleichen. Deshalb ist auch ihr Verhalten in unterschiedlichen Regionen vergleichbar. Wie ein Arbeitgeber in einem Land konkret agiert, hat oft damit zu tun, wie stark die Gewerkschaften vor Ort und wie gut die Arbeitsrechte ausgestaltet bzw. durchsetzbar sind. Übrigens sind auch in Deutschland Sechstagewochen möglich, also 48 Stunden Arbeitszeit in der Woche. Das Gesetz erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen sogar eine Verlängerung der Arbeitszeit auf bis zu zehn Stunden täglich. Gäbe es keine durchsetzungsstarken Gewerkschaften, wären solche Arbeitsbedingungen auch im deutschen Einzelhandel Standard. Deshalb ist die internationale Zusammenarbeit auch für unsere Kolleginnen und Kollegen in Deutschland wichtig: Sie öffnet die Augen dafür, was die Arbeitgeber ohne Tarifverträge hierzulande machen würden. So wird klar: Wenn Betriebsräte und Gewerkschafter in anderen Ländern bekämpft werden, sind letztlich wir alle gemeint. Auch wenn es natürlich große Unterschiede gibt: Viele Beschäftigten in Südasien und anderen Ländern erleben eine menschenverachtende Ausbeutung. Wir alle, Beschäftigte und KonsumentInnen, müssen deswegen auf die Verantwortung der hiesigen Unternehmen für solche Zustände hinweisen und Druck aufbauen.

Was tut ver.di ganz konkret, um die Situation der Beschäftigten in der (globalen) Bekleidungsindustrie zu verbessern?
Anfang November gab es eine tolle Aktion. Vertreter von Bekleidungsgewerkschaften aus Indien und Bangladesch, dem internationalen Bildungsnetzwerk tie global und von ver.di haben sich mit den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Zara und H&M getroffen. Gemeinsam haben wir einen Forderungskatalog an die Geschäftsführung von Zara übergeben. Diesen Katalog haben wir zuvor bei einer von ver.di organisierten Pressekonferenz präsentiert und dabei erstmals den Arbeitskreis „Junge Mode“ vorgestellt. In diesem Arbeitskreis können sich Betriebsräte und andere engagierte KollegInnen unter dem Dach und somit auch unter dem Schutz von ver.di koordinieren und das von tie getragene ExChains-Netzwerk unterstützen. Das Netzwerk hat das Ziel, gemeinsam mit ArbeitnehmervertreterInnen aus anderen Ländern gewerkschaftliche Antworten auf die Arbeitsbedingungen zu entwickeln. So hilft ver.di ganz konkret mit, die Forderungen der südasiatischen Gewerkschaften schnell und betriebsnah in Deutschland zu verbreiten. Wobei an diesem Beispiel deutlich wird: ver.di ist kein abstrakter Apparat, ver.di, das sind im Bereich der „Jungen Mode“ aktive Menschen, die entlang der Lieferkette vom eigenen Betrieb bis hin zu den entferntesten Produktionsstätten selber Verantwortung übernehmen, anstatt sie an die Unternehmen abzugeben: Verkäuferinnen, die sich in Deutschland gewerkschaftlich zusammenschließen und mit den Näherinnen in Südasien kollektiv und solidarisch für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen kämpfen, das ist schon eine starke Sache!
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Mehr Infos:
www.exchains.org
www.exchains.verdi.de
www.tie-germany.org

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