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Beitrag 1/3 - Die universelle Perspektive auf Werte - Der Blick von Oben
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Beitrag 1/3 - Die universelle Perspektive auf Werte - Der Blick von Oben

Lilli Landmann
11.03.2022
6 min Lesezeit

Was sind Werte und warum hat der Mensch welche? Woher kommt außerdem die Werteorientierung im Social Business? Und mit welchen Methoden und Übungen entwickeln sich Werte weiter?

Was sind Werte und warum hat der Mensch welche?

Ich lehne mich gleich weit aus dem Fenster, betrachte die Wikipedia Definitionuniversell und lasse dabei die Dimension von Gut und Böse weg. 

  1. Werte sind Teil des inneren individuellen Kompasses.
  2. Sie helfen bei der Orientierung und treiben gleichzeitig an.
  3. Werte sind das, was dir erstrebenswert erscheint und das, was dein Vermögen ist. 
  4. Das, was du vermagst, enthält immer auch eine Wertentscheidung als Grundlage. Dabei ist diese Entscheidung oft unbewusst.
  5. Die einer Entscheidung zugrunde liegenden Werte orientieren sich an der Glaubensgemeinschaft, in der die Kindheit stattgefunden hat, und dem individuellen geistigen Entwicklungsgrad.

Materielle und äußere sowie geistige und innere Werte sind dabei Richtungen, in die du wachsen und dich bewegen kannst.

In der aktuellen westeuropäischen Welt, die ich kenne, besteht ein Fokus auf dem Wachstum von materiellen und äußeren Werten und einer dadurch entstandenen Anhäufung von Vermögen wie Geld, Immobilien, Autos oder Status. Spätestens jetzt weißt du nun, dass du dein Vermögen auch über geistige Werte wie Spaß, Vertrauen oder Mut wachsen lassen kannst.

Woher kommt die Werteorientierung im Social Business?

Wir haben uns im Team Öffentlichkeitsarbeit unter Anderem die Frage gestellt: Warum wird im Social Business Bereich von einer Werteorientierung gesprochen?

Zuerst möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass - so wie ich das verstehe - geistige und emotionale Werte gemeint sind, wenn von werteorientierten Unternehmen gesprochen wird.
Die Katze beißt sich also in den Schwanz, weil die Abgrenzung im Social Business zu klassischen Unternehmen die Wertegetriebenheit ist. In Abwesenheit der Orientierung am maximal möglichen Gewinn treten innere Werte in den Fokus, die das Handeln ausrichten.

Dazu kommt, dass die persönlichen Werte der Gründer:innen sich in ihrem unternehmerischen Handeln ausdrücken. Eine Studie 2 von Sophie Baq und Elisa Alt beschreibt einen Zusammenhang, der logisch klingt: Wenn Gründer:innen mehr Empathie und soziale Orientierung zeigen, entscheiden sie sich eher dazu, ein Sozialunternehmen zu gründen.

Wir konnten keine Belege für einen aktuellen gesellschaftlichen Wandel finden, der das Aufkommen von Social Business bzw. wertebasiertem unternehmerischen Handeln fördert. Im Gegenteil Social Entrepreneurship/Social Business hat bereits eine lange Geschichte, wie Wolf-Sören Treusch bei Deutschlandfunk berichtet 3:

  • Genossenschaften nach der Idee von Friedrich Raiffeisen gelten als frühes Vorbild für Sozialunternehmen.
  • Wichtig für die Definition von Social Entrepreneurship, die methodische Förderung und Nutzung der Idee war die NGO Ashoka, die 1981 in Indien damit begann, Social Entrepreneurs zu finden und zu begleiten.
  • Ein prägender Moment war außerdem der Friedens-Nobelpreis für Muhammad Yunus 2006. Seit 1983 hat der Pionier eine Bank für Mikrokredite aufgebaut, die sich an gesellschaftlichen Bedürfnissen orientieren. Das Ziel der Mikrokredite ist es, Menschen zu ermöglichen, dass sie sich mit kleinen unternehmerischen Lösungen selbst aus Armut befreien können.4

Diese Beispiele zeigen, dass die geistig gemeinte Werteorientierung im Social Business die materiellen Werte einschließt. Genau an dieser Stelle liegt aus meiner Perspektive ein gängiges Missverständnis vor. Bei diesem Missverständnis brauchen Sozialunternehmen keine materiellen Werte wie z.B. Geld und Status. Sie haben und brauchen aber materielle Werte, genauso wie alle anderen Unternehmen. 

Was Social Business ausmacht, ist gesundes ausbalanciertes Wertewachstum, in dem die äußeren und materiellen Werte mit geistigen und inneren Werten ergänzt werden.

Und mit welchen Methoden und Übungen entwickelst du universell Werte weiter?

Eine Möglichkeit nach Innen - ob als Unternehmen, Gesellschaft oder Einzelperson - zu wachsen, ist auf die Herzintelligenz zu hören. Vivian Dittmar schreibt in ihrem Buch - Das innere Navi 4

„Die Herzintelligenz ist die Hüterin einer universellen, kulturübergeifenden Ethik. Jenseits von Regeln, Gesetzen und kultureller Normen weiß diese Instanz, was gut ist. {...} Das Böse hat eine gewisse Banalität, eine langweilige Logik inne. Das Gute ist frisch, unvorhersagbar, immer wieder neu, weit entfernt von der verstaubten Moral, mit der es so oft verwechselt wird.“

Außerdem gibt es zum Beispiel in Europa die Logotherapie 5, die Methoden entwickelt hat Persönlichkeit werteorientiert weiterzubilden.

Eine universelle Übung für inneres Wachstum, in der du dir das Gute hinter Schwächen und das Schlechte hinter Stärken bewusst machst, ist das Wertequadrat. Jedem Wert wird ein erstrebenswerter Gegenwert gegenübergestellt und jeder Wert hat eine Form der Übertreibung, die nicht erstrebenswert ist. Die Übung ist nun jeden Wert, wenn er übertrieben wird durch den Gegenwert wieder auszubalancieren.6

Das Konzept der Tugend, die durch Übertreibung zur Untugend wird, ist schon in den Schriften von und über Aristoteles zu finden. Er bezeichnete das Mittelmaß zweier Übertreibungen eine Tugend und hat das in Triaden ausgedrückt, z.B. 

  1. Selbstzweifel (Mangel) 
  2. Selbstbewusstsein (Tugend) 
  3. Selbstüberschätzung (Übermaß)

Friedemann Schulz von Thun hat im 20. Jahrhundert das Wertequadrat entwickelt, welches er auch Entwicklungsquadrat nennt, um übertriebene Werte wieder in Balance bringen zu können.








Im Wertequadrat sind 4 Tugenden (Werte) eingeordnet. Links oben der Ausgangswert, darunter dessen Übertreibung, rechts oben der positive Gegenwert, darunter entsprechend dessen Übertreibung.

Ein Beispiel:

  1. Fürsorge (Tugend A)
  2. Altruismus (Übertreibung Tugend A)
  3. Selbstliebe (Schwesterntugend B)
  4. Egoismus (Übertreibung Schwesterntugend B)

Bildhaft beschrieben heißt das: Wenn du stets darum bemüht ist, es allen Recht zu machen und dabei deine eigenen Bedürfnisse auf der Strecke lässt, bist du gut damit beraten, Selbstliebe zu entwickeln. Und wenn du dich als zu dominant und kontrollsüchtig wahrnimmst, kannst du dich fallen lassen und dich in der Fürsorge üben. Dabei entsteht ein ausgewogenes Vermögen von Fürsorge und Selbstliebe.

Nächste Woche geht es weiter mit der kollektiven Perspektive auf Werte und den Fragen: Was sind kollektive Werte?
 An welchen Werten orientiert sich Startnext? Und Wie sieht das woanders aus?


Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wertvorstellung

Studie als PDF

https://www.deutschlandfunkkultur.de/social-entrepreneurs-soziale-wirkung-als-geschaeftsmodell-100.html

https://viviandittmar.net/buecher/inneresnavi/

https://gedankenwelt.de/die-logotherapie-nach-viktor-frankl-3-grundprinzipien/

https://www.inspiriert-sein.de/das-wertequadrat-entwicklungsquadrat-nach-schulz-von-thun



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