Die Fokussierung beginnt nicht erst am Wettkampftag

Viola Wächter im Interview über Konzentration vor dem Wettkampf.

PowerAthleten: Viola, du bist als Judoka auf Spitzenturnieren in der ganzen Welt unterwegs und kämpfst gegen die besten Judoka. Wie schaffst du es, dich direkt vor dem Kampf auf den Punkt zu konzentrieren?

Viola Wächter: Die Fokussierung beginnt nicht erst am Wettkampftag. Es baut sich über die vorhergehenden ein bis zwei Wochen bereits eine leichte Spannung auf, die ich mit mir in die Trainingseinheiten nehme.

Die Spannung hilft dir beim Training?

Die Spannung motiviert mich in schwachen Momenten weiter zu machen. Dabei visualisiere ich Szenen von mir auf der Matte. Wenn im Training der Gedanke ich kann nicht mehr aufkeimt, denke ich mir im Wettkampf kann ich auch nicht lamentieren! Auf diese Art kann ich durchziehen und über meinen Schmerzpunkt hinweggehen und wie eine Maschine weiter trainieren!

Wie gehst du mit dem Druck und der Ablenkung während dem Wettkampf um?

Großen Druck oder Ablenkung verspüre ich kaum. Es ist eher die Erwartung, die ich an mich selbst stelle! Ich kann Druck ablegen und zwar indem ich mir gedanklich sage: habe Spaß am Kämpfen, Freude an der Bewegung und zeige schönes Judo!

Gibt es feste Rituale, die dir bei der Konzentration helfen?

Rituale gibt es! Aber einen zu tiefen Einblick möchte ich nicht gewähren.
Ich arbeite mit einer Kinesiologin zusammen. Sie kennt mich von Kindesbeinen an und hat mir Handwerkszeug mitgegeben, um mich zu erden und die Energie zu bündeln, die in mir schlummert! Ich arbeite mit mentalem Training, kinesiologischen Übungen und Affinationen. Affinationen sind Leit- oder  Motivationssätze.
Zudem muss ich vor dem Wettkampf meist Turnen, um zu spüren dass ich in meiner Körpermitte bin, Spannung, aber auch Beweglichkeit habe!

Viele Kämpfer brauchen ein paar Kämpfe zum Aufwachen. Hast du einen Tipp, wie sie ihre Konzentrationsfähigkeit von Anfang steigern können?

Ich benötige, ganz ehrlich, auch einen Kampf um in einen Wettkampf hineinzukommen!
Manchmal bekommt man aber in der ersten Runde einen richtigen Brocken vor die Nase gesetzt! Was empfehle ich dann? Analysiere den Gegner, überlege dir eine Strategie und wärme dich ordentlich sowie rechtzeitig auf! Geh noch einmal an die frische Luft und pushe dich nicht zu früh hoch. Gönne dir noch einmal 10 Minuten Sitzen und Ruhe, ehe du dein Adrenalin in Wallung bringst!

Danke für das Interview!
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