Mutige gestalten die Zukunft
Künstler Spotlight #13: Stilbruch rockt Europa\'s Straßen

Künstler Spotlight #13: Stilbruch rockt Europa's Straßen

Christin Lorenz
22.12.2014
9 min Lesezeit

Seit knapp zwei Wochen rockt Stilbruch ihre Kampagne auf Musicstarter. Grund genug die drei Jungs an Cello, Geige und Schlagzeug näher unter die Lupe zu nehmen. Herausgekommen ist ein spannendes Interview, in dem sie u.a. über ihre Crowdfunding-Erfahrungen erzählen und sich als passionierte Straßenmusiker “outen”.

 

Mit Geige, Cello und Schlagzeug im Gepäck ziehen die Dresdner Jungs von Stilbruch durch Europa's Fußgängerzonen, um ihren unverwechselbaren New Rock-Sound unter die Leute zu bringen. Dies scheint sich gerade jetzt bei ihrer zweiten Crowdfunding-Kampagne auf Musicstarter ordentlich auszuzahlen. In unserem exklusiven Interview erzählen die drei Stilbrecher spannende Geschichten aus ihrem Alltag als Straßenmusiker und wie sie jetzt mit ihrer aktuellen Crowdfunding-Kampagne so richtig durchstarten wollen. 


1. Bereits 2013 habt ihr euer Album “Alles kann passieren” über Crowdfunding erfolgreich finanziert. Habt ihr aus dieser Zeit etwas mitnehmen können, wovon ihr jetzt profitiert? Und gibt es etwas, was ihr bei der zweiten Kampagne unbedingt besser machen wollt?

Bei unserem „Alles kann passieren“-Album war das Finanzierungsmodell „Crowdfunding“ noch sehr jung und viele unserer Fans kannten es noch nicht. Das ist jetzt viel leichter. Crowdfunding hat sich etabliert und viele Menschen wissen mittlerweile, wie es funktioniert. Wir haben damals gelernt, dass es sehr wichtig ist, permanent für die Kampagne zu werben – Zwischenstände zu veröffentlichen und die Crowd aktuell zu informieren und einzubeziehen. 2013 kommunizierten wir fast alles über die sozialen Medien. Bei der jetzigen Kampagne gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir gehen zu den Leuten auf die Straße, machen dort Konzerte und sprechen die Leute direkt an: „Wenn Euch unsere Musik gefällt, dann geht auf www.musicstarter.de/stilbruch und unterstützt uns, damit wir ein neues Album aufnehmen können oder spendet in unseren Cellokasten.“ Das Geld, das dort landet, zahlen wir nämlich direkt in die Kampagne ein.

2. Mit eurer ersten Kampagne habt ihr die stolze Summe von 13.751,- € eingenommen. Was genau habt ihr vor, um die 30.000,- € für den Plattenvertrag zu knacken?


Wir werden eine Weihnachtsmarkt-Tour spielen und die Leute dort direkt auf der Straße ansprechen, uns zu unterstützen. Außerdem spielen wir im Januar 5 Konzerte mit einem Sinfonieorchester vor mehreren tausend Zuschauern, die wir auch direkt auffordern werden. Natürlich ist Social-Media auch ein ganz wichtiger Punkt, denn wir haben uns über die Jahre eine breite Fanbasis in ganz Deutschland aufgebaut und wir werden versuchen, jeden Fan gezielt und persönlich anzuschreiben und um deren Unterstützung werben. Außerdem flattern uns zurzeit sehr viele Buchungsanfragen für das nächste Jahr ins Haus und da versuchen wir natürlich, dass die Veranstalter uns direkt über die Crowdfunding-Kampagne bei Musicstarter für die Konzerte buchen.

3. Warum habt ihr euch beim zweiten Mal für Musicstarter entschieden?

Unsere Band gibt es seit fast 10 Jahren und wir haben viel Zeit und Arbeit in unsere Musik investiert und sind seit einem Jahr professionelle Musiker. Das heißt, dass wir das Privileg haben, allein von unserer Musik leben zu können. Das alles zu schaffen, war für uns aus eigener Kraft möglich. Einen weiteren Schritt hin zu einer deutschlandweiten Bekanntheit zu gehen, ist unserer Meinung nach nur mit einem professionellen Label und den entscheidenden Kontakten zu schaffen. Das Musicstarter-Team macht auf uns einen sehr jungen, dynamischen und ehrgeizigen Eindruck. Darum fühlen wir uns hier bestens aufgehoben und hoffen sehr auf die Unterstützung unserer Fans, damit wir diese Zusammenarbeit auch fortführen können.

4. Seid wann macht ihr denn schon Musik und wie habt ihr euch schließlich als Band gefunden?

Unsere Band gibt es seit dem Jahr 2005. Sebastian (Sänger und Cellist) und Friedemann (Geiger) haben zusammen in Dresden Musik studiert und sich dadurch kennengelernt. Sebastian hatte schon früher in einigen Bands gespielt und Songs geschrieben und hatte nun die Idee, diese Rocksongs mit klassischen Instrumenten zu interpretieren. Mit einem Schlagzeuger aus dem Studiengang probten wir nicht lange, sondern gingen relativ schnell in die Dresdner Fußgängerzone, um zu testen, wie diese neue Art der Musik den Leuten gefällt. Das Ergebnis war verblüffend. Etliche Menschen blieben stehen und warfen uns auch Geld in den Geigenkasten. Nach weiteren Straßenauftritten kamen die ersten Veranstalter auf uns zu und buchten uns zu festen Bühnenauftritten. So versuchten wir, so oft es das Studium zuließ, an den Wochenenden aufzutreten und in den Sommerferien haben wir viele Touren in europäische Städte von Mailand bis Kopenhagen und von Budapest bis Paris gemacht, um unsere Musik zu verbreiten. Nach dem Studium verließ uns unser damaliger Schlagzeuger im Jahr 2012 und Gunnar kam neu in die Band. Seither touren wir jedes Wochenende durchs Land und spielen auf Straßen, Bühnen, Festivals und in Wohnzimmern.

5. Was waren in all den Jahren eure ganz persönlichen Höhepunkte?

Wir haben ganz viele unterschiedliche Dinge in diesen Jahren erlebt und jeder Bereich hatte seine Höhepunkte.

In Sachen Straßenmusik war unsere Europatour 2008 das schönste Erlebnis:
21 Tage lang spielten wir in den Städten Wien, Budapest, Ljubljana, Venedig, Mailand, Turin, Lyon, Paris, Brüssel, Köln und Frankfurt. Übernachtungsmöglichkeiten organisierten wir uns bei der Straßenmusik mit einem Schild, auf dem drauf stand: „3 Straßenmusiker suchen ein Dach über dem Kopf, um ihre Iso-Matten und Schlafsäcke ausbreiten zu können.“ Das hat auch fast überall geklappt. In Lyon schliefen wir bei einem amerikanischen Schauspieler, der in Transformers mitgespielt hatte und in Paris kampierten wir im Parkhaus vom Louvre.
2013 waren wir als einzige deutsche Band zum größten Straßenmusikfestival der Welt ins italienische Ferrara eingeladen und spielten dort 11 Tage lang vor tausenden von Italienern, die am Ende unsere Texte mitsingen konnten und uns heftig feierten. Wir belegten dort den dritten Platz von mehr als 200 internationalen Gruppen.

Auf der Bühne gab es auch tolle Erfahrungen:
Wir durften 2010 als Support für DJ Bobo auf seiner Europatour spielen und konnten in diesem Rahmen in den ausverkauften größten Hallen Deutschlands (Olympiahalle München, Westfahlenhalle Dortmund, Arena Leipzig, Max-Schmeling-Halle Berlin…) auftreten. Das war eine bombastische Erfahrung.
2014 hatten wir ein Konzert in der Dresdner Kreuzkirche. Ein extrem anmutiger Ort, an dem man sich kaum traut, ein lautes Wort zu sprechen. Beim letzten Song unseres Konzertes kam das Publikum in den riesigen Altarraum vor und tanzte um uns herum. Das war eine magische Stimmung und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben!

6. Kommendes Jahr steht bei euch das Jubiläumskonzert “10 Jahre Stilbruch” vor der Tür. Wo genau seht ihr euch in den nächsten 10 Jahren?

In 10 Jahren sehen wir uns und Stilbruch weiterhin auf den Bühnen und Straßen Deutschlands. Wir hoffen, dass wir mit Musicstarter einen großen Schritt nach vorn machen können, möchten aber auch später, „wenn wir es nicht mehr nötig haben sollten“ immer wieder in die Fußgängerzonen gehen und unsere Musik direkt zu den Menschen bringen, denn diese unmittelbare Nähe zu den Fans kann man auf keiner Bühne erreichen.

7. Wie wird sich das neue Album anhören? Wird es große Unterschiede zu den 3 Vorgänger-Platten geben?

Wir möchten mit dem neuen Album den Weg weiter gehen, den wir mit unserem „Alles kann passieren“-Album eingeschlagen haben. Wir wollen zeigen, dass unsere klassischen Instrumente sehr viel mehr Power haben, als man ihnen weithin zutraut. Außerdem freuen wir uns darauf, wieder mit einem professionellen Aufnahmeteam und tollen Gastmusikern zusammenarbeiten zu dürfen und so auch wieder neue Impulse bei den Aufnahmen zu bekommen, um die Symbiose von Klassik und Rock zu perfektionieren.

8. Ihr werdet Ende Januar 2015 zusammen mit dem Orchester der Philharmonie Sachsen einige Konzerte geben. Seht ihr euch in Zukunft öfters mit einem großen Orchester gemeinsam auf der Bühne oder würdet ihr sogar mit einem Orchester auf Tour gehen wollen?

Das Zusammenspiel mit einem Orchester ist etwas ganz besonderes. Der monumentale Sound, den man in allen Gliedern spürt und die Energie, die man von 50 Musikern bekommt – das ist ein unbeschreibliches Gefühl und wir freuen uns sehr darauf. Wir lieben diesen „großen Klang“ und können uns sehr gut vorstellen, auch eine ganze Tour mit diesen tollen Musikern zu spielen. Allerdings hat auch unsere kleine Dreier-Besetzung ihren Reiz. Das Intime und dennoch Kraftvolle macht genauso viel Spaß, wie das große Monumentale. Daher wäre es toll, wenn wir beide Konzepte immer wieder ausleben könnten.

9. Wie ist es eigentlich, wenn ihr auf Tour seid. Habt ihr irgendwelche Macken, die den anderen einfach nur in den Wahnsinn treiben?

Auf Tour sein heißt immer: Viele, viele Autobahnkilometer und stundenlange Fahrten. Sebastian (Sänger und Cellist) ist meistens der Fahrer und hört am liebsten Nachrichten-Radios, um die aktuellen Stauinfos mitzubekommen. Alle anderen würden zwar lieber Musik hören und greifen dann eher zu Kopfhörern. Friedemann übt gern auf seiner „Übungsgeige“ und zupft irgendwelche Tonleitern hoch und runter – auf die Dauer auch nicht nervenschonend. Gunnar hat meistens sein Drum-Pad auf dem Schoß und hämmert mit den Sticks darauf ein.
Richtig laut wird es bei uns, wenn wir über so sinnvolle Sachen wie „Markus Lanz und Wetten, dass?“ diskutieren. Dann vergehen schon einmal 2 – 3 Stunden mit lustigem und sinnlosem Gequatsche.

10. Hand auf’s Herz: Was war eigentlich eure peinlichste Platte, die ihr euch mal gekauft habt?


Sebastian: „Rednex - Cotton Eye Joe“ (Single)
Friedemann: „Scooter – How much is the fish“ (Single)
Gunnar: „Hugo – Mega Dance“ (Compilation)

11. Fan-Frage von Fine Schmidt: Es gab ja die Schülerband Stilbruch. Warum habt ihr euch so genannt wenn die Idee mit klassischen Instrumenten erst beim Studium entstand?

Liebe Fine, es ist richtig, dass die Schülerband, in der unser Sänger und Cellist Sebastian spielte auch Stilbruch hieß. Damals war die Besetzung allerdings: 2 Akustik-Gitarren, Cello und Geige. Die klassischen Instrumente waren dabei aber nur die Ergänzung der Gitarren. Das Neuartige, das wir dann im Studium verwirklichten, war: Der komplette Verzicht auf jegliche Harmonieinstrumente (Gitarre/ Klavier/ etc.) und damit einhergehend entwickelten wir eine neue Spieltechnik für unsere klassischen Instrumente, um doch einen vollen harmonischen Klang zu entwickeln. Zusammen mit dem Rhythmus-Instrument Schlagzeug war der Stilbruch damit "vollendet".


Vielen Dank Stilbruch!

Unser Anspiel-Tipp: “Nur ein Leben”

 Und hier geht's zur Kampagne von Stilbruch. 

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