Mit Crowdfunding fair shoppen!

Anfang November 2013 traten Clemens und Eric mit ihrem Crowdfundig Projekt "carlo:eco" für faire und nachhaltige Streetwear an. In Zeiten, wo Menschen aus Bangladesch unter unwürdigen Bedingungen für internationale Bekleidungsunternehmen arbeiten müssen, möchten die beiden eine Alternative bieten. Sie wollen zeigen, dass ökologische faire Mode mit Style möglich und bezahlbar ist. Seit Monat ist ihr Onlineshop nun online. Ein Grund für uns, Clemens und Eric nach den Erfolgsfaktoren ihres Crowdfunding Projektes zu befragen.

Hallo Clemens, wieviel Geld konntet ihr insgesamt einsammeln?
Alles in allem haben wir 6.137 € funden können, also 137 € mehr als das Fundingziel. Natürlich haben wir davon auch einen Teil an Startnext und Dresden Durchstarter gespendet, die uns erst die Plattform geboten haben.

Hattet ihr leichtes Spiel mit eurem Projekt?
Leichtes Spiel? Provokante Frage :) Ein Selbstläufer war es jedenfalls nicht. Du musst immer im Gespräch bleiben, nie Kontakte vernachlässigen und einen Herzinfarkt riskieren, wenn nach all der Mühe am letzten Tag (zu Silvester) kurz vor Ende noch ein paar Euro fehlen. Aber zum Schluss ist es ja gut gegangen!

Glücklicherweise habt ihr es überlebt (Stichwort: Herzinfarkt). Welche Ratschläge und Tipps könnt ihr anderen Projektstartern geben?
Der erste Tipp ist wie bereits erwähnt, dass nicht mal das beste Projekt ein Selbstläufer ist. Netzwerken, im Gespräch bleiben, zumindest im deutschsprachigen Raum Plattformen für Werbung suchen. Man muss sich bei der Summe, die man erreichen will auch immer vor Augen halten, wie viele Leute man erreichen muss, wenn nur 1% von denen, die deine Werbung sehen, tatsächlich unterstützen. Bei Unsicherheiten (die wir zu genüge hatten) können wir in Dresden den professionellen Rat von Steffen Peschel empfehlen. Er ist bestens vernetzt und hat uns in Workshops wichtige Grundlagen beigebracht. Des Weiteren sollte das Konzept (inkl. Zielgruppe) wirklich gut durchdacht sein. Die Crowd ist nicht unkritisch - zu recht. Generell sollte man versuchen, jede Frage höflich zu beantworten. Was dir vielleicht logisch vorkommt, kann anderen ein Rätsel sein, weil sie einfach nicht so im Thema sind wie du selbst. Der dritte Tipp ist: unterschätzt den Kommunikationsplan nicht. Schon vor dem Start sollten Pressetermine, Interviews usw. stehen, dann die eigentliche Finanzierungsphase vergeht wie im Flug.

Was sind eurer Meinung nach die drei größten Fehler, die man als Projektstarter machen kann, aber vermeiden sollte?
Die drei größten Fehler sind aus unserer Sicht demnach:
1. In Vergessenheit geraten! Der erste Hype ist groß und man denkt schnell ab jetzt Gesprächsthema zu bleiben, aber man muss selbst dahinter bleiben. Ständig posten, bloggen, sprechen. Lieber einen genervt als von zweien vergessen.
2. Selbstüberschätzung! Egal ob bei der Festlegung der Zielsumme oder im späteren Projektverlauf, verlass dich nicht darauf, das du so viele kennst und es schon gut gehen wird. Wenn du aber nur mal schnell die Anzahl der nötigen Dankeschöns zusammenrechnest und in Relation zur Zielgruppe setzt, dann wird schnell klar, wie wichtig es ist bei all dem nötigen "Think big"-Elan auch mal kleine Brötchen zu backen.
3. Das Pitchvideo vernachlässigen! Ein Großteil derer, die das Projekt auf dresden-durchstarter.de sehen und den Titel interessant finden, schauen sich danach das Video und nur das Video an. Hier muss die ganze Kreativität rein. Ein Projekt kann auch mit einem mittelmäßigen Pitchvideo funktionieren. Aber übertrieben gesagt, entscheidet das Video mit unter über 500 oder 5000€ Unterstützungssumme.

Wann werdet ihr mit dem Versand der Dankeschöns beginnen?

Wir sind bereits mittendrin. Anfang April haben wir die Dankeschöns auf die Reise geschickt. Unsere UnterstützerInnen haben lange genug gewartet. Allerdings gelten unsere fairen und ökologischen Ansprüche natürlich auch für die Dankeschöns. Wir wollten nichts überstürzen und dann vielleicht die falschen T-Shirts wählen.



Was ist euer großes Ziel in diesem Jahr?
Oh, das Jahr ist voller Ziele. Wichtig ist: Shop etablieren, schwarze Zahlen schreiben, ersten Pop-up-Store zur Präsentation organisieren und den Shop international bekannt zu machen. Tschechien und Polen sind definitiv auf der Agenda.

Können wir noch etwas für euch tun?
Bitte informiert euch über die Produktionsweisen von H&M und Co. und was das Gegenkonzept "Slow Fashion" ist. Dann schaut euch im Netz um, wo es sozial verträgliche Kleidung gibt, die euch gefällt. Seit April könnt ihr natürlich gern bei Carlo:eco einkaufen, müsst ihr aber nicht. ;) Hauptsache ist ihr kleidet euch ohne Ausbeutung von Mensch und Natur. Danke!

VIelen Dank für die ehrlichen Antworten. Wir wünschen Clemens und Eric ganz viel Erfolg.

Links:
Carlo:eco auf Dresden Durchstarter
carlo:eco Shop
Videointerview zum Crowdfundig Projekt