Mutige gestalten die Zukunft
Mit den Hooligans gegen Satzbau für Zivilcourage und gegen Rechtsextremismus!
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Mit den Hooligans gegen Satzbau für Zivilcourage und gegen Rechtsextremismus!

Anna Theil
05.04.2016
5 min Lesezeit

Die Hooligans Gegen Satzbau engagieren sich vor allem durch Kommentare in Sozialen Netzwerken, mit denen sie auf menschenfeindliche Aussagen aufmerksam machen. Sie wollen ermutigen und Zivilcourage fördern, damit sich viele in den Weg stellen, wenn Unrecht passiert. Wie sie dazu gekommen sind und wie es weitergeht, erzählen euch die Hools im Interview.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Wir sind die Drei von den Hooligans Gegen Satzbau, genauer gesagt Kiki Klugscheißerhool (Diplom Pädagogin), Elsbeth Grammatikhool (Kulturwissenschaftlerin) und unser Hahn im Korb, der Grafikhool (Creative Director), Kämpfer gegen Menschenfeindlichkeit und für mehr Zivilcourage.
Wir korrigieren und wir machen Mut. Oder besser andersrum: Wir machen Mut, indem wir korrigieren und lachen. Wir springen ein, wenn selbsternannte Politexperten in sozialen Netzwerken einer gefühlten Mehrheit imaginäre Wirklichkeiten als absolute Realität verkaufen und hierbei eine katastrophale Rechtschreibung verwenden. Unser Lebensraum ist in erster Linie Facebook. Hier ist unser Hauptschauplatz.

Konkret sieht das so aus:
Ein besonders stolzer Deutscher verfasst ein menschenfeindliches, hetzendes, zu Gewalt aufrufendes Posting mit diversen Rechtschreibfehlern. Wir stöbern dieses auf, recherchieren Hintergründe des Verfassers und korrigieren das Geschriebene, stets um absolute Höflichkeit bemüht, hinsichtlich der Orthografie. Umrahmt wird eine solche Korrektur mit Tipps zur deutschen Rechtschreibung und der ein oder anderen Information zur Demokratie, übers Grund- oder Strafgesetz, zur deutschen Geschichte und Menschlichkeit.
Vordergründig korrigieren wir, um Aufrechtdeutschen zur absoluten „Deutschness“ zu verhelfen, die diese propagieren. Eigentlich geht es uns jedoch mehr darum, auf die Inhalte aufmerksam zu machen und Reaktionen zu provozieren. Nachdem wir mit dem Finger auf Hassbotschaften aufmerksam gemacht haben, kann man nicht mehr an diesen vorbei gehen. Wir sensibilisieren für die allgegenwärtigen mit Hass und Verachtung gespickten Kommentare, die mittlerweile wieder salonfähig zu sein scheinen.

Auch geht es uns darum, Mut zu machen. Mut, sich gegen diese menschenfeindliche Aussagen zur Wehr zu setzen. Dafür nehmen wir den Kommentaren die Bedrohlichkeit, indem wir gemeinsam über den Verfasser schmunzeln, die Drohgebärde nicht als solche hinnehmen, sondern über sie lächeln.
Wir möchten, dass die Menschen wieder mit offenen Augen durch die Welt gehen, sich in den Weg stellen, wenn Unrecht passiert und das Gespräch suchen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Wir, das heißt Kiki Klugscheißer und Grafikhool, haben, nachdem wir uns unzählige Male über die katastrophale Rechtschreibung der arischen Hasspostings aufgeregt haben, irgendwann angefangen, unter unseren Klarnamenprofilen Neonazis zu korrigieren. Ein gefährliches Unterfangen, wie wir schnell merkten, da sich die stolzen Deutschen ordentlich "an den Eiern" gepackt fühlten und uns bedrohten und beschimpften. Nach ein paar Korrekturen war uns klar, dass wir einen Nerv getroffen haben und dass wir an die Öffentlichkeit damit sollten, um auch andere zu motivieren, mitzumachen. Das war die Geburtsstunde der Hooligans im Oktober 2014.

Wie habt ihr zusammengefunden?

Grafikhool und Kiki sind seit einigen Jahren verheiratet, sie haben sich also bereits vor dem Hooligandasein gefunden. Elsbeth kam dann kurze Zeit später zu uns, als wir merkten, dass uns die Arbeit über den Kopf wuchs. Der Grafikhool schrieb sie an und fragte, ob sie Lust hat uns zu unterstützen. Sie war damals im Mutterschutz, hatte sehr viel Zeit und fiel uns durch ihre direkte und sympathische Art und Weise auf, wie sie jedes unserer Postings kommentierte.

Warum ist es euch wichtig, das Projekt zu realisieren?

Wir sind jetzt innerhalb von 18 Monaten von null auf über hunderttausend Follower auf unserer Facebookseite gewachsen, haben zeitweise eine Reichweite von mehr als zwei Millionen Menschen und dementsprechend viele Nachrichten und Kommentare zu bearbeiten. An sich eine tolle Sache, vor allem, weil wir unglaublich viel positives Feedback bekommen. Viele Menschen bewegen sich durch uns wieder aufmerksamer durch die Informationsflut im Internet und protestieren, wenn Hass gesät wird. Das macht uns stolz und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Mit dem Crowdfunding, wir nennen es im Übrigen liebevoll KRAUTPFANDING, möchten wir unsere Arbeitskraft sichern. Wir haben alle drei unsere Arbeitsstellen, unsere Familien und unsere Kinder, die Minihools. Da bleibt einfach manchmal nicht mehr viel Zeit für die HoGeSatzbau, oder etwas anderes muss zurückstecken oder bleibt gar auf der Strecke. Das ist nicht gut. Wir würden uns gerne, unterstützt von der Amadeu Antonio Stiftung, voll auf unsere Arbeit als Hooligans Gegen Satzbau konzentrieren und mit der Krautpfandingsumme unsere Arbeitskraft für vorerst ein Jahr sichern, um noch mehr Menschen zu erreichen, noch weitere Ideen, wie ein Aufgabenbuch für Schulen oder eine Schulhof-CD, zu entwickeln und endlich alle Nachrichten, die wir erhalten, beantworten zu können.

Welchen Crowdfunding-Tipp könnt ihr zukünftigen Startern weitergeben?

Ein Video, das einschlägt und viral verbreitet wird, ist unbezahlbar und absolut hilfreich, um auf ein Projekt aufmerksam zu machen. Das ein oder andere bekannte Gesicht kann dabei sehr nützlich sein.

Danke für das Interview und viel Erfolg für euer Projekt!

Hier kannst du das Projekt unterstützen.

© Fotos: Hooligans gegen Satzbau

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